Newsblog zum Krieg in Nahost Israel tötet offenbar iranischen Atomwissenschaftler

In Teheran wurde wohl der nächste Atomwissenschaftler getötet. Israels Verteidigungsminister erklärt das iranische Oberhaupt zum Kriegsziel. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Top-Militär doch nicht tot? Iran veröffentlicht angebliches Lebenszeichen
- Israel tötet offenbar iranischen Atomwissenschaftler
- Irans Außenminister lehnt Verhandlungen während Angriffen ab
- Israels Verteidigungsminister warnt Hisbollah vor Eingreifen in Iran-Israel-Krieg
- Kreml warnt vor Regimesturz im Iran
Freitag, 20. Juni
Top-Militär doch nicht tot? Iran veröffentlicht angebliches Lebenszeichen
Ein von Israel für tot erklärter hochrangiger Militär aus dem Iran ist offenbar noch am Leben. Das iranische Staatsfernsehen veröffentlichte am Freitag eine angebliche Nachricht von Ali Schamchani an das religiöse Oberhaupt des Iran, Ajatollah Chamenei. "Ich bin am Leben und bereit mich zu opfern", heißt es demnach in der Mitteilung, über die unter anderem der US-Sender CNN berichtet. "Der Sieg ist nah. Der Name Iran wird wie immer in den Höhen der Geschichte erstrahlen", hieß es demnach weiter.
Laut israelischen Angaben soll Schamchani am vergangenen Freitag bei Luftangriffen ums getötet worden sein. Aus dem Iran heißt es nun, dass der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats lediglich "schwer verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert" worden sei. Nun soll er sich demnach in "stabilem Zustand" befinden. Aktuelle Bilder veröffentlichten die Staatsmedien nicht. Überprüfbar sind die Angaben nicht. Schamchani gehört seit der Islamischen Revolution den iranischen Revolutionsgarden an.
Israel tötet offenbar iranischen Atomwissenschaftler
Bei einem Luftschlag auf ein Gebäude in Teheran hat das israelische Militär wohl einen weiteren Atomwissenschaftler getötet. Das schreiben mehrere israelische Medien.
Der Luftschlag erfolgte demnach in dem in Gischā, einem im Westen gelegenen Stadtteil von Teheran. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor erklärt, dass das Militär verstärkt "Symbole des Regimes" ins Visier nimmt, mit dem Ziel, so das Mullah-Regime zu destabilisieren.
Iranischer Raketenschlag tötet ukrainische Familie in Israel
Der Krieg im Nahen Osten triff immer mehr Zivilisten. Bei einem Luftangriff auf Israel wurde nun eine ukrainische Familie getötet – die sich in dem Land nur wegen eines Schicksalsschlages aufhielt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Iranischer Außenminister hält Rede vor UN-Menschenrechtsrat
Am Rande seines geplanten Treffens mit europäischen Außenministern in Genf hält der iranische Chefdiplomat Abbas Araghtschi am Freitag eine Rede im UN-Menschenrechtsrat. Araghtschi werde zu Beginn der Sitzung um 15 Uhr das Wort ergreifen, sagte der Sprecher des UN-Gremiums, Pascal Sim. Nach Angaben von UN-Sprecherin Alessandra Vellucci wird der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf, Daniel Meron, vor dem Sitzungssaal um 14.30 Uhr ein Pressestatement zum Iran abgeben. Israel wirft dem UN-Menschenrechtsrat "Antisemitismus" vor und boykottiert die Sitzungen des UN-Gremiums.
Iranischer Diplomat zu Europa: "Bereit für pragmatische Politik"
Ein iranischer Diplomat, der nicht namentlich genannt werden will, sagte in Berlin: "Europa ist heute von zwei gegensätzlichen Kräften umgeben: dem geopolitischen Druck Russlands und der strategischen Kontrolle Amerikas." Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Iran sei aber weder dem Osten verpflichtet noch vom Westen abhängig, "sondern bereit, sich rational mit beiden Seiten auseinanderzusetzen", sagte er weiter. Europa müsse unabhängig von beiden Seiten werden. "Der Iran kann sich in der Zwischenzeit als Schachfigur für Europa erweisen, um den doppelten Druck zwischen Ost und West zu verringern." Der Iran sei bereit, "im Umgang mit Europa eine kluge, ausgewogene und pragmatische Politik zu verfolgen".
Dänische Reederei Maersk läuft Haifa vorerst nicht mehr an
Die dänische Container-Reederei Maersk läuft wegen der Eskalation in Nahost den Hafen in der israelischen Stadt Haifa vorerst nicht mehr an. Darüber hinaus gebe es keine weiteren Auswirkungen auf den Betrieb in der Region, teilt der Konzern mit. Israel hat vor einer Woche begonnen, den Iran anzugreifen. Am Donnerstag teilten die iranischen Revolutionsgarden mit, Industrieanlagen mit Rüstungsbezug in Haifa und Tel Aviv mit Raketen und Drohnen attackiert zu haben. Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd hatte unmittelbar nach Beginn der israelischen Angriffe erklärt, aktuell keine Schiffe in iranischen oder israelischen Gewässern zu haben.
Irans Außenminister lehnt Verhandlungen während Angriffen ab
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi hat Verhandlungen angesichts der anhaltenden israelischen Angriffe abgelehnt. Solange diese Angriffe nicht aufhörten, gebe es grundsätzlich keinen Raum für Gespräche und Diplomatie, sagte Araghtschi in einem Interview mit dem iranischen Portal SNN. Man sei nicht bereit, mit irgendjemandem zu verhandeln. Es gebe keinen Kontakt mit den Amerikanern.
Während der Krieg zwischen Israel und Iran in die zweite Woche geht, wollen sich die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien heute bei einem Treffen mit Araghtschi in Genf um Deeskalation bemühen. Bei den Europäern dürfte die Hoffnung mitschwingen, einen diplomatischen Impuls zu setzen – unter dem Eindruck der noch offenen Entscheidung, ob die USA aktiv in den Krieg eintreten oder nicht.
Israels Verteidigungsminister warnt Hisbollah vor Eingreifen in Iran-Israel-Krieg
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat die pro-iranische Hisbollah vor einem Eingreifen in den Krieg zwischen dem Iran und Israel gewarnt. Er rate der radikal-islamischen Terrororganisation, "vorsichtig zu sein und zu verstehen, dass Israel die Geduld mit den Terroristen, die es bedrohen, verloren hat", erklärte Katz am Freitag. "Sollte es Terrorismus geben, wird es keine Hisbollah mehr geben." Zuvor hatten bereits die USA die Hisbollah vor einer Einmischung in den Krieg zwischen Iran und Israel gewarnt.
Hisbollah-Chef Naim Kassim hatte am Donnerstag erklärt, seine Miliz werde "so handeln, wie sie es für angemessen hält". Die Hisbollah sei "nicht neutral" in dem Konflikt zwischen den beiden verfeindeten Ländern, erklärte er. Die Hisbollah galt lange als stärkste Gruppe in der vom Iran gegründeten und gegen Israel und die USA gerichteten "Achse des Widerstands". Aus der jüngsten Konfrontation mit Israel ging die pro-iranische Terrororganisation aber stark geschwächt hervor.
Kreml warnt vor Regimesturz im Iran
Russland hat Israel und die USA vor einem Sturz der Regierung im Iran gewarnt. Ein Regimewechsel sei "inakzeptabel", und die Ermordung des Obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei würde "die Büchse der Pandora öffnen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem Sender Sky News.
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump angedeutet, dass die Option der Ermordung des von Chamenei weiterhin im Raum stehe, erklärte jedoch, die USA hätten "vorerst" keine Pläne, darauf einzugehen.
Der Iran zählt zu den wichtigsten Unterstützern Russlands bei seiner Invasion in der Ukraine, etwa durch Drohnen-Technik. Erst im März hatten Iran, Russland und China ein Manöver im Persischen Golf gestartet. Beide Länder helfen Teheran bei der Umgehung von UN-Sanktionen, so ist China einer der wichtigsten Abnehmer von iranischem Öl. Im Gegenzug liefert das Land etwa Ammonium-Perchlorat für Raketentreibstoff oder Bauteile für die Drohnenproduktion in den Iran.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters