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Russlands Konflikt mit Ukraine: Was Satellitenbilder über Putins Armee verraten


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Ukraine-Konflikt
Was Satellitenbilder über Putins Armee verraten


Aktualisiert am 06.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Jelnja: Viele Gerätschaften befinden sich unter einer Schneedecke.Vergrößern des Bildes
Jelnja: Viele Gerätschaften befinden sich unter einer Schneedecke. (Quelle: Maxar Technologies/imago-images-bilder)
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Beginnt bald der russische Angriff auf die Ukraine? Mehrere Satellitenbilder lassen zuletzt weitere Truppenbewegungen an der Grenze vermuten – doch die Bilder verraten noch deutlich mehr.

Die Zahl ist groß, die Bilder dazu bleiben dagegen häufig im Verborgenen: Seit Wochen wird über rund 130.000 Soldaten im russischen Grenzgebiet zur Ukraine berichtet. Dabei dringt von russischer Seite kein einziges offizielles Foto aus den Kasernen der Grenzregion an die Öffentlichkeit. Nur Satellitenbilder geben Antwort auf die Frage, wie ernst die Gefahr eines russischen Angriffs wirklich ist.

Es gibt keinen Zweifel daran, wie sehr sich das russische Militär in der Region gerade in Bewegung setzt: Wie konkret die Truppenbewegungen sind, lässt sich exemplarisch anhand von mehreren Satellitenaufnahmen erkennen, die das Unternehmen Maxar in dieser Woche veröffentlicht hat. Es zeigt mehrere Standorte der russischen Armee, nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Belarus und der besetzten ukrainischen Halbinsel Krim.

t-online hat die Bilder gemeinsam mit dem Rüstungsexperten Gustav Gressel vom "European Council on Foreign Relations" analysiert. Der Rüstungsexperte vermutet, dass die Vorbereitungen der russischen Armee für einen Angriff mittlerweile weit fortgeschritten seien.

Militäreinrichtungen in Nowooserne auf der Krim (15. September 2021 und 1. Februar 2022)

Beide Aufnahmen trennen rund fünf Monate. Das obere Foto stammt aus dem vergangenen September, während das untere Foto vom Februar stammt. Am auffälligsten sind die vielen neuen Zelte im Süden der Einrichtung, was für einen großen Zuwachs an Soldaten spricht. Gressel geht davon aus, dass auf dem Komplex bereits Feldlazarette aufgebaut wurden. Zudem erkennt er mehrere Panzerbataillone und Haubitzen auf den Aufnahmen: "Da steht schön was rum."

Das ist umso überraschender, da laut Gressel sich für gewöhnlich an dem Ort überhaupt keine Soldaten aufhalten. Normalerweise sei der Standort leer. Dabei habe er durchaus Potenzial: Zu Zeiten der Sowjetunion habe es in der Gegend Stützpunkte für die Luftwaffe gegeben sowie eine Land- und eine Marinebasis. Die Ukraine habe nach ihrer Unabhängigkeit die Stützpunkte aber nicht mehr weitergeführt.

Doch da die Halbinsel unter russischer Kontrolle ist, könnte sich das nun wieder ändern. "Mein Tipp ist, dass das alles nach und nach renoviert wird", glaubt Gressel. Insgesamt hätten an dem Ort vermutlich bis zu 6.000 Soldaten Platz, doch schon jetzt befänden sich dort "sehr viele Leute".

Auch seien die stationierten Truppen viel in Bewegung. Auf dem Parkplatz ist auf den Aufnahmen im September zu sehen, dass weniger Fahrzeuge abgestellt sind. Die zusätzlichen ausgefahrenen Straßen sprechen dafür, dass es hier bereits vermehrt zu Truppenübungen kam. Einen längeren Angriff würde man von dort allerdings noch nicht ausführen können. Gressel könne nicht erkennen, dass die Versorgungseinrichtungen dafür schon ausreichend seien.

Jelnja, Russland (19. Januar 2022)

"Hier wird Gerät gelagert, aber die Mannschaft ist noch nicht da." Die allermeisten Fahrzeuge liegen noch unter einer dicken Schneedecke. Auch sind nur wenige Reifenspuren im Schnee erkennbar. Gressel schätzt, dass die Gerätschaften vermutlich mehrere Tage bis Wochen nicht mehr bewegt wurden. Er vermutet neben Versorgungsfahrzeugen weitere Panzer und Raketenwerfer an dem Ort, der sich etwa auf halber Strecke zwischen Moskau und Minsk befindet.

Trotz der dicken Schneedecke ist die Aufnahme laut dem Militärexperten ein weiteres Indiz für die russische Truppenbewegung: "Das sind neu errichtete Lager." Die Gerätschaften seien für gewöhnlich nicht in Jelnja, sondern im sibirischen Novosibirsk stationiert und wurden erst im Oktober Richtung Westen verlegt.

Assipowitschy, Belarus (30. Januar 2022)

Am interessantesten findet Gressel auf den Aufnahmen die Fahrzeuge, die in der unteren Bildmitte nebeneinander aufgereiht sind. "Das sieht sehr verdächtig nach den Startfahrzeugen für Iskander-Raketen aus." Die von der Nato auch als SS26 bezeichneten Flugkörper haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Damit läge etwa die ukrainische Hauptstadt Kiew in Reichweite des Ortes, der sich südwestlich von Minsk befindet.

Die Raketen lassen sich zudem mit verschiedener Munition bestücken. Sie kann etwa erst nach dem Aufprall auf dem Boden explodieren, wodurch etwa unterirdische Bunker angegriffen werden können, aber auch Munition mit einer eigenen Zielfunktion kann montiert werden. "Wenn man Selenskyj in seinem Präsidentenpalast treffen will, kann man eine solche Rakete nehmen", ist sich Gressel sicher. Darüber hinaus sind die Raketen auch in der Lage, Atomsprengköpfe zu tragen.

Truppenübungsplatz bei Brest (22. Januar 2022)

Auch an dem Stützpunkt in der Grenzregion zwischen Belarus, Polen und der Ukraine ist große Bewegung erkennbar. Gressel vermutet dort Aufklärungs- oder Infanteriefahrzeuge. Die vielen Reifenspuren in der rechten oberen Bildecke lassen erneut erkennen, dass auf dem Platz reger Betrieb herrscht.

"Für Russland ist der Ort strategisch wichtig", sagt Gressel. Denn im Falle einer Unterstützung der Ukraine durch die Nato käme die Verstärkung vermutlich aus Polen. Daher sei es denkbar, dass der Kreml dort bereits eine Blockade der polnisch-ukrainischen Grenze vorbereite.

Fazit

Grundsätzlich zeigen die Aufnahmen nur einen Ausschnitt der militärischen Bewegungen in der Region. Es ist davon auszugehen, dass Russland zurzeit an etlichen weiteren Standorten sein Militär weiter aufrüstet.

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"Es gibt einige beunruhigende Tendenzen", stellt Gustav Gressel fest. Denn die Bilder zeigen: Zu den schweren militärischen Gerätschaften kommen jetzt auch die Soldaten hinzu. "Die Reihenfolge ist immer: Zuerst kommt das Gerät. Dann kommen die Mannschaften, dann wird geübt." Das sei erforderlich, da sich die neu zusammengezogenen Truppen oftmals nicht gut kennen.

Die Aufnahmen zeigen, dass offenbar an vielen Orten gerade Militärübungen abgehalten werden: "Jetzt wird es langsam brenzlig", glaubt Gressel. Dazu hat Russland gemeinsam mit der belarussischen Armee große Übungen vom 10. bis zum 20. Februar angekündigt. Damit wären die Tests exakt an dem Tag beendet, an dem die Olympischen Spiele in Peking ihr Ende finden. Die Annexion der Krim hatte Wladimir Putin 2014 zum Ende der Winterspiele in Sotschi eingeläutet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview mit Gustav Gressel am 4.2.2022
  • Nachrichtenagentur dpa und Reuters
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