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Nahost-Konflikt: Rund 1750 Raketenabschüsse auf Israel - Viele Tote in Gaza


Rund 1750 Raketenabschüsse auf Israel - Viele Tote in Gaza

Von dpa
Aktualisiert am 13.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Israelische Abwehrraketen fangen Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden.Vergrößern des BildesIsraelische Abwehrraketen fangen Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden. (Quelle: Ilia Yefimovich/dpa./dpa)
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Jerusalem/Gaza/Berlin (dpa) - Nach der Eskalation im Gaza-Konflikt zeichnet sich vorerst kaum Beruhigung ab. Militante Palästinenser im Gazastreifen setzten auch drei Tage nach Beginn der Raketenangriffe den Beschuss Israels fort.

In mehreren deutschen Städten gab es anti-israelische und antisemitische Demonstrationen. Dabei wurden auch israelische Flaggen angezündet. In verschiedenen Bundesländern reagierten die Sicherheitsbehörden mit erhöhter Wachsamkeit oder verstärkten den Schutz jüdischer Einrichtungen.

Im Großraum Tel Aviv, dem am dichtesten besiedelten Gebiet Israels, heulten die zweite Nacht in Folge Warnsirenen. Das israelische Militär setzte am Donnerstag seine massiven Angriffe auf das Küstengebiet fort. Einem Armeesprecher zufolge wurden in Israel bislang sieben Menschen durch Beschuss getötet. Im Gazastreifen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 103 Menschen seit der Eskalation der Gewalt.

Nach Angaben der Armee wurden seit Montagabend rund 1750 Raketen auf Israel abgefeuert. Rund 300 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Nach Ansicht des Militärs könnte dies Opfer zur Folge haben. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel ("Iron Dome") betrage weiterhin im Schnitt rund 90 Prozent. Zur Größe des Raketenarsenals der militanten Palästinenser äußerte sich der Sprecher nicht. Sie hätten einen sehr großen Bestand gehabt. Noch immer verfügten sie über eine beträchtliche Menge. Nach Angaben von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurden bislang schon fast 1000 Ziele der militanten Palästinenser beschossen.

Verteidigungsminister Benny Gantz genehmigte angesichts der Eskalation die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten. Am Dienstag hatte die israelische Armee bereits 5000 Reservisten mobilisiert.

In der vergangenen Nacht und am frühen Morgen verstärkten israelische Kampfflugzeuge ihre Angriffe auf Einrichtungen der Hamas und der militanten Gruppe Islamischer Dschihad. Nach Armee-Angaben wurde erneut ein mehrgeschossiges Gebäude beschossen. Im Vergleich zu früheren israelischen Einsätzen waren die Zerstörungen der vergangenen Tage im Gazastreifen sehr groß.

Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Bild": "Zumindest die jüngste Eskalation hat Hamas mutwillig herbeigeführt, indem sie über tausend Raketen auf israelische Städte geschossen hat." Deutschland setze sich für ein sofortiges Ende der Gewalt ein. Hierzulande solle die Polizei "mit höchster Aufmerksamkeit jüdische Einrichtungen schützen".

In der Bundesrepublik kam es zu mehreren antisemitischen und anti-israelischen Demonstrationen. In Gelsenkirchen stoppte die Polizei am Mittwochabend einen Demonstrationszug, der sich in Richtung Synagoge bewegte. In einem per Twitter verbreiteten Video des Zentralrats der Juden sind Sprechchöre mit antisemitischen Inhalten zu hören.

Die Polizei identifizierte nach den Vorfällen einen Tatverdächtigen. Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Deutsch-Libanesen aus Gelsenkirchen, wie die Polizei am Donnerstagabend mitteilte. Der Staatsschutz habe eine Ermittlungskommission eingerichtet, um zügig weitere Details aufzuklären.

Auch in Hannover musste die Polizei bei einer Anti-Israel-Demonstration einschreiten. Zudem wurden in mehreren Städten israelische Flaggen angezündet. Maas forderte ein Verbot der Demos, "wenn Straftaten zu erwarten sind".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Ereignisse in Deutschland. "Nichts rechtfertigt die Bedrohung von Jüdinnen und Juden in Deutschland oder Angriffe auf Synagogen in deutschen Städten", sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag für die "Bild"-Zeitung.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron will unterdessen zu einer raschen Beruhigung des Konflikts beitragen. In einem Telefonat mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas habe der 43-Jährige die Raketenangriffe der islamistischen Hamas und "anderer terroristischer Gruppen" auf Israel verurteilt, teilte der Élyséepalast in Paris mit. Macron habe auch sein Beileid für die zahlreichen Opfer in der palästinensischen Zivilbevölkerung bekundet. Er wolle auch mit Netanjahu telefonieren.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist zuletzt wieder aufgeflammt. Er spitzte sich im muslimischen Fastenmonat Ramadan und nach der Absage der Parlamentswahl in den Palästinensergebieten immer weiter zu. Als Auslöser gelten etwa Polizei-Absperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden. Hinzu kamen drohende Zwangsräumungen von Familien und daraus resultierende Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Konflikt greift zunehmend auch auf Orte im israelischen Kernland über - mit Gewalttaten von Arabern gegen Juden und umgekehrt.

Der Status Jerusalems ist seit langem eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als "ewige und unteilbare Hauptstadt" für sich. Die Palästinenser halten am Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines unabhängigen Staates fest.

Die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas hat sich zum Verteidiger Jerusalems erklärt. Von Israel verlangte sie zu Wochenbeginn per Ultimatum unter anderem, dass alle israelischen Polizisten und Siedler den Tempelberg und Scheich Dscharrah verlassen - Israel folgte dem nicht. Die Hamas hat ihren Raketenbeschuss unter das Motto "Schwert von Jerusalem" gestellt. Israel nennt seinen Einsatz "Wächter der Mauern".

Israels Sicherheitskabinett hat zuletzt eine Ausweitung des Militäreinsatzes beschlossen. Die Armee solle gezielt "Symbole der Hamas-Herrschaft" in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12. Am Mittwoch hatte die Armee gezielt hochrangige Vertreter von Hamas und Islamischem Dschihad angegriffen. International wuchs die Besorgnis über eine weitere Eskalation des Konflikts.

Seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Jahre 2007 haben sich Israel und die radikale Palästinenserorganisation drei Kriege geliefert. Der letzte war 2014. Mit einer Dauer von zwei Monaten war er der längste. Andere Waffengänge dauerten von 48 Stunden bis einen Monat.

Israel und Ägypten halten den dicht besiedelten Gazastreifen unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Menschen leben dort nach Angabe von Hilfsorganisationen unter miserablen Bedingungen. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat die Zerstörung Israels zu ihrem Ziel erklärt.

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