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Russland: Propaganda zerlegt nun Donald Trump


"Bidenisierung von Trump"
Russische Propaganda zerlegt Trump


Aktualisiert am 13.07.2025 - 20:21 UhrLesedauer: 3 Min.
Kurswechsel in Russland: Wladimir Solowjow wettert während einer seiner Propaganda-Shows gegen Donald Trump.Vergrößern des Bildes
Kurswechsel in Russland: Wladimir Solowjow wettert während einer seiner Propaganda-Shows gegen Donald Trump. (Quelle: Screenshot Rossija 1)
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Lange sah Russland in Donald Trump einen Gleichgesinnten. Jetzt wird er jedoch zur Zielscheibe der Propaganda. Nach seiner Kritik an Putin fallen im Kreml-TV die Masken.

Donald Trump ist enttäuscht von Wladimir Putin. Er ist nicht glücklich mit Putin. "Putin erzählt uns eine Menge Bullshit, offen gestanden", erklärte der US-Präsident. "Er ist immer sehr nett zu uns, aber das erweist sich als bedeutungslos."

Über Jahre sah der Kreml – und mit ihm die Propagandamaschinerie – in Trump einen Gleichgesinnten, der dem Kremlchef den vermeintlich gebührenden Respekt und Bewunderung zollte. Ja, man sah in Trump sogar einen ebenbürtigen Gesprächspartner für den "Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte", wie die Propagandisten nicht müde werden, Putin zu titulieren. Und nun solch harsche Kritik aus dem Mund von Trump?

"Trump verwandelt sich in eine Version von Biden"

Wer in den vergangenen Wochen das russische Fernsehen einschaltete, konnte zwar anhand des rhetorischen Umschwungs die Risse im Verhältnis zwischen Putin und Trump deutlich erkennen, aber jetzt verkündete die Propaganda de facto offiziell das Ende der politischen Liaison. Wladimir Solowjow, einer der zentralen Figuren der Kreml-Propaganda, erklärte in seiner allabendlichen TV-Show: "Vor unseren Augen vollzieht sich eine Bidenisierung von Trump." Einst sei Trump der Einzige gewesen, der in der Lage wäre, mit Putin zu sprechen. Jetzt verwandele er sich aber in eine weitere Version von Biden, erzählte Solowjow seinen Studiogästen mit bedauerlichem Schulterzucken.

In der Sprache der Kreml-Propaganda gibt es dabei fast keine schlimmere Bezeichnung als den Namen des ehemaligen US-Präsidenten. Biden wurde über Jahre hinweg von der Propaganda zum Sinnbild der "schwachen und verwesenden" westlichen Gesellschaft stilisiert. Trump war einer der wenigen Lichtblicke. Doch das ist jetzt vorbei.

In der 20-Uhr-Ausgabe der Nachrichtensendung "Westi" des Senders Rossija1 erklärte man die neuen Äußerungen von Trump mit dessen Erkenntnis, dass "im Ukraine-Konflikt alles nicht nach seinem Drehbuch verläuft".

"Neben dem generellen Chaos in der Entscheidungsfindungskette der aktuellen US-Administration zeigt die Episode mit den Waffenlieferungen an die Ukraine auch Trumps eigenes Schwanken. Sein persönliches Afghanistan nach dem Zusammenbruch der Ukraine rückt immer näher – und der Hausherr im Weißen Haus ähnelt zunehmend dem von ihm so verachteten Vorgänger", hieß es im Beitrag.

Kurswechsel über alle Kanäle

In den Nachrichtensendungen der vergangenen Tage war der Kurswechsel Trumps eins der prominentesten Themen. Doch über alle Sender hinweg war die Quintessenz aller Beiträge gleich: Man kann Trump nicht ernst nehmen. Der ehemalige Interimspräsident Dmitri Medwedew fasst den neuen Kurs der Propaganda anschaulich zusammen: "Der Amerikaner schaukelt schon wieder auf seiner geliebten politischen Schaukel. (...) Was soll man davon halten? (...) Nichts", schrieb Medwedew in seinem liebsten sozialen Netzwerk Telegram.

In politischen Talk-Formaten kommt unterdessen die Frage auf: "Ist die Liebe mit den USA vorbei?" In einer Show des Senders Tsargrad beantwortet ein Studiogast sie mit einer Gegenfrage: "Hat sie denn jemals existiert?"

Solowjow droht mit "radioaktivem Tsunami"

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte der US-Sender CNN Audioaufzeichnungen aus dem Jahr 2024, auf denen offenbar Trump erzählt, wie er Putin damit gedroht habe, Moskau im Falle eines Angriffs auf die Ukraine zu bombardieren. Putin habe erwidert, dass er Trump nicht glaube. "Aber er hat es zu zehn Prozent geglaubt", so der US-Präsident.

Nach der Veröffentlichung der Audioaufnahme kannte Solowjow kein Halten mehr – ganz so wie zu der Amtszeit von Biden. "Zu wie viel Prozent wird Trump uns glauben, wenn ihm klar wird, dass zwei Poseidons an den beiden Küsten Nordamerikas einen radioaktiven Tsunami auslösen werden", drohte das Urgestein der Kreml-Propaganda mit einem atomaren Angriff auf die USA.

"Er labert halt gern irgendwas daher"

Auch Kreml-Bots schlossen sich dem propagandistischen Kampf gegen Trump an. Im russischen sozialen Netzwerk VKontakte wurden allein innerhalb von 24 Stunden 2.207 Kommentare bezüglich der Äußerungen Trumps publiziert, wie das Projekt "Botnadzor" der russischen unabhängigen Plattform "Agentstwo" mitteilte. Die Trolle bezeichneten Trump in den Kommentaren als "Liebhaber lauter Sprüche", "Idioten", "Schwätzer" und spotteten über seine angebliche "Bipolarität".

"Er braucht nur Geld, offensichtlich will er nur bluffen und wird in Wirklichkeit nichts unternehmen", hieß es in einem der Kommentare. "Na, er labert halt gern irgendwas daher. Ist ja nicht das erste Mal, oder?", schrieb ein anderer Nutzer – ganz dem vorgegebenen Kurs folgend.

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