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Warum Donald Trump die Republikaner wie ein Pate regiert


Rede des Ex-Präsidenten
Warum Donald Trump die Republikaner wie ein Pate regiert

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns

07.06.2021Lesedauer: 5 Min.
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Donald Trump: Der frühere US-Präsident deutete bei diesem öffentlichen Auftritt in North Carolina erneut an, vielleicht 2024 wieder kandidieren zu wollen. (Quelle: t-online)

Eine Rede vor seinen Anhängern im Bundesstaat North Carolina zeigt, wie Donald Trump versucht, seinen Einfluss bei den Republikanern zu sichern. Er teilt die Welt ein in Freunde und in Feinde seiner Familie.

Eine mögliche Nähe zur italienischen Mafia in New York City wurde Donald Trump bereits nachgesagt, da war er noch gar nicht im politischen Geschäft. Aber egal, ob und wie solche Kontakte zustande gekommen sein mögen: Wer den ehemaligen US-Präsidenten derzeit beobachtet, kann feststellen, wie sehr Trumps Auftreten an das eines Clanchefs erinnert.

Deutlich wurde das am Wochenende bei einem Auftritt vor seinen Anhängern in der Stadt Greenville, im Bundesstaat North Carolina. Trump hatte dort das erste Mal seit längerer Zeit wieder eine öffentliche Rede gehalten. Es ging ihm aber vor allem um eines: Trump wollte seinem Publikum einen ihm treu ergebenen Politiker vorstellen, den republikanischen Kongressabgeordneten Ted Budd.

Trump lässt Treue schwören

Trump will Budd unbedingt als neuen US-Senator für North Carolina im Kongress sehen. Denn unabhängig davon, ob er selbst bei den Präsidentschaftswahlen 2024 noch einmal antreten wird: Trumps wichtiger nächster Schritt sind vorerst die sogenannten Midterm-Elections, bei denen die Republikaner ihre Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses (Repräsentantenhaus und Senat) zurückerobern wollen. Der Ex-Präsident will sichergehen, dass möglichst viele ihm loyale Republikaner in beiden Häusern sitzen werden. Denn längst nicht alle in der Partei stehen hinter ihm.

Trump ist weder Vorsitzender der Partei noch der Fraktion. Alles, was er besitzt, um seinen Einfluss zu sichern, ist letztlich seine erworbene Autorität bei der mächtigen Parteibasis, die bei den Vorwahlen über die verschiedenen Kandidaten der Republikaner entscheiden kann. Trump muss seine Zuhörer also mitreißen, er muss sie überzeugen, damit sie ihm weiterhin folgen und seine Kandidaten nach vorne bringen.

Die Familie ist das Wichtigste

Geschickt setzt Trump dabei auch seine Familie ein. Immer wieder betont er, wie sehr er seine Familie liebe und dass andere das leider nicht in dem Maße täten. Die Familie und die Loyalität zur ihr, so sagte es Trump auch früher schon, sei das Wichtigste. Und noch bevor er Ted Budd als seinen präferierten Kandidaten bekannt gibt, ruft er deshalb die Frau seines Sohnes Eric auf die Bühne: die selbst aus North Carolina stammende Lara Trump.

Sie spricht über ihre Herkunft; darüber, dass sie North Carolina so liebe, dass sie selbst ihre Tochter Carolina genannt habe. Dann kokettiert sie mit ihrer möglichen eigenen Kandidatur als US-Senatorin für den Bundesstaat. "Es hat da ein paar Gerüchte gegeben", ruft sie der jubelnden Menge zu. Aber ihre beiden Kinder seien noch zu klein, bräuchten sie noch zu sehr. Das heiße aber nicht, dass sie nicht irgendwann doch kandidieren werde. Und auch Trump wiederholt anschließend, wie stark sie als Senatorin wäre. Es klingt beinahe wie eine Drohung für Ted Budd, den er dann mit folgenden Worten auf die Bühne bittet:

"Ich gebe ihm meine absolute und volle Zustimmung. Wir werden mit ihm arbeiten. Wir werden mit ihm Wahlkampf machen. Man kann keine Leute aussuchen, die bereits zwei Rennen verloren haben und die nicht für unsere Werte stehen."
Trump meint damit die beiden anderen republikanischen Kandidaten Pat McCrory und Mark Walker. Und sollte Ted Budd nicht auf Linie bleiben und künftig im Sinne Trumps abstimmen, dann weiß er schon einmal, mit wem er es zu tun bekommen könnte. Nämlich mit Trumps Schwiegertochter Lara. Und darum gibt Budd auch artig Trump die Hand, bevor er spricht: "Wow. Danke, Mr. President! Das bedeutet die Welt für mich." Und Lara würde natürlich eine prächtige Senatorin abgeben.

Die "große Lüge" vom Wahlbetrug

Budd muss "Präsident" so sagen, als wäre Trump eigentlich noch rechtmäßig im Amt. Denn ins Zentrum seiner Ansprache hatte Trump einmal mehr seine mehrfach widerlegte Erzählung vom Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen 2020 gestellt. Wenn Trump von "unsere Werte" spricht, dann meint er damit auch diese Lüge. Der Wahlbetrug werde als "Verbrechen des Jahrhunderts" in die Geschichte eingehen, so Trump. Nicht er sei derjenige, der versuche, die amerikanische Demokratie zu untergraben, sagt Trump. "Ich bin derjenige, der versucht, sie zu retten."

Es ist jene "big lie", die "große Lüge", mit der Trump nicht nur das Land, sondern auch die Republikaner selbst spaltet. Zugleich aber versammelt er so seine treue Anhängerschaft, insbesondere an der Parteibasis, und nun auch Ted Budd hinter sich, der mit Trumps Motto schließt: "Let's get back to make America great again."

Gegen Facebook, China, Anthony Fauci und Joe Biden

Trump selbst sprach in durchaus altbekannter Art, sodass es fast wie 2020 wirkte. Er ließ sich aus über den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Diesen habe er auf dessen Wunsch zum Dinner im Weißen Haus empfangen. Nach der Wahl dann aber habe Zuckerberg sein wahres Gesicht gezeigt. Zuckerberg blieb nicht loyal. Trump spielt auf die Facebook-Sperre an, die er im Zuge der Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger verpasst bekommen hatte. Seine Aussage über den Facebook-Chef, "Wir können unser Land nicht von einem solchen menschlichen Wesen beherrschen lassen", ließ erkennen, wie viel seiner eigenen Macht Trump sozialen Medien wie Facebook oder Twitter zu verdanken hat, und wie sehr es ihn offenbar ärgert, sie nicht mehr in diesem Maße zu haben. Die Veranstaltung in North Carolina übertrug übrigens kaum einer der bekannteren Sender. Lediglich einige Sparten-Kanäle und "Fox Carolina News".

Den größten Applaus von seinen Anhängern heimste Trump an diesem Tag für seine Forderung ein, China solle 3 Billionen Dollar an Reparationen dafür bezahlen, dass es das Coronavirus über die Menschheit gebracht habe. Den Immunologen Anthony Fauci bezichtigte er, nur auf Medienauftritte aus zu sein und unzählige Fehler begangen zu haben. Beispielsweise, weil dieser die Grenzen zu China nicht schließen wollte. Er, Trump, habe letztlich Millionen von Leben gerettet in der Corona-Pandemie. Joe Biden sei nun schuld daran, dass alles kaputtgehe und Russland die Vereinigten Staaten etwa mit Cyberangriffen überziehe und daran, dass es zu einer neuerlichen Migrationskrise an der Südgrenze zu Mexiko gekommen sei.

Feinde der Familie

Am Ende ließ Trump erneut nur erahnen, dass er im Jahr 2024 wieder antreten wollen könnte: In einem Jahr, dann, wenn man mit Ted Budd den Senatssitz für North Carolina gewonnen habe, so sagte er, dann freue er sich am meisten auf: "2024". Jubel im Saal.

Falls dies aber nicht klappen sollte, hat Trump bereits die Schuldigen gefunden: die Ermittler gegen ihn in New York City. Diese Feinde würden mit ihrem "Kreuzzug" gegen ihn vor 2024 ohnehin nicht aufhören. "In New York verbringen radikal linke Staatsanwälte gerade viel Zeit und Geld damit, Familien zu bedrohen und zu versuchen, das Leben unschuldiger Menschen zu zerstören", erklärte er. Da war sie wieder, Trumps heilige Familie, mit der er es besonders geschickt versteht, konservative Werte für sich zu instrumentalisieren.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • "ARD": Trump und das FBI – eine amerikanische Affäre
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