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Tuberkulose-Erkrankungen nehmen zu: Neue Fälle an Schule


Nicht jeder Arzt erkennt TBC
Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland steigt

dpa, t-online, MHa

Aktualisiert am 05.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Ein Arzt zeigt einen Tuberkulosefall anhand eines Röntgenbildes.Vergrößern des BildesEin Arzt zeigt einen Tuberkulosefall anhand eines Röntgenbildes (Quelle: Gregor Fischer/dpa-bilder)
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Insgesamt vier Lehrer und Schüler einer Schule in Dresden haben sich mit Tuberkulose infiziert. Wir erklären, was hinter der Krankheit steckt und warum der Erreger so gefährlich ist.

Am Gymnasium der Hoga in Dresden hat es mehrere Fälle von Tuberkulose (TBC) gegeben. Bereits im September hatte sich ein Schüler mit TBC infiziert. "Das war ein Zufallsbefund beim Arzt", sagt Regina Kirschstein, Geschäftsführerin der Hoga-Schulen. Mittlerweile sei die betroffene Person wieder gesund. Nun wurde aber bekannt, dass drei weitere Personen erkrankt sind. Sie wurden durch eine Untersuchung der in Kontakt mit der zunächst erkrankten Person ermittelt. "Bei den bekannten Fällen ist ein Zusammenhang anzunehmen, wobei aufgrund der sehr variablen Inkubationszeit nicht sicher festzustellen ist, von wem die Ansteckung ausging", sagt Jens Heimann, Leiter des Gesundheitsamtes Dresden.

Das Gymnasium und die Oberschule der Hoga bleiben deshalb an zwei Tagen geschlossen. Am Montag werden alle Lehrer auf TBC untersucht. "Darum haben wir das Gesundheitsamt gebeten, auch wenn das laut Infektionsschutzgesetz nicht notwendig ist", sagt Kirschstein. Am Dienstag sollen zudem diejenigen Schüler auf TBC getestet werden, die in Kontakt mit den erkrankten Personen standen. Die Ergebnisse liegen laut Gesundheitsamt in wenigen Tagen vor.

Dieser Vorfall ist nur ein Beispiel von vielen. In Deutschland stecken sich Menschen wieder häufiger mit dem Tuberkuloseerreger an, wie die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen.

Bestätigter Anstieg in Deutschland

In Deutschland erkrankten 2016 nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) 5915 Menschen an Tuberkulose. Die Fallzahlen sind zwar nur etwas höher als die registrierten Fälle in 2015 (5865), aber im Vergleich zu den Jahren davor sind die jüngsten Zahlen deutlich höher:

  • 2014: 4488 Fälle
  • 2013: 4318 Fälle
  • 2012: 4220 Fälle

Damit hat sich der über lange Jahre rückläufige Tuberkulosetrend umgekehrt. 2015 starben 105 Menschen in Deutschland nach einer TBC-Infektion, darunter ein Kleinkind.

Gefährlich: Nicht jeder Arzt erkennt TBC sofort

"Tuberkulose kommt in Deutschland vor. Aber eben nicht so häufig, dass jeder Arzt regelmäßig eine sieht", sagt RKI-Infektionsforscherin Lena Fiebig. Deswegen denkt auch nicht jeder Mediziner bei längerem Husten, schwindenden Kilos und Nachtschweiß sofort an TBC – und einen Röntgencheck.

Damit lassen sich häufig die typischen Veränderungen im oberen Teil der Lunge erkennen. Der Erreger kann aber auch andere Organe befallen. Dann wird die Diagnose aufwendiger.

Warum steigt die Zahl der Infektionen?

"Die Rate in Metropolen ist definitiv höher als im Rest des Landes", bestätigt die Expertin. Das liege daran, dass die Bevölkerung anders zusammengesetzt sei. "Tuberkulose hat immer eine soziale Dimension", berichtet sie. Menschen ohne festen Wohnsitz und aus prekären Lebensverhältnissen hätten ein erhöhtes Risiko, zu erkranken.

Auch Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie eine dichte Besiedlung könne eine Rolle spielen. All das macht Tuberkulosebakterien die Verbreitung in Städten leichter. Dazu kommt die Migration. "Es gibt einen Zusammenhang mit der aktuellen Zuwanderung", sagte Fiebig. "Migration ist aber nicht die Ursache von Tuberkulose, das Bakterium ist es", ergänzte sie.

Warum ist der Erreger so gefährlich?

Tuberkuloseerreger sind tückisch. Man braucht vier Antibiotika gleichzeitig, um sie zu bekämpfen. Eine Standardtherapie dauert sechs Monate und kostet rund 1200 Euro ambulant. Ein wachsendes Problem sind Resistenzen. Damit sind die Bakterien unempfindlich gegen die gängigen Medikamente. Mediziner fordern deshalb, dass dringend neue Medikamente entwickelt werden müssten. Ohne Behandlung kann die Krankheit tödlich sein.

Wie wird Tuberkulose übertragen?

Tuberkulose wird über Tröpfchen in der Atemluft übertragen, ist aber nicht hochansteckend. Bei gesunden Menschen, die mit dem Erreger in Kontakt kommen, erkranken nur etwa fünf bis zehn Prozent, oft auch nicht sofort.

Weltweites Vorkommen von TBC

Tuberkulose gilt als schwerste bakterielle Infektionskrankheit der Welt. Mit dem Erreger Mycobacterium tuberculosis haben sich nach WHO-Schätzungen 2016 10,4 Millionen Menschen angesteckt. Nur rund 20 Prozent von ihnen hatten eine Chance auf eine Heilbehandlung mit Antibiotika. Etwa 1,7 Millionen Menschen starben 2016 durch TBC.

Fachleute bezeichnen die Infektion als "Armutskrankheit", weil sie vor allem in strukturschwachen Regionen in Afrika, Osteuropa und Zentralasien verbreitet ist. Zwei Drittel der Neuinfektionen wurden in Indien, Indonesien, China, Pakistan, Nigeria, Südafrika und auf den Philippinen registriert. Weltweit stecken sich laut WHO Tag für Tag mehr als 30.000 Menschen mit TBC an.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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