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Corona aus Wuhan-Labor? Wie die Laborthese Joe Biden in Bedrängnis bringt


Corona aus Wuhan-Labor?
Wie die Laborthese Joe Biden in Bedrängnis bringt

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 06.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Nicht genug Erkenntnisse: Joe Biden und die Urprünge des Corona-VirusVergrößern des Bildes
Nicht genug Erkenntnisse: Joe Biden und die Urprünge des Corona-Virus (Quelle: IMAGO)

Stammt das tödliche Virus aus dem chinesischen Labor in Wuhan? Eine aufflammende Diskussion setzt Joe Biden zunehmend unter Druck.

Was die glühende Trumpistin Lauren Boebert vor einigen Tagen bei einer Anhörung im Kongress sagte, verwundert eigentlich nicht: "Ja, Sie haben recht, Präsident Trump war im Amt, als das Covid-Virus aus einem Labor in China, aus dem Wuhan-Labor, freigesetzt wurde. Und er hat versucht, sehr deutlich zu machen, dass es aus China kam, und Reporter haben das regelmäßig abgetan."

Aber auch in eher gemäßigten Medien sind solche Äußerungen plötzlich zu vernehmen. Es habe einen "überwältigenden Eifer" gegeben, die Theorie zum Virus aus dem Wuhan-Labor zu diskreditieren, nachdem der frühere US-Präsident Donald Trump diese Behauptung aufgestellt hatte, sagte zum Beispiel Rita Panahi, eine Moderatorin von Sky News.

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Trump habe recht, das Coronavirus komme aus dem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan, Demokraten und viele Medien hätten den Ex-Präsidenten zu Unrecht diskreditiert: Dass diese eigentlich alte Erzählung von Republikanern in den USA seit einigen Tagen wieder aufgewärmt wird, hat einen Grund. Und sie wird für den amerikanischen Präsidenten Joe Biden zu einem immer größeren politischen Problem. Denn er und sein Stab finden keine klaren Antworten auf die Theorie.

Die Labor-Hypothese bekommt Unterstützung

Das wissenschaftliche Rätselraten um die Covid-19-Ursache ist zwar noch immer nicht abgeschlossen. Aber laut einem Bericht im "Wall Street Journal" soll das zuständige US-Energieministerium festgestellt haben, dass das Coronavirus höchstwahrscheinlich versehentlich aus einem chinesischen Labor ausgetreten sei.

Kurz darauf bestätigte der FBI-Direktor Christopher Wray in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News die Sichtweise des amerikanischen Inlandsgeheimdienstes: "Das FBI geht seit geraumer Zeit davon aus, dass die Ursprünge der Pandemie höchstwahrscheinlich ein potenzieller Laborvorfall in Wuhan sind", sagte Wray. "Hier sprechen Sie über ein potenzielles Leck in einem von der chinesischen Regierung kontrollierten Labor."

Kein Konsens in der Biden-Regierung

Das Problem für die Biden-Regierung: Sie kann sich bislang nicht zu einer eigenen, klaren Bewertung durchringen. Bis heute stochert das Weiße Haus im Nebel. In mehreren Presse-Statements wiederholten sowohl der Koordinator für strategische Kommunikation im Nationalen Sicherheitsrat, John Kirby, als auch Ned Price, der Sprecher des US-Außenministeriums folgende Sätze:

"In der US-Regierung besteht derzeit kein Konsens darüber, wie Covid genau angefangen hat", gab Kirby zu. Es gebe dazu auch einfach keinen Konsens in den verschiedenen Geheimdiensten. "Innerhalb der Geheimdienst-Community gibt es eine Vielzahl von Ansichten", sagte Ned Price. Es gebe auch Dienste, die zu anderen Schlussfolgerungen als der Labor-These gekommen seien. "Und es gibt einige, die sagen, dass sie einfach nicht genügend Informationen haben, um zu einer sicheren Einschätzung der Ursprünge von Covid-19 zu gelangen", so Price.

Um die Laborleck-Hypothese zu überprüfen, hatte Joe Biden bereits 2021 eine besondere Untersuchung durch die US-Geheimdienste angeordnet. Innerhalb von 90 Tagen sollten sie mehr Informationen zusammentragen und zu einer Bewertung kommen. Der anschließende Bericht kam aber ebenfalls zu keinem einheitlichen Ergebnis. Einige sind der Ansicht, das Virus sei erst vom Tier auf den Menschen übergegangen. Andere glauben, es seien zuerst Menschen betroffen gewesen, was für die Labor-Hypothese sprechen würde.

Früh als abwegig erklärt

Das politische Problem für die Biden-Regierung erwächst einerseits aus dem eigenen Nicht-Wissen. Man braucht erst die Fakten, um zu einer Bewertung zu kommen. Andererseits kann die Labor-Hypothese auch nicht einfach weggewischt werden. Prominente Vertreter wie der ehemalige oberste US-Gesundheitsbeauftragte Anthony Fauci, aber auch der deutsche Virologe Christian Drosten hatten die Labor-Hypothese immer wieder als abwegig dargestellt.

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Während der Covid-19-Pandemie war es immer wieder zu tätlichen Angriffen gegen Menschen mit asiatischem Aussehen gekommen, was zu einer hohen Sensibilität bei diesem Thema führte. Der Nebeneffekt: Schon die Labor-Hypothese zu vertreten und ihr nachzugehen, ging sowohl in Deutschland als auch in den USA oftmals mit Rassismus-Vorwürfen einher. Pauschales China-Bashing durch Donald Trump sei das.

Weitere heikle Fragen

Tatsächlich ist die Labor-Hypothese in den USA eng verbunden mit einer politisch ebenso heiklen Frage: Haben die USA zur Virusforschung in China und womöglich auch zur Entwicklung des Coronavirus beigetragen? Im Fokus steht dabei erneut Anthony Fauci, der nicht nur Berater des US-Präsidenten war, sondern auch Direktor des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), das wiederum Teil des National Institutes of Health (NIH) der US-Regierung ist.

Dieses Gremium hatte einer Organisation, die mit dem Wuhan Institute of Virology zusammengearbeitet hat, Geld zur Verfügung gestellt. Dabei ging es 2014 um die Finanzierung eines Programms, um mögliche Coronaviren von Fledermäusen zu untersuchen. 600.000 US-Dollar gingen dabei an das Wuhan Institute of Virology. 2019 wurde das Projekt um weitere fünf Jahre verlängert, dann aber im April 2020 nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie von der Trump-Regierung zurückgezogen.

Insbesondere die Republikaner haben im Repräsentantenhauses immer wieder versucht, die Ursprünge der Pandemie zu untersuchen, um herauszufinden, ob China Fakten zum ersten Ausbruch verschwiegen hat und inwieweit amerikanische Steuermittel das Wuhan-Labor mitfinanziert haben. Mit ihrer neuen Mehrheit befassen die Republikaner gleich mehrere Ausschüsse mit diesen Fragen, darunter auch den Geheimdienstausschuss. Ein Unterausschuss soll mit einer Anhörung zur Ursprungsfrage Anfang März beginnen.

Mehr als sieben Millionen Menschen sind an dem neuartigen Virus weltweit gestorben. Die Unklarheiten über den Ursprung von Corona sind in keiner Weise beseitigt. Nur über eines hat die Biden-Regierung eine klare Ansicht: China behindert nach wie vor die Aufklärung der Ursprünge des Virus. Mehr als öffentliche Appelle an die dortige Regierung scheint man in Washington aber bislang noch immer nicht in der Hand zu haben.

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