t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandInternationale Politik

Treffen in Ankara: Russland und Türkei rücken enger zusammen


Gipfeltreffen in Ankara
Putin und Erdogan wollen die Weichen für Syrien stellen

Von ap, afp, jmt

03.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Staatschefs im Gespräch: Russlands Präsident Putin (l.) und der türkische Staatschef Erdogan haben viele gemeinsame Interessen – außer in Syrien.Vergrößern des BildesStaatschefs im Gespräch: Russlands Präsident Putin (l.) und der türkische Staatschef Erdogan haben viele gemeinsame Interessen – außer in Syrien. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nie zuvor standen sich die Türkei und Russland so nah wie jetzt. Die Kritik aus dem Westen schweißt sie zusammen. Nun reist der russische Staatschef nach Ankara.

In Syrien ringen die Türkei und Russland um Macht, Einfluss und Gebietskontrolle. Doch fernab des Schlachtfeldes rücken die Regierungen der Staaten enger zusammen. Denn beide sehen sich im Westen harter Kritik ausgesetzt.

Auf Russland hat sich nach dem Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergei Skripal und seine Tochter der diplomatische Druck erheblich erhöht. Über 150 russische Diplomaten mussten ihre Gastländer verlassen. Bereits zuvor hatten die USA und die EU harte Sanktionen aufgrund der Krim-Annexion veranlasst. Die Türkei hingegen muss sich vor allem wegen Menschenrechtsverstößen und der Militäroffensive gegen kurdische Milizen im Norden Syriens rechtfertigen. Gespräche über eine EU-Mitgliedschaft des Landes liegen auf Eis.

Vor diesem Hintergrund sind die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei so eng wie nie zuvor – an Ausweisungen russischer Diplomaten wollte sich die Regierung Erdogan nicht beteiligen. Gemeinsam bauen sie Nuklearanlagen und Gas-Pipelines. Mit dem Erwerb des russischen Langstrecken-Raketen-Abwehrsystems S-400 sorgte die Türkei bereits im Dezember für Irritationen bei ihren Nato-Partnern.

Wettkampf um Idlib

Am Dienstag steht nun ein Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Ankara an. Gemeinsam mit dem Iran wollen Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Tag später über die Zukunft Syriens beraten. Von ihren Vereinbarungen könnte auch das Schicksal der Provinz Idlib abhängen. Denn dort droht bislang ein Wettkampf Russlands und der Türkei um die Vorherrschaft.

Bislang halten sich noch dschihadistische Rebellen in der Provinz – auch weil die Türkei Militärbeobachter entsandt hat. Denn Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er "jeden Zentimeter des syrischen Territoriums" zurückerobern will. Vermutlich liebäugelt er mittelfristig mit einer Offensive – gemeinsam mit seinem Verbündeten Russland.

Entscheidung hinter den Kulissen

Die Türkei hingegen vertritt dort andere Interessen. Eine syrische Offensive würde Hunderttausende Menschen zur Flucht über die Grenze in die Türkei zwingen. Türkisches Ziel sei es, Idlib als "Puffer gegen den Krieg" zu erhalten, sagt der Nahost-Experte Nicholas Heras von der Denkfabrik "Center for a New American Century". Dafür müsste die Türkei allerdings den Dschihadisten die Macht in der Provinz entreißen – gegen den Willen Putins wird Erdogan dort nicht intervenieren können.

Kann der türkische Präsident den russischen Staatschef also zum Einlenken bewegen? Die Entscheidung über die Zukunft der Provinz wird mutmaßlich nicht auf dem Schlachtfeld, sondern hinter den Kulissen fallen. In Idlib dürfte es nicht so leicht werden, Streitpunkte aus der Welt zu schaffen wie anderswo. Regionale Konflikte lassen Erdogan und Putin häufig beiseite – und arbeiten derweil an einer Intensivierung ihrer Beziehungen.

Differenzen mit Nato-Partnern

Mehrfach trafen sich die beiden Staatschefs im vergangenen Jahr. Regelmäßig telefonieren sie. Die wirtschaftliche Kooperation, der Handel mit Rüstungsgütern und der enge Kontakt zeigte für Russland kürzlich erste Wirkung: Russische Diplomaten auszuweisen, wie seine Nato-Partner es taten, lehnte Erdogan kürzlich vehement ab. "Auf der Basis von Anschuldigungen" hätten "einige Länder" diesen Schritt unternommen, sagte Erdogan. Deswegen müsse man diesem Beispiel nicht folgen.

"Die türkisch-russischen Beziehungen sind in einem besseren Zustand als noch vor zwei Jahren. Beide Seiten arbeiten zusammen", sagt Mitat Celikpala, Professor für Internationale Beziehungen an der Kadir-Has-Universität in Istanbul. Ob Zypern-Frage oder Krim-Annexion: "Wenn man alle diese Themen links liegen lässt, sind sie gute Partner für die Umsetzung aktueller Interessen."

Vor zwei Jahren hatte der Abschuss eines russischen Kampfjets im syrischen Grenzgebiet beide Staaten an den Rand einer militärischen Eskalation geführt. Als Erdogan sich dafür entschuldigte, kam es zur Versöhnung.

Verwendete Quellen
  • AP, AFP
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website