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RKI-Chef über Corona-Lage: "Besser Kopfschmerzen als diese verdammte Krankheit"


Corona-Zahlen steigen
Wieler: "Besser Kopfschmerzen als die verdammte Krankheit"

Von dpa, afp, sje

Aktualisiert am 26.02.2021Lesedauer: 3 Min.
RKI-Chef Wieler mahnt zur Vorsicht.
"Deutliche Signale einer Trendumkehr": RKI-Chef warnt vor einer drohenden dritten Corona-Welle und spricht auch über Corona-Mutanten. (Quelle: Glomex)
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Während die Politik über Lockerungen berät, infizieren sich in Deutschland wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus. Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler mahnen zur Vorsicht.

Wenige Tage vor der nächsten Bund-Länder-Runde steigen in Deutschland wieder die Corona-Zahlen. Gleichzeitig werden die Rufe nach Lockerungen der Maßnahmen immer lauter, die Bundesländer legen Stufenpläne zur Öffnung vor. Vor diesem Hintergrund informierten am Freitagvormittag Gesundheitsminister Jens Spahn und der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland. Vor allem Wieler wurde deutlich: Er sehe "deutliche Signale einer Trendumkehr".

Der RKI-Chef mahnte an, auch bei den geplanten Öffnungsschritten große Vorsicht walten zu lassen. "Ansonsten steuern wie in eine weitere, in eine dritte Welle hinein." Man habe es selbst in der Hand, die Pandemie zu kontrollieren. Sorge bereitet ihm vor allem die britische Mutante B.1.1.7. Man sehe, dass diese in allen Altersgruppen gefährlicher sei. "Das macht die Pandemiebekämpfung nicht einfacher". Alle wollten zurück in den Alltag, aber "das erreichen wir nur, wenn wir die Fallzahlen dauerhaft senken", so Wieler.

Neue Tests sind "keine Wunderwaffe"

Positiv beurteilte er die kommenden Schnell- und Selbsttest. Sie seien zwar "keine Wunderwaffe", seien aber ein wichtiges Werkzeug, um Infektionen schnell zu erkennen. Wieler betonte jedoch auch, dass negative Tests keine absolute Sicherheit bieten. Man müsse sich weiter an die bekannten AHA+L-Regeln halten.

Auch Gesundheitsminister Spahn prognostiziert, dass die Tests in Zukunft ein fester Bestandteil des Alltags sein werden. Sie gäben dem Einzelnen mehr Sicherheit in Bereichen, für die es "alltagstaugliche Lösungen" brauche. Als Beispiele nannte er unter anderem den Besuch in Pflegeheimen oder Restaurants und das Reisen. "Vorsicht, Impfen, Testen", fasst er die drei wichtigsten Bestandteile des weiteren Weges.

Bei den Impfungen könne man erste Erfolge verzeichnen, sagt Spahn. Vor allem viele Ältere und Bewohner von Pflegeheimen seien bereits geimpft. "Das Risiko an Corona zu erkranken, hat sich für unsere Höchstbetagten deutlich reduziert", sagte er. Das bislang überproportionale Infektionsrisiko bei Älteren nähere sich langsam dem Durchschnitt, was zeige, dass die Impfstrategie funktioniere. "Das rettet Leben", so Spahn.

"Noch liegt zu viel Impfstoff im Kühlschrank"

Einige Länder kämen aktuell an ihre Kapazitätsgrenzen kämen, diese müssten nun schnell aufgestockt werden, forderte der Gesundheitsminister. "Noch liegt zu viel Impfstoff im Kühlschrank". Man habe es den Bundesländern nun auch ermöglicht, ausgewählte Arztpraxen mit Impfungen zu beauftragen. In einem zweiten Schritt sollen dann die Ärzte regulär zusätzlich zu den Impfzentren eingeplant werden. Auf ein Datum dafür wollte er sich noch nicht festlegen. "Impfen ebnet den Weg aus der Pandemie, es ist gleichwohl kein Spaziergang", so Spahn.

Auf Nachfrage äußerte sich der Gesundheitsminister auch zu den Berichten, dass etliche Astrazeneca-Dosen aktuell aufgrund mangelnder Nachfrage nicht verimpft würden. Spahn erklärt, dies liege daran, dass die Kampagne hier erst anlaufen müsse. Er sei sich aber sicher, dass es in der Priorisierungsgruppe zwei, die aktuell an der Reihe ist, genügend Menschen diesen Impfstoff entgegen nehmen werden. Eine Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs für alle Impfwilligen unterstütze er daher nicht.

"Besser Kopfschmerzen als diese verdammte Krankheit"

Auch RKI-Chef Wieler betont, dass die derzeitige Ablehnung des Impfstoffs nicht gerechtfertigt sei. Eine Studie aus Schottland habe gezeigt, dass die Hospitalisierungsrate durch die Astrazeneca-Impfungen um 94 Prozent zurückgegangen sei. "Das ist fantastisch", so Wieler. Er wäre glücklich, wenn er dem Impfstoff bald erhalten könnte, trotz der Berichte über die Nebenwirkungen: "Besser zwei, drei Tage Kopfschmerzen als diese verdammte Krankheit".

Spahn erklärte zudem, dass das Corona-Kabinett am Montag beschlossen habe, einen digitalen Impfnachweis auch in Deutschland einzuführen. Derzeit liefen die entsprechenden Vergabeverfahren, er rechnet damit, dass diese in etwa zwölf Wochen zur Verfügung stünden – "plus-minus". Eine zweite Frage sei jedoch, was aus dem Geimpftsein folgen könne. Das müsse im Bundestag diskutiert werden, so der Gesundheitsminister.

Spahn: Inzidenz von 35 weit entfernt

Spahn wurde von Journalisten auch auf die Kritik am Inzidenzwert 35 und der vermeintlichen Orientierung nur an dieser Zahl angesprochen. Er stellte klar: "Die Pandemie lässt sich nicht auf eine Zahl reduzieren". Die Inzidenz sei aber ein guter Indikator für das Infektionsgeschehen und darauf, wann man reagieren müsse. "Aber genauso wichtig ist es, dass ganze Bild zu sehen und einzuordnen", sagte er.

Zudem habe er im Moment ohnehin nicht den Eindruck, dass eine Inzidenz von 35 bald erreichbar sei. Nachdem man auf einem wirklich guten Weg gewesen war, sei die Mutation kurz vor Weihnachten hinzugekommen, erklärt Spahn. Man wisse noch nicht um deren genaue Bedeutung für das Infektionsgeschehen, daher müsse man zum Beispiel bei den Schul- und Kitaöffnungen genau die Auswirkungen beobachten. "Ich empfehle uns allen größtmögliche Umsicht und Vorsicht". Er wisse um die Ermüdung und die Belastung der Bürger. "Aber es nützt ja alles nichts. Das Virus ist da. Und wir müssen damit umgehen."

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz von Jens Spahn und Lothar Wieler
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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