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Nahost-Lage im Überblick: Iran greift Israel mit Dutzenden Drohnen an


Krise in Nahost eskaliert
Armeesprecher: "Sind auf das Schlimmste vorbereitet"

Von t-online, wan, lim, cck

Aktualisiert am 14.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Aufnahmen zeigen Raketeneinschläge in Israel. (Quelle: t-online)
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Der Iran hat in der Nacht zum Sonntag Dutzende Drohnen in Richtung Israel geschickt, Israel berät über eine Reaktion. Die Lage im Überblick.

Der Iran hat in der Nacht zum Sonntag Israel mit Raketen und Drohnen angegriffen. Rund 300 Drohnen und Raketen setzte der iranische Staat nach Angaben des israelischen Militärs ein. Das israelische Kriegskabinett ist zu einer Sitzung zusammengekommen. Die USA wollen sich heute mit den Regierungschefs der G7-Staaten beraten.

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Das ist bislang bekannt

Der Iran hat seine Drohung eines Vergeltungsschlags gegen Israel wahr gemacht und nach israelischen Angaben rund 300 Drohnen und Raketen gestartet. Darunter seien Dutzende Boden-Boden-Raketen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Seinen Angaben zufolge fing das israelische Militär 99 Prozent der Geschosse aus dem Iran ab. Ein Mädchen sei verletzt, eine Militärbasis leicht beschädigt worden.

Laut dem israelischen Militär sind vor allem militärische Anlagen das Ziel gewesen. In mehreren Städten heulten die Sirenen. Am frühen Morgen gab der israelische Heimatschutz zunächst Entwarnung.

Hagari sagte: "Die iranische Bedrohung ist auf die israelische Überlegenheit in der Luft und im technologischen Bereich getroffen, in Kombination mit einer starken, kämpferischen Koalition, die gemeinsam den Großteil der Bedrohungen abgefangen hat." Hagari bezeichnet Irans Vorgehen als "sehr schwerwiegend". Die Region werde dadurch in eine Eskalation gedrängt. Die israelischen Streitkräfte seien weiterhin voll einsatzfähig. Weitere Maßnahmen würden diskutiert.

Iran hatte seinen Angriff angekündigt. "Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel) hat vor Minuten begonnen", hieß es am Samstag in den Untertiteln des Staatsfernsehens kurz vor Mitternacht Ortszeit. Wenige Stunden später erreichten die ersten Raketen Israel.

Wie sind die Reaktionen?

China zeigt sich tief besorgt. "China bringt seine tiefe Besorgnis über die aktuelle Eskalation zum Ausdruck und fordert die maßgeblichen Parteien auf, Ruhe und Zurückhaltung zu üben, um weitere Eskalationen zu verhindern", sagte ein Außenamtssprecher am Sonntag. Die Volksrepublik rufe die internationale Gemeinschaft, "insbesondere Länder mit Einfluss, dazu auf, eine konstruktive Rolle für den Frieden und die Stabilität der Region zu spielen".

US-Präsident Joe Biden wird sich an diesem Sonntag mit der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien beraten. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, "um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Irans zu koordinieren", teilte Biden in Washington mit. Er habe kurz zuvor mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert und ihm Amerikas unerschütterliche Unterstützung für die Sicherheit Israels zugesichert. Mehr zur US-Reaktion lesen Sie hier.

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Auch Kanzler Olaf Scholz kündigte Beratungen an. "Wir stehen eng an der Seite Israels und werden jetzt mit unseren Verbündeten alles Weitere besprechen", schrieb er auf der Plattform X. "Der Luftangriff auf israelisches Staatsgebiet, den Iran heute Nacht begonnen hat, ist unverantwortlich und durch nichts zu rechtfertigen. Iran riskiert einen Flächenbrand."

Wie wird der Angriff im Iran kommentiert?

Präsident Ebrahim Raisi sagte, Irans Revolutionsgarden haben dem Erzfeind Israel eine "Lektion" erteilt. "Die Bestrafung des Aggressors, die das aufrichtige Versprechen des mächtigen und weisen Führers der Islamischen Revolution war, hat sich erfüllt", sagte Raisi laut einer Mitteilung des Präsidialamts. Gleichzeitig warnte Raisi auch Israels Verbündete vor Gegenangriffen: "Wir raten den Anhängern des Besatzungsregimes, diese verantwortungsvolle und verhältnismäßige Aktion der Islamischen Republik Iran zu würdigen. Wenn das zionistische Regime oder seine Unterstützer unbesonnenes Verhalten an den Tagen legen, werden sie eine entschiedene und sehr viel stärkere Antwort erhalten."

Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei hat in den sozialen Medien seine Drohungen gegen den jüdischen Staat bekräftigt. "Das boshafte Regime wird bestraft werden", heißt es beim offiziellen Account des Religionsführers auf der Plattform X. Das Zitat stammt aus einer Rede vom vergangenen Mittwoch.

Der Iran hat sich in einer Stellungnahme auf den Artikel 51 der UN-Charta berufen, um seinen Angriff auf Israel zu rechtfertigen. Dieser behandelt das Recht auf Selbstverteidigung. Man habe auf die "Aggression" Israels durch einen Bombenangriff auf eine iranische diplomatische Mission in Damaskus reagiert. Dabei waren hochrangige Militärvertreter getötet worden.

Der iranische Kronprinz Reza Pahlavi, ein Oppositioneller, verurteilt hingegen den Angriff auf Israel: "Chameneis Krieg ist nicht der Krieg des Iran oder der iranischen Nation", schreibt Pahlavi, der in den Vereinigten Staaten im Exil lebt, auf Facebook. "Chamenei und sein Regime haben den Iran in ein rückständiges und isoliertes Land verwandelt, und indem sie die Nation und den Staat in einen weiteren Krieg verwickeln, tragen sie nur zum Elend der Iraner bei", fügt er hinzu.

Der Weg zu "dauerhaftem Frieden und Sicherheit im Nahen Osten", schreibt Pahlavi, "besteht darin, das iranische Volk zu unterstützen, das dafür kämpft, unser Land und unseren rechtmäßigen Platz in der Welt zurückzuerobern." Auch weitere prominente iranische Oppositionelle verurteilen den Angriff und bezeichnen ihn als Verstoß gegen den Willen der meisten Iraner. Sie fordern die Bevölkerung auf, sich dem Regime entgegenzustellen.

Wie wird Israel antworten?

Nach israelischen Medienberichten ist mit einer "erheblichen Reaktion" Israels zu rechnen. Dies berichteten das israelische Fernsehen und die Zeitung "Haaretz". Der israelische Fernsehsender Channel 12 und weitere Medien berichteten am Mittag übereinstimmend, dass sich das Kriegskabinett um 14.30 Uhr (MESZ) versammeln werde, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Außenminister Israel Katz sagte, Israel werde sein Vorgehen genau abwägen. Er betonte in einem Interview mit dem israelischen Armeesender: "Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig." Die konkrete Frage einer möglichen Reaktion werde allerdings in einem angemessenen Rahmen unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu besprochen.

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Nach den Worten von Verteidigungsminister Joaw Gallant hat Israel die erste große Welle iranischer Drohnen- und Raketenangriffe abgewehrt. Die Konfrontation sei aber noch nicht vorbei, sagt er in einer Video-Botschaft. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt auf dem Kurznachrichtendienst X: "Wir haben abgefangen, wir haben abgewehrt, zusammen werden wir gewinnen."

Der Chef-Sprecher des israelischen Militärs, Konteradmiral Daniel Hagari, bezeichnete am Sonntag Irans Vorgehen als "sehr schwerwiegend". Die Region werde dadurch in eine Eskalation gedrängt. Die israelischen Streitkräfte seien weiterhin voll einsatzfähig. Weitere Maßnahmen würden diskutiert.

Arye Shalicar, ein weiterer Sprecher des israelischen Militärs, sagte t-online, dem Mullahregime sei nicht zu trauen. "Das Militär ist auf das Schlimmste vorbereitet." Er gehe davon aus, dass die israelische Staatsspitze nun in Absprache mit den internationalen Partnern wie den USA eine besonnene Antwort finden werde. Der Iran sei der zentrale Faktor für Unsicherheit und Instabilität in der Region. "Eine übereilte Reaktion wäre zu gefährlich", so Shalicar.

Man habe neben dem Iran auch die mit Iran verbündeten Kräfte durchgehend im Blick. In den vergangenen zwei Tagen hatte es etwa mehrere Raketenangriffe der Hisbollah-Miliz aus dem Libanon auf Israel gegeben.

Was ist vor Irans Angriff passiert?

Die militärischen Spannungen im Nahen Osten hatten sich verschärft, nachdem bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf das Botschaftsgelände des Iran in Syrien am 1. April mehrere Mitglieder der iranischen Al-Kuds-Brigaden getötet worden waren, darunter zwei Brigadegeneräle. Die Al-Kuds-Brigaden unterstützen Berichten zufolge sowohl die Hamas im Gazastreifen als auch die Hisbollah im Libanon bei ihren Attacken gegen Israel.

Der Iran hatte nach dem Angriff in Damaskus Vergeltungsschläge angekündigt. Bis zuletzt hatten westliche Politiker den Iran dazu aufgerufen, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte in einem Telefonat mit ihrem iranischen Amtskollegen den Iran zu Besonnenheit aufgerufen.

Seit der Errichtung der Islamischen Republik Iran im Jahr 1979 ist das Verhältnis zwischen dem Iran und Israel enorm angespannt. Der Iran erkennt Israel nicht als legitimen Staat an und fordert immer wieder seine Vernichtung.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
  • Gespräch mit Arye Shalicar
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