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Ukraine: Nach Angriff auf Russlands Atombomber – So wirkt die Drohne Ljutyj


Reichweite von 2.000 Kilometern
Die ukrainische Wunder-Drohne und ihre strategische Bedeutung

Von t-online, pri

12.06.2025 - 08:33 UhrLesedauer: 3 Min.
UKRAINE-CRISIS/RUSSIA-BOMBERSVergrößern des Bildes
Bild der Zerstörung auf dem russischen Militärflugplatz Belaja: Dort schlug der ukrainische Geheimdienst SBU mit seinen Ljutyj-Drohnen bei der "Operation Spinnennetz" zu (Quelle: MAXAR TECHNOLOGIES/reuters)
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Ljutyj – "wütend" – heißt die neue Kamikaze-Drohne der Ukraine. Anfang Juni schaltete sie russische Atombomber aus. Die Drohne soll nicht nur auf dem Schlachtfeld wirken.

Die Warnung kam schon Ende vergangenen Jahres – und zwar von der US-Militärakademie Westpoint: "Ukrainische Stellen haben erklärt, dass im Jahr 2025 mehr autonome Drohnen mit KI-Zielerfassung auf dem Schlachtfeld eintreffen werden, was möglicherweise den Weg für den Einsatz 'echter Drohnenschwärme' ebnen könnte."

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Seit Anfang Juni ist klar, was das bedeutet. Da startete der ukrainische Geheimdienst die "Operation Spinnennetz". Mit Ljutyj-Drohnen aus ukrainischer Produktion zerstörte er große Teile der strategischen Luftwaffe Russlands. Ein Blick auf die Geheimnisse der Kamikaze-Drohne und das strategische Motiv der Ukraine.

Die Operation

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den Erfolg. "Ein Jahr, sechs Monate und neun Tage vom Planungsbeginn bis zur effektiven Umsetzung", schrieb er auf X.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte am 1. Juni in einer koordinierten Aktion mehrere russische Militärflughäfen attackiert und dabei nach eigener Darstellung mehr als 40 Kampf- und Aufklärungsflugzeuge zerstört. Nach SBU-Angaben wurden damit etwa 34 Prozent der russischen Bomber zerstört, die in der Lage sind, Marschflugkörper abzusetzen.

Die Bilanz: Die Operation kostete die Ukraine nach US-Schätzungen weniger als 2 Millionen Dollar. Der Schaden für die russische Flotte: geschätzt 7 Milliarden Dollar.

Die Wunder-Drohne

US-Experten sprechen von einer der "kühnsten Operationen des Krieges". Herzstück der Attacke war die ukrainische Ljutyj-Drohne. Schon der Name ist Programm: Ljutyj bedeutet übersetzt "wütend".

Die Kerndaten: Vier Meter misst die Kamikaze-Drohne mit dem langen charakteristischen doppelten langstieligen Heckschwanz. Angetrieben von einem Benzinmotor erzielt sie eine Reichweite von rund 2.000 Kilometern. Ihr Herzstück: eine automatische Zielerfassung durch KI-Steuerung. Eine der Wut-Drohnen kann bis zu 75 Kilogramm Sprengstoff transportieren.

So lassen sich nicht nur die russische Atombomberflotte schwächen, sondern auch Öl-Raffinerien gezielt ausschalten. Der Militärexperte Gustav Gressel sagte dem Wiener "Standard": "Mit Angriffen in dieser Tiefe haben die Russen nicht gerechnet."

Nach Angaben des Online-Portals "Militarnyi" ging die Langstreckendrohne bereits im Sommer vergangenen Jahres in Serienproduktion. Zudem legte die Attacke offen: Russlands Luftabwehr verfügt nicht über genügend elektronische Störsender, um den Zielanflug der Drohnen auf deren letzten Metern zu unterbinden.

Die strategische Bedeutung

Die strategische Analyse der westlichen Militärexperten John Spencer und Vincent Viola lautet: "Die Angriffsmethode unterstreicht die Botschaft der Attacke. Der Angriff wurde weder mit Nato-Waffen noch mit ausländischer Hilfe durchgeführt. Er war in jeder Hinsicht ukrainisch – geplant, durchgeführt und ausgeführt von ukrainischen Streitkräften mit Hilfe im Inland entwickelter Drohnen."

In einer angespannten Debatte um weitere US-Unterstützung im Krieg gegen Russland betont die Ukraine ihre Eigenständigkeit. Längst ist das Land führend in der Entwicklung moderner Drohnen wie der Ljutyj. Staaten wie Dänemark schicken ihre Fachleute nach Kiew, um sich in der neuen Kriegstechnik und der Entwicklung KI-gesteuerter Drohnen unterrichten zu lassen.

Auch der Angriffszeitpunkt war kein Zufall. Parallel zur Aktion sprachen russische und ukrainische Unterhändler über eine mögliche Waffenruhe. Mit dem Schlag auf die russische Atomflotte setzte die Ukraine auch am Verhandlungstisch ein Signal. Von "the Art of Brinkmanship" sprechen Militärfachleute, der Kunst der Verhandlungsführung, einen militärischen Konflikt gezielt an den Rand einer maximalen Eskalation zu führen. Das Ziel: Bei den Verhandlungen Druck aufbauen.

Durchaus ein riskantes Spiel. Die westlichen Experten Spencer und Viola kommen zu dem Schluss: "Ob dies zu neuer Diplomatie oder einer verschärften Eskalation führt, bleibt abzuwarten. Eines ist aber sicher: Die Ukraine verfügt nun über neue Möglichkeiten – nicht nur in taktischer Hinsicht, sondern auch bei der Gestaltung des politischen Schlachtfelds."

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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