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Fidel Castro wird 90: Warum der Kuba-Revolutionsführer wohl jünger ist


Mehrere Geburtstage
Kuba-Revolutionsführer Fidel Castro wird 90 - oder auch nicht

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 13.08.2016Lesedauer: 4 Min.
Fidel Castro bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte im April 2016.Vergrößern des BildesFidel Castro bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte im April 2016. (Quelle: dpa-bilder)
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Am 13. August feiert ganz Kuba den 90. Geburtstag seines ehemaligen Revolutionsführers Fidel Castro. Doch in Wahrheit ist der Máximo Líder wohl jünger. Als Kind machte er sich ein Jahr älter - um früher aufs Kolleg zu kommen.

1926 gilt als das offizielle Geburtsjahr Castros. Am 13. August kommt Fidel Castro Ruz in dem Ort Birán im Osten Kubas als unehelicher Sohn des spanischstämmigen Großgrundbesitzers Ángel Castro Argiz und dessen Hausangestellter zur Welt.

Geburtsjahr vordatiert

Fidel geht mit den Kindern der Landarbeiter zur Schule und lernt schon als kleiner Junge die bittere Armut kennen, in der die meisten Kubaner leben.

Sein mittlerweile verstorbener Bruder Ramón (1914-2016) behauptete, Fidel wollte früher als andere Kinder zur Schule gehen und deshalb sei sein tatsächliches Geburtsjahr von 1927 auf 1926 vordatiert worden. Um im Jahr 1941 das Jesuiten-Kolleg in Havanna besuchen zu können, wofür Castro mit 14 eigentlich noch zu jung war, wurde kurzerhand eine neue Taufurkunde mit dem Geburtsjahr 1926 ausgestellt.

Fidel-Castro-Biograf Volker Skierka deutet gegenüber t-online.de an, dass Castro heute sogar noch ein Jahr jünger sein könnte, also 88. Der Biograf hat in seinem Buch die erste Seite eines Briefes aus dem Jahr 1940 von Fidel Castro an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt abgedruckt. Darin schreibt Fidel Castro: "I'm 12 years old." Demnach könnte das wahre Fidel-Geburtsjahr 1928 sein, was sich aber nicht durch Dokumente belegen lässt.

"Ruhm und Glorie" als Lebensplan

Nach dem Abitur nimmt Castro ein Jura-Studium in Havanna auf. Sofort mischt er in der Uni-Politik mit, die von Gangstern und parteinahen Schlägertrupps dominiert wird. Mit seinen Ambitionen hält der junge Mann nicht hinter dem Berg. Er wolle "Ruhm und Glorie", beschreibt er in einem Gespräch mit Kommilitonen seine Lebenspläne. Vom spartanischen Revolutionär ist Castro damals noch weit entfernt: Er trägt Nadelstreifenanzug und fährt ein Cabriolet.

Nach dem Examen gründet er mit zwei Kollegen eine Anwaltskanzlei. Seine wahre Leidenschaft gilt allerdings längst der Politik. 1952 kandidiert er für einen Sitz im Kongress.

Batista-Putsch verhindert zivile Politik-Karriere

Doch dann putscht General Fulgencio Batista und sagt die Wahlen ab. Damit verhindert er eine zivile Karriere des Politikers Fidel Castro und erschafft einen Revolutionär.

Mit einer Handvoll Getreuen überfällt Castro am 26. Juli 1953 die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba. Doch die Aktion ist dilettantisch geplant, die Soldaten schlagen die Attacke zurück. Castro wird vor Gericht gestellt und sagt in einer flammenden Verteidigungsrede: "Verurteilt mich, die Geschichte wird mich freisprechen."

Che Guevara im Exil kennen gelernt

Er wird zu 15 Jahren Haft auf einer Gefängnisinsel verurteilt, kommt dank einer Amnestie allerdings bereits nach zwei Jahren wieder frei. Mit seinem Bruder Raúl geht er nach Mexiko und baut dort einen Stoßtrupp auf, um die Revolution nach Kuba zu tragen. Im Exil lernt er seinen argentinischen Mitstreiter Ernesto "Che" Guevara und den kubanischstämmigen Militärexperten Alberto Bayo kennen, der ihn in die Feinheiten der Guerilla-Taktik einweiht.

Ende 1956 kehrt Castro an Bord der Jacht "Granma" und begleitet von 81 Kämpfern nach Kuba zurück. Nach zunächst schweren Verlusten macht die Revolutionsarmee immer mehr Boden gut und geht Ende 1958 in die Offensive. In der Silvesternacht flieht Diktator Batista, am Neujahrsmorgen 1959 verkündet Castro den Sieg der Revolution.

Auch eigene Familie wird enteignet

Mit harter Hand baut er Kuba um: Er lässt nicht nur ausländische Unternehmen beschlagnahmen, er enteignet auch seine eigene Familie. "Was zum Teufel macht Ihr mit meinem Land?", soll seine aufgebrachte Mutter Lina geschimpft haben. Gleichzeitig leitet Castro eine Bildungsoffensive ein und gewährt allen Bürgern Zugang zu kostenloser medizinischer Versorgung.

Mit der Landreform bringt er allerdings auch den mächtigen Nachbarn USA gegen sich auf. Washington verhängt ein Handelsembargo gegen die Karibik-Insel und versucht mit der Invasion von bewaffneten Exilkubanern in der Schweinebucht das Ruder noch einmal herumzureißen. Einen neuen Verbündeten findet Castro in Moskau. Die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba bringt die Welt 1962 an den Rand eines Atomkriegs.

Castro ist nicht nur der unumstrittene "Máximo Líder" auf Kuba, sondern positioniert sich auch als wichtiger Führer der Bewegung der Blockfreien Staaten. "Er hat gezeigt, dass sozialistische Revolutionen in der Dritten Welt möglich sind", sagt Kuba-Experte Bert Hoffmann vom GIGA-Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg. "Kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung waren weltweit bewunderte Errungenschaften."

Kuba-Zusammenbruch knapp verhindert

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stürzt Kuba in eine tiefe wirtschaftliche Krise. Viele Kubaner erinnern sich noch heute mit Schaudern an die Entbehrungen während der sogenannten Sonderperiode Anfang der 1990er Jahre. Durch eine Forcierung des Tourismus und eine Kooperation mit dem ölreichen Venezuela kann die sozialistische Regierung den Zusammenbruch schließlich verhindern.

Wegen einer komplizierten Operation tritt Fidel Castro am 31. Juli 2006 zunächst vorläufig zurück, zwei Jahre später wird sein Bruder Raúl dann offiziell als Staatschef bestätigt. Er hat nicht das Charisma seines großen Bruders, führt dessen politisches Projekt aber zunächst ohne große Brüche weiter.

Von Zeit zu Zeit kommentiert Fidel Castro das Weltgeschehen noch in den Leitartikeln der Parteizeitung "Granma". Über echte politische Macht verfügt er aus Sicht von Experten nicht mehr. "Man braucht ihn aber als Galionsfigur, als ideelle Rechtfertigung, gerade jetzt in der Phase der Annäherung an die USA", sagt Castro-Biograf Skierka.

Doch Castro denkt an den nahenden Tod. "Wir alle kommen an die Reihe", sagte Fidel Castro im vergangenen April auf dem Kongress der Kommunistischen Partei, wo er eine Abschiedsrede hielt. Das Memento Mori des greisen Revolutionsführers rührte einige Delegierte zu Tränen. Er trotzte in seiner Amtszeit zehn US-Präsidenten, installierte sein sozialistisches Regime direkt vor der Haustür des Erzfeindes und überlebte angeblich über 600 Mordanschläge.

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