Nach Luftangriffen in Idlib Erdogan wirft Russland Bruch von Syrien-Vereinbarungen vor
Die Truppen des syrischen Machthabers Assad rücken weiter gegen Rebellen vor – unterstützt von russischen Luftangriffen. Der türkische Präsident Erdogan ist verärgert und kündigt Konsequenzen an.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Russland vorgeworfen, sich nicht an mit Ankara getroffene Absprachen zu Syrien zu halten. Nach derzeitigem Stand sei Moskau den Vereinbarungen von Astana und Sotschi "nicht treu", sagte Erdogan nach Angaben der Kommunikationsbehörde vom Mittwoch auf dem Rückflug von einer Afrikareise.
Russland und die Türkei organisieren mit dem Iran seit 2017 im sogenannten Astana-Format Friedensgespräche für eine Lösung des Bürgerkriegs in Syrien. Benannt ist das Format nach Astana, der Hauptstadt der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan. Die Stadt in Zentralasien heißt inzwischen Nur-Sultan. Russland und die Türkei hatten sich im Jahr 2018 zudem auf eine Deeskalationszone um Idlib im Nordwesten Syriens geeinigt.
Türkei hat bald keine Geduld mehr
Angesichts der russischen Bombardierungen in Idlib, habe die Türkei bald keine Geduld mehr und werde "von nun an tun, was nötig ist". Der Astana-Prozess sei eingeschlafen, sagte Erdogan.
Die Türkei hatte in der Region zwölf Beobachtungsposten errichtet. Ankara unterstützt im syrischen Bürgerkrieg Rebellen. Die Regierung in Damaskus wird unter anderem von Russland und dem Iran unterstützt.
Assads Armee rückt weiter vor
In der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei liegt eines der letzten größeren Rebellengebiete in Syrien. Am Dienstag hatte die Armee von Präsident Baschar al-Assad mit Hilfe der russischen Luftwaffe die Kontrolle über eine strategisch wichtige Stadt übernommen.
Seit Beginn einer Militäroffensive in Idlib im vergangenen April sind nach UN-Angaben mehr als 1.500 Zivilisten bei Kämpfen getötet worden. Seit die Kämpfe vor etwa zwei Monaten an Intensität drastisch zugenommen haben, seien 358.000 Menschen in Idlib neu vertrieben worden und auf der Flucht.
- Nachrichtenagentur dpa