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"Sie haben heute die Vakuumbombe eingesetzt"

Von Christoph Cöln

Aktualisiert am 01.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Grausame Kriegstaktiken: Russlands Luftwaffe geht anscheinend mit verbotenen Waffen vor – steckt auch der Frust des russischen Machthabers dahinter? (Quelle: t-online)
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Streumunition, Vakuumbomben, schwere Luftangriffe. Die russische Kriegsführung wird offenbar immer grausamer. Um den ukrainischen Widerstand zu brechen, soll Putins Militär nun auch verbotene Waffen einsetzen.

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg in der Ukraine wird nach Ansicht von Experten immer brutaler geführt. Von der Kampfbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte und dem Widerstand der ukrainischen Führung offenbar überrascht, nimmt Russlands Militär daher einen Strategiewechsel vor. Wladimir Putin schickt nun immer mehr Bodentruppen in das Land. Schwere Artillerie rückt ein.

Luftaufnahmen zeigen einen bis zu 60 Kilometer langen Militärkonvoi, der sich auf die Hauptstadt Kiew zubewegt. Gleichzeitig werden die Bombenangriffe auf ukrainische Städte verstärkt. Dabei benutzen die russischen Streitkräfte wohl auch international geächtete Waffen.

"Es wird einen Kampf der verbundenen Waffen (Anm. d. Red.: operativ-taktisches Einsatzkonzept) geben, die russischen Streitkräfte werden wahrscheinlich härter vorgehen, sie werden wahrscheinlich flächendeckende Bombardements durchführen", sagte Franz-Stefan Gady am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk (DLF). "Das sind alles keine guten Nachrichten für die ukrainischen Streitkräfte, aber vor allem auch nicht für die Zivilbevölkerung."

Der Politikberater und Analyst vom International Institute for Strategic Studies (IISS) in London sieht die ukrainische Verteidigung auf verlorenem Posten. Es gebe keinen Grund für Zweckoptimismus: "Dies ist erst der Anfang des Krieges."

Raketen mit thermobarischem Gefechtskopf

Schon diese ersten Tage des Krieges waren voller Schreckensmeldungen. "Sie haben heute die Vakuumbombe benutzt", berichtete die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarowa, am Montag vor amerikanischen Kongressabgeordneten. "Die Zerstörungen, die Russland in die Ukraine trägt, sind sehr groß."

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Oksana Markarowa: Die ukrainische Botschafterin in Washington macht Russland schwere Vorwürfe.
Oksana Markarowa: Die ukrainische Botschafterin in Washington macht Russland schwere Vorwürfe. (Quelle: Olena Khudiakova/imago-images-bilder)

Eine offizielle Bestätigung für den Einsatz der Vakuumbombe gibt es bislang nicht. Bilder aus der vergangenen Woche zeigen jedoch den Transport der für den Abschuss der Waffe benötigten Artilleriegeschütze TOS-1A in die Ukraine. Das Kürzel TOS steht für "schweres Flammenwerfersystem". Es handelt sich um einen 24-flammigen Raketenwerfer, der auf dem Fahrgestell eines T-72-Panzers montiert ist. Seine Raketen sind mit einem thermobarischen Gefechtskopf ausgerüstet und besitzen die Wirkungsweise einer Aerosol- bzw. Vakuumbombe.

Nach dem Einschlag im Zielgebiet setzen die Sprengkörper eine leicht entzündliche Chemikalie frei. Zusätzlich zur normalen Druckexplosion wird mit dem feinen Aerosol die Umgebungsluft entzündet und es entsteht zunächst eine verheerende Kombination aus Hitze- und Druckwelle.

Rechtsverstoß oder nicht?

Die besondere Perfidie dieser Waffe liegt in der zweiten Phase. In dieser tritt die Sogwirkung ein und beschädigt nicht nur Gebäude und Kriegsgerät nachhaltig. Dadurch, dass die Sprengkörper kein Oxidationsmittel mit sich führen, entziehen sie der Umgebung großräumig Sauerstoff. Es kommt zu einer Art Vakuum, das der Bombe ihren Namen gab. Durch die sich rasch umkehrenden Druckverhältnisse im Wirkungsbereich der Waffe werden auch die Lungen von Menschen und Tieren stark zusammengepresst, noch vorhandener Sauerstoff in den Gefäßen dehnt sich aus. Die Lungen bersten.

Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses, sagte bei einem Pressebriefing, die US-Regierung habe bislang keine gesicherten Erkenntnisse über den Einsatz thermobarischer Waffen in der Ukraine. "Sollte sich das allerdings bewahrheiten, wäre es ein Kriegsverbrechen."

(Quelle: /T-Online-bilder)

Nach Einschätzung des australischen Rechtsexperten Ben Saul verstoßen Vakuumbomben nicht generell gegen internationales Recht. Es komme allerdings darauf an, gegen wen sie eingesetzt werden, so der Jurist im amerikanischen Nachrichtensender ABC. Während ihr Einsatz in ziviler Umgebung ein klarer Rechtsbruch wäre, sei der Gebrauch der Waffe gegen Kämpfer, die sich in Stellungen oder Tunneln verschanzt haben, erlaubt.

"Medizinische Behandlung aussichtslos"

In Afghanistan haben etwa die USA schon Vakuumbomben gegen Talibankämpfer eingesetzt, die sich in Höhlensystemen versteckt hielten. Rechtsexperte Saul glaubt aber an ein baldiges Verbot dieser Bomben. Denn im Gegensatz zu Schuss- oder Splitterverletzungen gibt es bei Vakuumbomben kaum eine Überlebenschance für die Opfer. "Die Schäden, die an den inneren Organen entstehen, sind meist so entsetzlich, dass eine medizinische Behandlung aussichtslos ist."

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Wegen des Einsatzes einer anderen besonders inhumanen Waffe erheben sowohl die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch als auch das britische Investigativportal Bellingcat schwere Vorwürfe gegen die russischen Streitkräfte. Demnach soll bereits am Freitag eine Clusterbombe in der Nähe eines Krankenhauses niedergegangen sein. Mindestens vier Zivilisten seien bei dem Angriff getötet worden. Human Rights Watch beruft sich in ihrem Bericht auf Gespräche mit Augenzeugen sowie die Auswertung von Fotomaterial. Demzufolge konnten Experten sowohl die Verletzungen zweier Opfer begutachten als auch Überreste der verwendeten Rakete und Munition. Es soll sich dabei um eine russische 9M79-Tochka-Rakete sowie Streumunition vom Typ 9N123 handeln.

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"Die russische Armee muss den unrechtmäßigen Einsatz von Streubomben sofort stoppen", forderte Steve Goose, Co-Direktor bei Human Rights Watch. Der Einsatz von Clusterbomben verstößt gegen die Genfer Konvention, da die Waffe unterschiedslos "Kombattanten wie Nicht-Kombattanten" treffen und "überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden" verursachen kann, wie es in der Konvention heißt.

Einsatz bereits im Syrienkrieg

Bei Clusterbomben handelt es sich um eine Art Paketbombe. Ein größerer Bombenbehälter, der mehrere kleinere Bomben enthält, wird abgeworfen und nach einigen Sekunden durch einen Zeitzünder zur Explosion gebracht. Dadurch fällt die Submunition heraus, sogenannte Bomblets, die sich über eine breite Fläche verteilen. Menschen, die sich im Wirkungsbereich der Bombe befinden, erleiden schwere Splitterverletzungen und Verbrennungen. Häufig werden ihnen regelrecht die Gliedmaßen abgerissen.

Clusterbomben sind international geächtet. Mehr als 100 Staaten haben eine entsprechende Konvention unterzeichnet. Länder wie Russland, die USA oder China ratifizierten das Abkommen hingegen nicht. Russland setzte laut Human Rights Watch im Syrienkrieg häufig Clusterbomben ein. Ebenso verwendeten die USA diese Waffe in Afghanistan.

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Von Liesa Wölm
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