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Thomas-Cook-Pleite: Geplatzte Flitterwochen und Geburtstagsreisen


Thomas-Cook-Pleite
So geht es Reisenden: "Das war's mit dem Urlaub"

Von dpa
23.09.2019Lesedauer: 4 Min.
Reisende am Düsseldorfer Flughafen: Wegen der Thomas-Cook-Insolvenz sind viele Urlauber gestrandet.Vergrößern des BildesReisende am Düsseldorfer Flughafen: Wegen der Thomas-Cook-Insolvenz sind viele Urlauber gestrandet. (Quelle: Roland Weihrauch/dpa-bilder)
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Der lang ersehnte Urlaub, der runde Geburtstag am Pool oder die Flitterwochen unter Palmen: Mit der Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook sind Tausende Reisepläne geplatzt.

Wochen-, wenn nicht monatelange Vorfreude wurde mit nur einer Meldung zerstört. Ob London, Mallorca, Kos oder Frankfurt – die Bilder von geschlossenen Check-in-Schaltern, langen Schlangen und ratlosen Reisenden gleichen sich.

So plötzlich kam die Insolvenz des Reise-Riesen in der Nacht zum Montag, dass Passagiere und auch Mitarbeiter am Morgen von der Nachricht kalt erwischt wurden.

Auch Reisende von Tochterunternehmen sind betroffen

"Wir hatten noch die Hoffnung, dass wir mitkommen können – aber gerade eben wurden wir aus der Schlange rausgezogen", erzählt Daniela Schwenken, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang von Frankfurt aus zehn Tage ins ägyptische Hurghada fliegen wollte.

"Weil wir mit Bucher gebucht haben, dürfen wir nicht mit." Jetzt steht das Paar in der Abflughalle am Terminal 1, die Trolleys im Schlepptau, die Reise-Unterlagen in der Hand. Denn von der Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook sind auch Pauschalreisende vieler Tochterunternehmen betroffen, etwa von Bucher Reisen.

Betroffene am Düsseldorfer Flughafen aus Schlange gezogen

Auch am Düsseldorfer Flughafen sind Passagiere ratlos. "Mir geht's beschissen. Warum fliegen wir nicht?", sagt der Kölner Dieter Lenzen, der am Montag zusammen mit seiner Partnerin nach Fuerteventura wollte. "Wir wurden aus der Schlange gezogen. Wir fliegen nicht. Heute und morgen auf keinen Fall. Das war's mit dem Urlaub."

Außer Deutschland sind vor allem Reisende in Großbritannien von der Pleite betroffen. Kalt erwischt hat es etwa Lewis und Amy Bromiley aus Manchester, die ihre Flitterwochen auf den Malediven verbringen wollten. "Meine Frau und ich sind am Boden zerstört", sagt der 25-jährige Lewis Bromiley der britischen Nachrichtenagentur PA.

7.000 britische Pfund (etwa 7.900 Euro) hatte das Paar nach eigenen Angaben für die vor einem Jahr gebuchte Reise bezahlt. "Wir müssen nun auf die Rückerstattung warten, die Monate dauern kann." Sauer sind die Bromileys über die Abläufe: "Das wurde alles schlecht kommuniziert."

Geburtstagsreise nach Mexiko ist geplatzt

Lisa Godbeer wollte eigentlich mit ihrer Familie von Gatwick aus nach Mexiko fliegen, um dort ihren 40. Geburtstag zu feiern – die zehntägige Reise nach Cancún ist geplatzt. "Ich bin wirklich wütend und auch ein bisschen schockiert", sagte Godbeer aus Sommerset. "Gestern haben wir noch gewitzelt: Stellt euch vor, wir fliegen nach Mexiko, und dann macht Thomas Cook pleite", sagte sie der PA.

Flug in die Türkei gleich zweimal gecancelt

Als Jerry Blackwell am Sonntagabend mit seiner Partnerin vom Londoner Airport Gatwick aus in die Türkei fliegen wollte, wurde der Flug gecancelt – wegen "Erkrankungen von Mitarbeitern", wie PA den 47-Jährigen zitierte.

Ihm wurden stattdessen eine Übernachtung in einem Hotel und ein Flug am Montag angeboten. "Nun fliegen wir gar nicht, und Thomas Cook hat viel Geld und Arbeitsplätze verloren", so der Mann aus Southampton.

Hunderttausende sitzen in Urlaubsorten fest

Anders sieht es für all die Reisenden aus, die aktuell noch an ihrem Urlaubsort und eigentlich mitten in der Erholungsphase sind. Da der britische Konzern nun kein Geld mehr hat und der Betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde, sitzen zahlreiche Menschen im Ausland fest. Allein aus Großbritannien sind es etwa 150.000 Urlauber.

Für sie wirft die Regierung in London die "Aktion Matterhorn" an – die größte Rückholaktion in Friedenszeiten seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Luftfahrtbehörde CAA hat Dutzende Maschinen gechartert, um Urlauber von 55 verschiedenen Reisezielen heimzubringen, aus Kuba, Spanien, Griechenland oder den USA.

"Jeder einzelne da draußen wird zu der Zeit zurück nach Hause kommen, zu der sein Urlaub endet", verspricht CAA-Chefin Deirdre Hutton im Sender BBC. Den Anfang machen unter anderem Urlauber auf den griechischen Ferieninseln Kos, Korfu und Zakynthos.

Sonderflüge der "Aktion Matterhorn" bringen Reisende zurück nach England

Aus Spanien startet ein erster Sonderflug mit 350 Passagieren an Bord Richtung Glasgow. Mindestens vier weitere Sonderflüge der spanischen IAG-Tochter Iberia waren am Montag von Mallorca aus geplant – nach East Midlands, Manchester, Birmingham und Newcastle. Von dort aus soll es mit Bussen in die Heimatstädte gehen.

Sie seien von der Insolvenznachricht überrascht worden, erzählen britische Touristen auf Mallorca. "Wir hatten für heute Vormittag um 10.30 Uhr einen Flug nach Glasgow, nun sollen wir abends nach Manchester fliegen", zitiert die Zeitung "El País" den jungen Briten Sam, der von einem einwöchigen Urlaub mit seiner Freundin zurück reist. Ein britischer Familienvater, der mit Frau, zwei Kindern und vielen Koffern nach Hause fliegen wollte, seufzt: "Das wird ein langer Tag."

Letzter Thomas-Cook-Flug landete am Montagvormittag

Geradezu historisch wird es am Montagvormittag in Manchester. Dort landet nach Flughafenangaben der letzte Flug in der 178-jährigen Unternehmensgeschichte von Thomas Cook. Die Maschine war in der US-Stadt Orlando gestartet, kurz bevor der Konzern den Betrieb eingestellt hat. Passagiere berichten von emotionalen Szenen an Bord.

  • Thomas-Cook-Pleite: Was bedeutet die Insolvenz für Reisende?
  • Newsblog zur Insolvenz: 140.000 deutsche Urlauber gestrandet
  • 600.000 Urlauber betroffen: Condor darf Kunden nicht befördern


"Die Besatzung wusste bis zur Landung nicht, was passiert. Einige haben geweint", sagt ein Reisender namens Grant am Montag dem Sender Sky News. Die Crew habe sich aber bis zuletzt äußerst professionell verhalten. Passagier Gary Bell berichtete, dass an Bord für die Besatzung gesammelt worden sei. Immer wieder hätten die Reisenden der Crew applaudiert. Die Piloten und das Kabinenpersonal sehen schwierigen Zeiten entgegen – weltweit sind etwa 21.000 Mitarbeiter von der Pleite betroffen, davon rund 9.000 allein in Großbritannien.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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