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Trump-Zoff bei Anne Will: Nato-Milliarden für "Yogamatten und Wellness"


Trump-Zoff bei Anne Will
Nato-Milliarden für "Yogamatten und Wellness"

t-online, Von David Heisig

Aktualisiert am 20.02.2017Lesedauer: 4 Min.
Neben Anne Will die einzige Frau in der Runde, die sich über Trumps Außenpolitik stritt: Sahra Wagenknecht.Vergrößern des BildesNeben Anne Will die einzige Frau in der Runde, die sich über Trumps Außenpolitik stritt: Sahra Wagenknecht. (Quelle: dpa-bilder)
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Die Münchener Sicherheitskonferenz war gerade vorbei, da ging TV-Moderatorin Anne Will mit ihren Gästen am Sonntagabend auf Spurensuche nach Zuverlässigkeit in den transatlantischen Beziehungen. Dabei war die Runde auf Krawall gebürstet.

Die Gäste

  • Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag
  • Klaus Scharioth, ehemaliger deutscher Botschafter in den USA
  • Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der "Zeit"
  • Peter Altmaier (CDU), Chef des Bundeskanzleramtes
  • John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland

Das Thema

Anne Will eröffnete den Reigen mit der Frage, ob man den nach der Sicherheitskonferenz genauer wisse, wofür die amerikanische Außenpolitik unter Trump stehe. Dem Ex-Botschafter Kornblum sah man da schon an, dass ihm die zu erahnenden Ressentiments der Runde gegenüber dem neuen US-Präsidenten gehörig auf den Zeiger gehen würden.

Es sei genug zu sagen, "wie schlimm Amerika ist", so der Diplomat. Ob Amerika ein verlässlicher Partner bleibe? "Klar", meinte er. Alles gesagt? Mitnichten. Vor allem mit "Zeit"-Chefredakteur Ulrich sollte er sich noch ein Duell liefern.

Kornblums deutscher Kollege Scharioth meinte trocken, auch in München habe keiner verstanden, wofür die amerikanische Außenpolitik stehe. Das könne man auch nicht, weil nicht klar sei, ob Trump den Moderaten in seinem Team oder den Hardlinern um Steve Bannon folge.

Erschreckender sei, dass Trump "ein ungewöhnliches Verhältnis zur Aufklärung" habe. Ulrich warf gar die Frage auf, ob der US-Präsident die Demokratie abschaffen wolle oder das zumindest "aus Versehen" tue. War witzig - Kornblum aber schüttelte den Kopf.

Fakt des Abends

Die Spannung, die von Anfang an über der Runde lag, entlud sich in Krawall. Startpunkt dafür war der Streit um die Militärausgaben des Westens. Jedes Nato-Mitglied soll bis 2024 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung investieren. Bedeutet für Deutschland: 25 Milliarden Euro mehr.

Will versuchte Scharioth mit einer Aussage der Bundeskanzlerin zu kitzeln. Diese hatte am Rande der Konferenz betont, man müsse darüber diskutieren, welche Ausgaben dort einfließen sollten. Nur Rüstung sei "kleinlich". Ob das eine Kampfansage gewesen sei. Darauf gab Scharioth keine Antwort, aber er gab Merkel inhaltlich Recht: Es müsse Geld in Entwicklungshilfe investiert werden.

Wagenknecht platzte da die Hutschnur. Diese Aufrüstungsdebatte sei absurd. Die Nato-Staaten investierten aktuell schon 900 Milliarden. Russland gerade mal 66. "Ich halte diese ganze Aufrüstungsdebatte für völlig kaputt", sagte Wagenknecht dazu. Es würde geredet, "als hätte die Nato nur in Yogamatten und irgendwie Wellness investiert".

"Sie sind unter ihrem Niveau", geißelte Ulrich die Linke-Politikerin. Altmaier betonte, die Lastenteilung habe die Nato nun mal beschlossen. Dennoch dürfe man doch die Frage stellen, ob das richtig sei, so Will.

Will-Moment

Zu Beginn konnte Will noch mit provokanten Fragen kitzeln. Etwa Wagenknecht. Die Linke könne sich doch freuen, wenn Amerika ein unverlässlicher Partner werden würde, halte die Partei doch nicht viel von der Nato. Die Unterordnung unter die US-Politik sei gefährlich, ging ihr Wagenknecht ein wenig auf den Leim.

Zudem störe das Wort "noch" in der Frage nach Amerikas Zuverlässigkeit. Man müsse eine eigene europäische Entspannungspolitik betreiben. Vom Publikum gab es Szenenapplaus. Altmaier schüttelte den Kopf. Ihm gehe der "Antiamerikanismus der Linken" gehörig auf den Geist. Europa und Deutschland verdankten den Amerikaner sehr viel. Danach wurde Wagenknecht von Will kaum noch in die Diskussion eingebunden. Das hielt sie aber nicht davon ab, sich zu beteiligen.

Aufreger des Abends

Immerhin kann auch antworten, wer gar nicht gefragt wird. Woran Kornblum zu knabbern hatte. Seiner Meinung nach fiel ihm vor allem Ulrich zu oft ins Wort. "Darf ich um ein bisschen Höflichkeit bitten", echauffierte er sich sichtlich genervt. Mit Blick auf sein Gegenüber sprach er dann "von den Kleinen auf der anderen Seite", die ihn immer unterbrechen würden.

Mit Altmaier und Scharioth saßen da aber zwei gestandene Männer. Das wirkte ungewollt komisch. Scharioth versuchte den Kollegen Kornblum mit einem sanften "John" zu beruhigen - inhaltlich standen sich die beiden aber recht unversöhnlich gegenüber.

Die Frage Ulrichs, ob die USA eine Demokratie blieben, hielt Kornblum für "Quatsch". Allerdings hätten die Europäer keine dynamische Strategie. Fast trotzig versuchte Altmaier, europäische Erfolge auf das Tableau zu zeichnen: Ukraine, Afrika, Afghanistan. Wieder ahnte man hinter Kornblums festem Blick ein müdes Lächeln.

Der legte noch eins drauf. Schon vor Trump sei anderen US-Administrationen klar gewesen, dass Europa im Dornröschenschlaf schlummere. "Das ist wirklich eine Frechheit, Herr Kornblum", war Ulrich außer sich. Die USA hätten den mittleren Osten ins Chaos gestürzt, die Europäer müssten nun die Flüchtlinge aufnehmen, und "Sie sagen, die Europäer schlafen? Das geht einfach nicht", so Ulrich.

Was von der Sendung übrigbleibt

Mit dem letzten Wortgefecht von Altmaier und Wagenknecht schloss Will die Sendung: Man habe zur Ausgangsfrage verschiedene Standpunkte gehört. Stimmt.

Kornblum fand, die Europäer müssten erwachsener werden. Altmaier konterte: "Ich bin schon groß." Und Wagenknecht forderte, nicht vor Putins Datsche mit den Säbeln zu rasseln. Es bleibt für den Zuschauer auch die Erkenntnis, dass keiner in der Runde wusste, wie es mit Trump weitergehen wird.

Auch wenn Altmaier betonte, man habe in München mehr erfahren. Das bereitet Kopfschmerzen. Wenn Trump dann bei einer Veranstaltung mit einem erfundenen Terroranschlag in Schweden für eigene Positionen Stimmung macht, kann einem richtig bange werden.

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