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Gelenkersatz bei Arthrose: Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine OP?


Gelenkersatz
Künstliche Hüfte und neues Knie: Wann ist der richtige Zeitpunkt?


Aktualisiert am 31.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Grafische Darstellung eines Hüftimplantats. Bei der Entscheidung für ein künstliches Hüftgelenk spielt der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Denn der Gelenkersatz hält meist nur 20 bis 25 Jahre.Vergrößern des Bildes
Grafische Darstellung eines Hüftimplantats. Bei der Entscheidung für ein künstliches Hüftgelenk spielt der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Denn der Gelenkersatz hält meist nur 20 bis 25 Jahre. (Quelle: peterschreiber.media/getty-images-bilder)

Bei einer Arthrose kann ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk die Lebensqualität verbessern. Wann der beste Zeitpunkt ist, hängt von vielen Faktoren ab.

Bei einer fortgeschrittenen Arthrose in der Hüfte oder in den Knien kann ein künstliches Hüftgelenk Schmerzen lindern und die Lebensqualität deutlich verbessern. Viele Patienten scheuen jedoch den Eingriff oder versuchen ihn möglichst lange hinauszuzögern. Doch wie lange kann man mit der Implantation eines Ersatzgelenks warten, ohne Schäden durch Schonhaltungen oder die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses zu erleiden?

Kunstgelenke als letzte Behandlungsoption

Eine Hüft- oder Knieprothese ist die letzte Behandlungsoption bei fortgeschrittener Arthrose des Gelenks. Laut den aktuellen Leitlinien kommt sie jedoch erst infrage, wenn zuvor alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten – Bewegungstherapie, Schmerzmittel und Gewichtsabnahme – ausgeschöpft worden sind und Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen zu ständigen Begleitern werden.

Wann braucht man eine Hüftprothese?

Drei Viertel der Hüftprothesen werden aufgrund einer Hüftarthrose (Coxarthrose) eingesetzt. Dabei führt der Verlust des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit dazu, dass die Knochen (Hüftpfanne und Hüftkopf) aufeinander reiben. Es kommt zu einer zunehmenden Abnutzung des Gelenks sowie Entzündungsreaktionen, die mit Bewegungseinschränkungen und zunehmenden Schmerzen verbunden sind.

Andere Ursachen einer künstlichen Hüfte sind rheumatisch-entzündliche Gelenkerkrankungen, ein beschädigter Hüftkopf oder ein durch Tumoren zerstörter Knochen. Auch ein Oberschenkelhalsbruch als Folge einer Osteoporose kann ein künstliches Hüftgelenk notwendig machen.

Künstliche Gelenke halten 20 bis 25 Jahre

"Der richtige OP-Zeitpunkt ist eine sehr individuelle Entscheidung“, sagt Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, Präsident der AE (Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V.) und Ärztlicher Direktor des Herzogin-Elisabeth-Hospitals in Braunschweig. Dabei gelte es, verschiedene Faktoren bei der Entscheidung zu berücksichtigen", so Heller weiter. Man wisse, dass etwa die Hälfte aller Hüftprothesen und 15 Prozent aller künstlichen Kniegelenke nach etwa 20 bis 25 Jahren ausgetauscht werden müssten. Jüngere Patientinnen und Patienten sollten daher über die beschränkte Haltbarkeit eines Kunstgelenks ausreichend Bescheid wissen.

"Patienten ab einem Alter von etwa 68 bis 70 Jahren benötigen bei durchschnittlicher Lebenserwartung meist keine Wechsel-Operation“, sagt Heller. "Ist aber der Leidensdruck hoch und der Befund im Röntgenbild deutlich, spielt das Alter keine Rolle: dann operieren wir", so der Orthopäde. Bei einer guten Lebensqualität und erträglichen Beschwerden sei es jedoch möglich abzuwarten. Eine gute konservative Behandlung könne helfen, den Eingriff sogar mehrere Jahre hinauszuzögern oder im Einzelfall sogar ganz zu vermeiden.

Schonhaltungen können großen Schaden anrichten

Unabhängig vom Lebensalter sollten bei allen Betroffenen die Folgen der anhaltenden Bewegungseinschränkungen durch eine schmerzhafte Gelenkarthrose abgewogen werden. "Viele unserer Patienten hinken und entwickeln dadurch ein anderes Gangbild, um das schmerzende Gelenk zu schonen", erklärt Heller aus. Dadurch verändere sich der gesamte Körper und die Körperstatik. Die Muskeln und Sehnen verkürzen und verhärten sich und werden schwach. Die angrenzenden Gelenke und die Wirbelsäule können so Schaden nehmen.

Viele Patienten leiden etwa an chronischen Rückenschmerzen und Verspannungen bis hoch zu Nacken und Schultern. Dies beeinträchtige auch die Teilhabe am sozialen Leben. "Das drückt oft ziemlich auf die Stimmung", sagt Heller und gibt zu bedenken: "Nicht alles, was sich über Jahre verfestigt hat, lässt sich sofort rückgängig machen". Manchmal blieben Spätfolgen trotz erfolgreicher OP bestehen, etwa eine Körperasymmetrie und Fehlhaltungen. Und auch Schmerzen könnten chronisch werden. Denn wenn sie erst einmal im Schmerzgedächtnis verankert sind, verschwinden sie nicht mehr so leicht.

Zu später Eingriff verlängert die Rehaphase

Doch es gebe noch ein weiteres Risiko, wenn der Gelenkersatz zu lange hinausgezögert werde, sagt Heller. Verfestigte, versteifte Gelenke erforderten mitunter eine komplexere Operation. Danach dauere es oft länger, bis der Patient sich erholt habe.

"Insgesamt gelingt die Rehabilitation schneller und vollständiger, wenn man sich in einem guten körperlichen Zustand operieren lässt", sagt Heller. Das beginne schon bei der Frühmobilisation mit Gehstützen und setze sich bei Alltagstätigkeiten und Sport fort. "Es macht für das Ergebnis einen großen Unterschied, ob jemand bereits hochgradig immobil ist oder sich seine Beweglichkeit, Kraft und Balance halbwegs erhalten hat", erklärt der Arzt.

"Jeder Mensch ist unterschiedlich, was seine Belastbarkeit, Schmerzempfinden und Ausgangssituation angeht“, fasst Heller zusammen. Für die einen ist Abwarten die bessere Lösung, bei anderen ist ein früherer Eingriff vorteilhafter.

Ziel sei es, im Rahmen des sogenannten "Shared Decision Making", einer gemeinsamen Abwägung zwischen Patient und Arzt, zu einer passenden Therapieentscheidung zu kommen. "Der Patient sollte nur in begründeten Ausnahmefällen vom Arzt hören: Sie müssen operiert werden."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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