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Presse zu Afghanistan: "Schlimmste US-Demütigung seit Fall Saigons 1975"


Pressestimmen zu Afghanistan
"Schlimmste US-Demütigung seit dem Fall Saigons 1975"

Von dpa, fho

Aktualisiert am 16.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Biden, du hast uns verraten": Wegen des schnellen US-Truppenabzugs und der verheerenden Lage in Afghanistan kommt es zu wütenden Demonstrationen am Weißen Haus. (Quelle: Reuters)
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Nach dem Einmarsch der Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani herrscht Angst. Viele Menschen versuchen, das Land zu verlassen. Medial wird Kritik an den USA laut.

Die dramatischen Bilder aus Afghanistan gehen um die Welt. Am Flughafen in Kabul versuchen verzweifelte Menschen, Plätze in den Flugzeugen zu bekommen, die das Land verlassen. Der Einmarsch der Taliban in der Hauptstadt und die Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani sorgen für Angst.

In internationalen Medien wird vor allem der Abzug amerikanischer Truppen unter US-Präsident Joe Biden nach einem Plan seines Vorgängers Donald Trump kritisiert.

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"Schlimmstes Versagen seit dem Fall Saigons"

"The Wall Street Journal": "Herr Biden hätte die bescheidene (Militär-)Präsenz aufrechterhalten können, die seine militärischen und außenpolitischen Berater vorgeschlagen hatten. (...) Stattdessen ordnete er einen schnellen und vollständigen Rückzug an (...). Nur vier Monate später ist das Ergebnis die schlimmste US-Demütigung seit dem Fall Saigons 1975.

Die Taliban sagen, sie wollten eine "friedliche Machtübergabe" in Kabul, trotzdem erinnern die Szenen stark an eine Niederlage der USA. Der Wettlauf zur Vernichtung vertraulicher Dokumente. Die Hubschrauber, die US-Diplomaten evakuieren. (...) Die Konsequenzen all dessen werden sich über viele Monate und Jahre hinweg abspielen, und keine davon wird gut sein. (...) Die Kosten werden umso schmerzlicher sein, weil die Hässlichkeit dieser Kapitulation so unnötig war."

"Washington Post": "Dies ist das schlimmste außenpolitische Versagen der USA seit dem Fall von Saigon im Jahr 1975 – schlimmer noch als der Fall von Mosul im Irak im Jahr 2014 an den 'Islamischen Staat', eine weitere Katastrophe, die durch die Beibehaltung einer kleinen US-Truppenpräsenz im Irak hätte abgewendet werden können."

"New York Times": "Der Krieg in Afghanistan ist nicht nur vorbei. Er ist verloren. Einige wenige Amerikaner mögen diese Demütigung bejubeln, viele andere werden sie mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Aber die Folgen einer Niederlage sind für Nationen selten harmlos, egal wie mächtig sie sonst zu sein scheinen. Amerikas große und kleine Feinde werden ihre Schlüsse aus unserer unnötigen Kapitulation ziehen, genauso wie sie es mit dem beängstigend vergesslichen Präsidenten tun werden, der sie herbeigeführt hat."

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The Telegraph: "Was viele Abgeordnete und Kommentatoren nicht berücksichtigen, ist die Tatsache, dass der Westen 2001 nicht in den Krieg zog, um die Taliban zu stürzen. Hätten die Fundamentalisten nicht den Al-Qaida-Fanatikern, die das World Trade Center angriffen, Unterschlupf gewährt, wären die Mullahs wahrscheinlich die letzten 20 Jahre an der Macht gewesen. (...)

Das Mindeste, was sie (die britische Regierung) anbieten könnte, ist die Aufnahme aller Afghanen, die während des Konflikts für die britischen Streitkräfte gearbeitet haben. Doch für diejenigen, die noch dort festsitzen, könnte es jetzt zu spät sein. Sollte es zu Gesprächen mit den Taliban kommen, muss die Sicherheit dieser Menschen eine absolute Bedingung der Nato-Seite sein. Die Wahrheit ist jedoch, dass die Taliban es nicht nötig haben zu verhandeln."

"Monumentales Fiasko des Westens"

"El Mundo": "Die Rückkehr der Taliban bedeutet für Afghanistan die Aufhebung des fragilen Systems der Freiheiten. Es wird eine Unterdrückung von Dissidenten und eine Verfolgung der Zivilbevölkerung, insbesondere der Frauen, geben. Das monumentale Fiasko des Westens, in erster Linie des Weißen Hauses, auf afghanischem Boden ist eine sehr schlechte Nachricht für die internationale Gemeinschaft. Man muss nun eine Destabilisierung der Region befürchten, die außerordentlich gefährlich wäre.

Die neue Entwicklung stärkt nicht nur die Position Pakistans auf dem geopolitischen Schachbrett. Sie verleiht außerdem dem dschihadistischen Terrorismus Flügel."

"La Repubblica": "Vier Jahre nach der Auflösung des 'Islamischen Staates' durch Abu Bakr al-Baghdadi ist die Rückeroberung eines großen Teils Afghanistans durch die Taliban (...) ein Sieg für den weltweiten Dschihad (...)."

"Neue Zürcher Zeitung": "Ein großer Teil der Verantwortung liegt bei Präsident Joe Biden persönlich. Er hielt nach seinem Amtsantritt an seiner festgefahrenen Überzeugung fest, dass ein weiteres militärisches Engagement am Hindukusch wertlos sei. (...)

Doch Biden unterschätzt, dass Amerika mit diesem Fiasko erneut als unzuverlässiger Akteur wahrgenommen wird – ein Eindruck, den er nach den Wirren der Ära Trump eigentlich korrigieren wollte. Auch verliert Washington weitgehend die Möglichkeit, Einfluss auf die Region zu nehmen. Flüchtlingsströme dürften über Afghanistan hinaus zu Erschütterungen führen.

Bedrohlich ist zudem das Szenario, dass sich unter dem Schutz der Taliban wie in den Neunzigerjahren Terrorzellen bilden. Mit Blick auf den bevorstehenden 20. Jahrestag der Al-Qaida-Anschläge von 2001 drängt sich daher der Eindruck auf, dass Amerika eine der wichtigsten Lehren aus der damaligen Tragödie bereits vergessen hat."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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