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Russland umzingelt Mariupol – Offensive auf Kiew ist möglich


Dritte Kriegswoche
Mariupol umzingelt – Stadt meldet fast 1.600 tote Zivilisten

Von dpa, rtr
Aktualisiert am 11.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Zerstörte Kirche in Mariupol: Die Hafenstadt soll mittlerweile vom russischen Militär umstellt sein.Vergrößern des BildesZerstörte Kirche in Mariupol: Die Hafenstadt soll mittlerweile vom russischen Militär umstellt sein. (Quelle: Evgeniy Maloletka/dpa-bilder)
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Russische Soldaten haben Mariupol umstellt, Kiew könnte ein Großangriff bevorstehen. Die ukrainische Regierung wirft Russland zudem vor, Orte in Belarus angegriffen zu haben. Ein Überblick.

In der nun dritten Woche des Krieges hat Russland seine Angriffe in der Ukraine auf den Westen des Landes ausgeweitet, bald könnten die Truppen auch die Hauptstadt Kiew erreichen. Angesichts der dramatischen Lage will die Europäische Union weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen.

Unterdessen wächst die Angst vor einem Einsatz von Bio- und Chemiewaffen in dem Konflikt. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Freitag mit dem Thema beschäftigen. Angesichts stockender Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien wollen die USA, weitere G7-Länder und die EU neue Sanktionen auf den Weg bringen.

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Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, in der Nacht zum Freitag seien Luftwaffenstützpunkte in der westukrainischen Gebietshauptstadt Iwano-Frankiwsk und in Luzk im Nordwesten des Landes mit "Hochpräzisionswaffen" außer Gefecht gesetzt worden. Luzk und Iwano-Frankiwsk befinden sich nördlich und südlich der Stadt Lwiw unweit der polnischen Grenze, in die zunächst viele Ukrainer wegen der Kämpfe geflohen waren.

Hafenstadt Mariupol eingekesselt

Im Osten des Landes brachten prorussische Separatisten nach Militärangaben aus Moskau die Stadt Wolnowacha unter ihre Kontrolle. Sie war nach russischen Angaben seit dem 28. Februar eingekesselt. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es zunächst nicht. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol ist nach Angaben Russlands blockiert. "Alle Brücken und Zufahrten zur Stadt sind zerstört", sagte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium laut der Agentur Interfax. Er behauptete, dass ukrainische "Nationalisten" die Hauptstraßen vermint hätten und wahllos das Feuer eröffnen würden. "Damit zwingen sie die Bevölkerung, in ihren Häusern zu bleiben."

In der Stadt sitzen mehrere Hunderttausend Bewohner fest. Der Stadtrat von Mariupol bezifferte die Zahl der getöteten Zivilisten mit 1.582, UN-Statistiken weisen bisher rund 560 belegte Fälle getöteter Zivilisten aus.

Offensive auf Kiew möglich

Experten der britischen Regierung halten Angriffe russischer Truppen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew in den kommenden Tagen für wahrscheinlich. "Russland wird wohl versuchen, seine Kräfte neu aufzustellen für erneute Offensiven", heißt es laut einer am Freitag veröffentlichten Einschätzung des Londoner Verteidigungsministeriums.

Satellitenbilder der Firma Maxar deuten zudem eine Neuformierung der russischen Truppen an: Aufnahmen zeigten gepanzerte Fahrzeuge in Orten nahe des Antonow-Flughafens nordwestlich der Hauptstadt. Andere Einheiten seien in Lubjanka nördlich der Hauptstadt eingerückt und hätten Artilleriegeschütze in Stellung gebracht, teilte der US-Konzern mit. Der Generalstab der Ukraine berichtete ebenfalls, die russischen Truppen gruppierten sich neu und sprach von schweren Verlusten auf Seiten der Invasoren. Die Angaben können nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Ukraine meldet Beschuss eines nuklearen Forschungszentrums

Im ostukrainischen Charkiw soll erneut ein nukleares Forschungszentrum beschossen worden sein. Laut der staatlichen Atomaufsichtsbehörde soll Russland am Donnerstagabend bereits zum zweiten Mal dieselbe Atomforschungsanlage am nördlichen Stadtrand der Millionenstadt beschossen haben. Welche Folgen die Schäden haben, war zunächst unklar. Der Katastrophenschutz in Dnipro berichtete von drei Luftangriffen, bei denen mindestens ein Mensch ums Leben gekommen sei.

Die ukrainische Armee warf zudem Russland vor, mit Luftangriffen auf belarussische Dörfer einen Kriegseintritt des Nachbarlandes provozieren zu wollen. Demnach sollen russische Kampfflugzeuge von der Ukraine aus das Feuer auf belarussische Dörfer eröffnet haben. Russland versuche alles, um Belarus in den Krieg hineinzuziehen, sagte der stellvertretende ukrainische Innenminister Jewheniy Jenin in einem Fernsehinterview.

Millionen vertrieben oder auf der Flucht

Aus umkämpften Städten in der Ukraine sind allein in den vergangenen zwei Tagen fast 100.000 Menschen evakuiert worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache. Er warf Russland vor, den Fluchtkorridor und einen Sammelpunkt für flüchtende Menschen aus Mariupol am Donnerstag beschossen zu haben.

Insgesamt hat die Zahl der Menschen, die seit dem russischen Einmarsch aus der Ukraine geflohen sind, laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vom Freitag 2,5 Millionen überschritten. Demnach waren mehr als 1,5 Millionen Menschen aus der Ukraine in Polen, gut 225.000 in Ungarn, 176.000 in der Slowakei und gut 282.000 in weiteren europäischen Ländern. Nach Deutschland kamen laut Bundespolizei bisher knapp 110.000 Kriegsflüchtlinge. Zusätzlich zu den Geflüchteten sind nach Schätzungen des UNHCR 1,85 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine durch die Kriegshandlungen aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben worden.

Wegen des Krieges in der Ukraine wächst auch die Angst vor Versorgungskrisen und Nahrungsmittelknappheit – auch über die Kriegsgebiete hinaus. So ist die Ukraine weltweit der fünftgrößte Weizenlieferant. Viele Länder würden Schwierigkeiten bekommen, sich mit Agrarrohstoffen zu versorgen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nach einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus den G7-Staaten. Dies bedrohe in Teilen der Welt die Versorgung.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa und Reuters
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