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Coronavirus: Mundschutz konfisziert? USA weist Berliner Vorwürfe zurück


Schwere Vorwürfe aus Berlin: Jetzt reagiert das Weiße Haus


Aktualisiert am 05.04.2020Lesedauer: 3 Min.
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Wer hat wem etwas weggenommen?: Wegen der Corona-Krise gibt es in vielen Ländern Engpässe bei medizinischer Ausrüstung.Vergrößern des Bildes
Wer hat wem etwas weggenommen?: Wegen der Corona-Krise gibt es in vielen Ländern Engpässe bei medizinischer Ausrüstung. (Quelle: photonews.at/imago-images-bilder)

Hat Washington eine Lieferung von 200.000 Schutzmasken für Berlin umgeleitet? Entsprechende Berichte des Berliner Senats hat das Weiße Haus auf Nachfrage von t-online.de zurückgewiesen.

Die Aufregung ist groß: Berlin muss in der Corona-Krise auf eine dringend benötigte Lieferung von 200.000 medizinischen Schutzmasken verzichten. Grund: Die USA hätten die Ware in Bangkok konfisziert, wie Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Freitag mitteilte. Die Masken der Klasse FFP-2, die vor Ansteckung mit dem Coronavirus schützen können, waren nach seinen Angaben für die Polizei der Hauptstadt bestimmt. Berlin habe sie bei einem US-Unternehmen bestellt und bezahlt. Nach Recherchen des "Tagesspiegel" wurden sie in China hergestellt, offizielle Angaben dazu lagen nicht vor.

Nun reagiert das Weiße Haus auf die Vorwürfe aus Berlin – und hat auf Anfrage von t-online.de die Anschuldigungen zurückgewiesen. Die USA hätten keinerlei Masken, die in ein anderes Land geliefert werden sollten, beschlagnahmt oder an sich genommen. Ein hoher Regierungsbeamter sprach bei den Vorwürfen von Desinformation, die "komplett falsch" sei. Die USA würden selbst große Mengen an medizinischem Material im Lande produzieren. Komme es zum Ankauf von Materialien aus anderen Staaten, beschreite man die "angemessenen Kanäle".

Auch aus anderen Ländern kamen Vorwürfe

Berlin steht mit dem Verlust nicht allein da. Zuvor hatte Frankreich den USA die gleichen Vorwürfe gemacht. Die USA bestritten allerdings ebenfalls, Frankreich Schutzmasken aus China weggekauft zu haben. "Die US-Regierung hat keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte", sagte ein US-Regierungsvertreter zuvor. Die Präsidenten von drei französischen Regionen hatten den USA unsolidarisches Verhalten vorgeworfen, auch Kanada lässt solche Berichte prüfen. Eine Regierungssprecherin in Paris sagte am Freitag, es gebe "weltweite Spannungen" auf dem Markt für Schutzbekleidung.

Der US-Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, nannte die Vorwürfe aus Frankreich "komplett falsch". Sie kommen unter anderem aus den beiden am meisten betroffenen Regionen im Grenzgebiet zu Deutschland und dem Pariser Großraum. Frankreich zählt inzwischen fast 5.400 Corona-Tote, die USA mit ihrer rund fünf Mal so großen Bevölkerung mehr als 5.900.

Lieferung weggeschnappt?

"Wir haben uns von Amerikanern, die uns überboten haben, eine Lieferung wegschnappen lassen", sagte etwa die Präsidentin der französischen Hauptstadtregion Ile-de-France, Valérie Pécresse, im Fernsehsender LCI. Der Präsident der an Deutschland angrenzenden Region Grand Est, Jean Rottner, betonte, die Amerikaner würden von Frankreich bestellte Masken "auf dem Rollfeld" in China aufkaufen: "Sie zücken Bargeld und zahlen drei oder vier Mal so viel wie unseren Bestellpreis."

Interessieren Sie sich für US-Politik? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Auch die südliche Provinz Provence-Alpes-Côte d'Azur bestätigte, von solchen Vorfällen gehört zu haben. Der französische Premierminister Edouard Philippe sprach von "echten Schwierigkeiten" beim Beschaffen von Schutzmasken und einer "beträchtlichen Nachfrage der Vereinigten Staaten in China". Französische Bestellungen würden "nicht immer geliefert", sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Frankreich hat mehr als eine Milliarde Schutzmasken in China bestellt.

Kanada ordnet Überprüfung an

Vorwürfe an die USA sind inzwischen auch in kanadischen Medien laut geworden. Premierminister Justin Trudeau ordnete an, die "besorgniserregenden" Berichte zu überprüfen. Er könne die riesige Nachfrage aus den USA verstehen, sagte Trudeau mit Blick auf die mehr als 5.900 Todesfälle im Nachbarland. Aber auch in Kanada sei die Lage ernst. "Wir müssen sicherstellen, dass für Kanada bestimmte Ausrüstung nach Kanada kommt und dort bleibt", betonte er.

Wegen der Corona-Krise gibt es in vielen Ländern Engpässe bei medizinischer Ausrüstung. Es mangelt vor allem an Profi-Schutzmasken, wie sie von Ärzten und Krankenschwestern sowie Altenpflegern benötigt werden. Zunehmend werden auch in der Bevölkerung Schutzmasken nachgefragt. Als erstes Land in Europa hatte Österreich eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes für Supermärkte angekündigt, die Auflage gilt ab Montag. Einzelne deutsche Gemeinden wie Jena in Thüringen zogen nach.

Verwendete Quellen
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