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Bundestagswahl | Vier Szenarien: Was passiert heute Abend ab 18 Uhr?


Szenarien für den Wahlsonntag
Was heute Abend ab 18 Uhr passieren kann


Aktualisiert am 26.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Politische Farbspiele: Wer schließt sich wem an, wer geht am Ende durch wessen Tür?Vergrößern des Bildes
Politische Farbspiele: Wer schließt sich wem an, wer geht am Ende durch wessen Tür? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Welche Koalition regiert? Wer wird Kanzler? Noch sind die Antworten offen. Aber sobald die Wahllokale zu sind, geht das Rennen los. Vier Szenarien sind denkbar.

Am Sonntagabend um 18 Uhr, wenn die Prognosen kommen, werden die Balken auf den Fernsehern der Republik in die Höhe schießen. Und sofort danach wird es darum gehen, für welche Koalition es reicht, und wer den Kanzler stellen könnte.

Der Sonntagabend wird damit zu einer der wichtigsten Stationen für die nächste Regierungsbildung: Entscheidend sind nicht nur die Ergebnisse an sich, sondern auch deren Deutung. Kann die Union auch ein mittelgutes Wahlergebnis noch als Erfolg verkaufen? Und wer könnte eigentlich mit wem besonders gut regieren? Diese Dynamik wird mitentscheiden, wer Deutschland in den nächsten vier Jahren regiert.

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Vier Szenarien sind denkbar. Eine Übersicht:

Szenario 1: Die SPD liegt klar vorn, die Union ist abgeschlagen

Es ist eines der wahrscheinlicheren Szenarien: Die SPD wird stärkste Kraft, die Union fällt weit unter 30 Prozent. Nach seiner Siegesrede würde Olaf Scholz vermutlich sofort zum Hörer greifen und bei den Grünen anrufen. Die nämlich werden, egal für welche Regierungskombination, gebraucht – und für Scholz sind sie der unbestrittene Wunschpartner. Sein Anruf würde bei den Grünen auf viel Gegenliebe stoßen, mit der SPD können und wollen sie gerne regieren.

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Da die Ergebnisse für eine Zweierkoalition nicht reichen dürften, stehen Scholz in diesem Szenario weitere Anrufe bevor. Als nächstes dürfte er Kontakt zur FDP aufnehmen. Das Wahlprogramm der Liberalen steht zwar in einigen Punkten konträr zu dem der SPD, für Scholz ist die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und Liberalen dennoch die favorisierte Option. Christian Lindner knirscht dann wohl mit den Zähnen, ihm wäre ein Angebot von Laschet aus der CDU-Zentrale lieber. Gespräche ablehnen aber wird er keinesfalls.

Da es im Koalitionspoker immer ratsam ist, ein paar Asse im Ärmel mit sich zu tragen, ist es gut möglich, dass Scholz sich noch am Sonntag parallel um eine weitere Option bemüht: eine rot-grün-rote Koalition. Dann würden auch die Linken einen Anruf erhalten. Die Hindernisse für eine tatsächliche Koalition sind allerdings hoch. Scholz könnte mit der möglichen Alternative aber den Druck auf Lindner erhöhen oder dem FDP-Chef die Chance auf die bei seinen Wählern beliebte Erzählung eröffnen, die Republik mit der Ampel vor dem Untergang zu retten.

Szenario 2: Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Man könnte glauben, der Ausgang der Wahl sei klar, denn in fast allen Umfragen führt die SPD mittlerweile vor der Union. Doch der Abstand beträgt oft nur wenige Prozentpunkte und liegt damit innerhalb der Fehlertoleranz solcher Befragungen. In Wahrheit könnten SPD und Union bereits seit Wochen auch gleich stark sein, dieses Szenario ist auch am Wahlabend nicht unwahrscheinlich. Das Rennen um Platz Eins könnte stundenlang ungewiss sein, je nachdem, welche Stimmen schon ausgezählt wurden.

In diesem Fall könnte Armin Laschet erklären, dass das Debakel für die Union kleiner ausfällt, als zunächst befürchtet. Vor allem wäre das Kopf-an-Kopf-Rennen aber die Stunde der Annalena Baerbock. Denn die Sozialdemokraten haben keine Lust auf eine Neuauflage der Großen Koalition, für eine Mehrheit im Bundestag brauchen sie die Öko-Partei. Und in der Union liebäugelt man schon lange mit den Grünen als Koalitionspartner. Annalena Baerbock könnte dann entscheiden, in welche Richtung sich die Macht bewegt.

Gelänge es Laschet, die Grünen von sich zu überzeugen, könnte er eine Jamaika-Regierung anbahnen (was ohnehin das Wunsch-Bündnis der FDP ist). In diesem Fall müsste er nicht einmal die Wahl gewinnen, er müsste sie nur knapp gegen die SPD verlieren. Solange Grüne und FDP trotzdem zu ihm stünden, wäre der Weg ins Kanzleramt für Armin Laschet frei. Auch deshalb hat man in der SPD große Sorge vor einem allzu knappen Ausgang der Wahl.

Szenario 3: Die Union gewinnt die Wahl

Es gilt derzeit nicht als sehr wahrscheinlich, ist aber keinesfalls unmöglich: Die Union wird doch noch stärkste Kraft am Wahlabend. Wahrscheinlich würden sich CDU und CSU nur knapp vor die SPD schieben, doch wäre in diesem Szenario die Tonlage innerhalb der Union: Alles wie gehabt, alles wie in den letzten 16 Jahren, wir stellen jetzt mal eine Regierung zusammen.

Für Armin Laschet wäre dieses Szenario die Rettung. Zwar dürfte sich die CDU nicht schlagartig in einen Fanclub für den Mann aus Aachen verwandeln, aber immerhin hätte er (allen Erwartungen zum Trotz) die Union vor dem Machtverlust bewahrt. Denn ein Jamaika-Bündnis mit den Grünen und der FDP wäre nun am wahrscheinlichsten, Laschet würde wohl noch am Wahlabend mit beiden Parteien Kontakt aufnehmen. Dass die Grünen mit ihm sondieren würden, wäre wahrscheinlicher als bei einem knappen Wahlergebnis.

Szenario 4: Die Linke stürzt ab – oder steigt in ungewohnte Höhen

In Umfragen lag die Linke zuletzt recht stabil bei sechs Prozent. Nicht ganz ausgeschlossen aber ist, dass sie am Wahlabend weiter abstürzt – auf unter fünf Prozent. Für die Partei wäre es ein Debakel. Sie könnte dann aus dem Bundestag fliegen.

Alle Augen würden sich dann auf die Wahlkreise richten: Gehen mehr als drei Direktmandate bundesweit an die Linke, sitzt sie trotzdem sicher im Parlament. Und zwar mit so vielen Abgeordneten, wie ihr nach den Zweitstimmen zustehen. Dieses Ziel scheint für die Partei erreichbar. 2017 holte sie immerhin fünf Direktmandate, vier davon in Berlin. Drei der prominenten Gewinner – Gregor Gysi, Petra Pau, Gesine Lötzsch – treten auch in diesem Jahr wieder in der Hauptstadt an.

Als unwahrscheinlich gilt, dass die Linke ihr Ergebnis von 2017 (9,2 Prozent) wieder erreicht oder sogar verbessert. In diesem Fall würden in der Parteizentrale die Rotkäppchen-Korken knallen. Würde zugleich die SPD stärkste Kraft, könnte die Linke gestärkt in Sondierungen mit Sozialdemokraten und Grünen gehen. Die Chancen auf Rot-Grün-Rot würden etwas steigen, die inhaltlichen Streitpunkte aber blieben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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