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"Markus Lanz" I Lauterbach über Impfstoffmangel: "Wir gehen an die Reserven"


Talk bei Markus Lanz
Impfstoffmangel: Lauterbach erklärt seine Notfall-Strategie

Von Markus Brandstetter

Aktualisiert am 16.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Karl Lauterbach: Der Gesundheitsminister muss die Impfstofflücken schließen.Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach: Der Gesundheitsminister muss die Impfstofflücken schließen. (Quelle: teutopress/imago-images-bilder)

"Es war ein hartes Jahr, das uns noch allen in den Knochen stecken wird" — dieses Fazit zog Markus Lanz. Doch auch das nächste Jahr könnte schwierig werden – zumindest nach Karl Lauterbachs Expertise.

Die Gäste

Karl Lauterbach - Bundesgesundheitsminister; Alena Buyx - Vorsitzende des Ethikrats; Ralf Berning - Intensiv-Krankenpfleger; Markus Söder - Bayerischer Ministerpräsident; Lars Klingbeil - Vorsitzender der SPD; Zarifa Ghafari - afghanische Kommunalpolitikerin; Jens Arlt - Brigadegeneral; Tankred Stöbe - "Ärzte ohne Grenzen"; Elmar Theveßen - ZDF-Korrespondent in Washington; Michael Fanone - US-Polizist; Gerald Asamoah - ehemaliger Fußball-Nationalspieler; Carlotta Nwajide - Ruder-Olympionikin; Herbert Reul - NRW-Innenminister; Cornelia Weigand - Bürgermeisterin von Altenahr; Dirk Steffens - Wissenschaftsjournalist

Die Sendung

Gerade erst sind die Booster-Impfungen so richtig angelaufen, schon sorgt eine Feststellung des neuen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach für jede Menge Aufregung und Sorge: Deutschland habe unter der Vorgängerregierung zu wenig Impfstoff bestellt, die Impfkampagne laufe Gefahr, ins Stocken zu geraten – und das ausgerechnet jetzt, wo sich die neue Omikron-Variante des Coronavirus rasant verbreitet.

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Das Ergebnis einer von ihm veranlassten Inventur am vergangenen Wochenende sei eindeutig gewesen: "Für eine solche offensive Booster-Kampagne reicht der Impfstoff nicht aus." Auf die Kritik aus CDU-Reihen, Lauterbach würde Feuer rufen, obwohl es gar nicht brenne, erwiderte dieser gleichermaßen lapidar wie unmissverständlich: "Ich wünschte, die Zahlen, die die CDU vorträgt, wären richtig." Ein weiterer Lauterbach-Schlüsselsatz des Abends: "Ich muss doch reinen Wein einschenken, damit wir das schaffen können."

Karl Lauterbach: "Wir gehen an die Reserven"

Lauterbach sei aus diesem Grund derzeit damit beschäftigt, Impfstoff aus anderen Ländern zu beschaffen: "Ich versuche jetzt notfallmäßig Impfstoffe aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen. Weil diese Länder zum Teil den Impfstoff, den sie haben, nicht verimpfen können. Ich unternehme alles, was ich kann, um die Impfkampagne, die wir derzeit fahren, ohne Unterbrechung durchziehen zu können." Lauterbach weiter: "Wir gehen an die Reserven. Wir schütten alles aus."

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Während der Gesundheitsminister aus der Offensive heraus reagierte, musste sich CSU-Chef Markus Söder eher verteidigen. Die Frage, ob er als Landeschef denn nichts von einem drohenden Impfstoffmangel gewusst hatte, verneint er: "Ehrlich gesagt wurde uns immer gesagt, es sei ausreichend Impfstoff da." Das Management der Impfstoffverwaltung liege eben nicht bei Ländern, sondern beim Bund, konterte er – und kritisierte die Stiko (Ständige Impfkommission) für diverse Empfehlungen, die die Lage verschlimmert hätten. "Plötzlich hat sich ein enormer Druck aufgebaut, schnell zu impfen", so Söder.

Der Wahlkampf aus der Sicht von Markus Söder und Lars Klingbeil

Der zweite Punkt war eine Rückschau auf den Bundestagswahlkampf 2021 – und das zunächst aus der Sicht Markus Söders, später auch aus jener des SPD-Vorsitzenden und "Kanzlermachers" Lars Klingbeil.

Die Frage, ob CDU/CSU gewonnen hätten, wenn er selbst statt Armin Laschet der Kanzlerkandidat geworden wäre, wollte Söder nicht beantworten – machte aber einmal mehr deutlich, dass er in diesem Fall wohl anders Wahlkampf geführt hätte: "Ich hätte von der Art einen offensiven Stil gewählt." An das Wahljahr an sich scheint er eher durchwachsene Erinnerungen zu haben: "Es war ein ganz komischer Wahlkampf. Erst wurde nur über den Lebenslauf von Baerbock gesprochen, dann über den Lacher während der Flut", attestierte Söder.

Annalena Baerbock und das Bild des lachenden Armin Laschet waren später auch ein wesentliches Thema beim Gespräch mit Lars Klingbeil. Was wichtiger für den SPD-Gewinn gewesen sei – Baerbocks (vermeintlich geschönter) Lebenslauf oder Laschets Lachen während der Flutkatastrophe, wollte Lanz wissen. Für den SPD-Chef ist ganz klar: "Das Lachen von Armin Laschet war ein Wendepunkt in diesem Wahlkampf."

Er selbst habe es gar nicht glauben könnten, sich das Video des lachenden Laschet "sechs oder sieben Mal" hintereinander angesehen. Als ihn sein Nachbar – der selbst keine sozialen Medien konsumiert – schockiert darauf ansprach, habe Klingbeil bemerkt, wie groß die Wellen waren, die Laschets Fehltritt geschlagen hatte. Aber nicht nur Laschet, auch Baerbock und Söder haben mitgeholfen, erklärte Klingbeil schnippisch – und bezeichnete Söder sogar als "besten Mann" für die SPD.

Von großer innenpolitischer Brisanz war nicht nur Laschets Lachen während der Flutkatastrophe, sondern auch die politische Handhabung der Situation. NRW-Innenminister Herbert Reul, oft für seine zögerliche Reaktion und fehlende Weitsicht im Vorfeld der Flut kritisiert, erklärte, die Katastrophe habe ihn überrascht. Zwar könne man Entwicklungen durchaus vorhersagen – allerdings "nicht so präzise, wie wir das brauchen." Die Bürgermeisterin der schwer von der Katastrophe getroffenen Stadt Altenahr, Cornelia Weigand, findet hingegen, dass man sich durchaus akkurater hätte vorbereiten können.

"Angriff auf die US-Demokratie"

Neben genannten innenpolitischen Themen stand auch der Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 auf der Agenda. Zu Gast war hier der amerikanische Polizist Michael Fanone, der bei den Protesten körperlich heftig attackiert wurde und einen Herzinfarkt erlitt – und dessen Bodycam-Videomaterial die Brisanz der Lage zeigte. "Mir ging nur durch den Kopf, wie ich das überleben kann", so Fanone – der auf Lanz’ Spekulation, manche Polizisten hätten sich auf die Seite der Chaoten gestellt, nicht eingehen wollte.

ZDF-Washington-Korrespondent Elmar Theveßen bezeichnete das Ereignis als "jenen Tag, an dem Amerikas Demokratie angegriffen wurde" – und erklärte: "Es war der Gipfel eines Umsturzversuchs, gesteuert aus dem Weißen Haus."

Was sonst noch diskutiert wurde

Ebenfalls Teil der die Rückschau war ein Gespräch mit dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah und der Ruderin Carlotta Nwajide über Rassismus im Sport. Die beiden gingen unter anderem auf die rassistischen Reaktionen gegenüber britischen Nationalspielern ein: "Als die drei verschossen haben, wusste ich, was am nächsten Tag passiert. Ich wusste, es werden Leute rausgepickt und die Schuldigen gesucht. Das waren halt die drei Schwarzen, die den Elfmeter verschossen haben", so Asamoah, der auch von eigenen rassistischen Erfahrungen berichtete. Auf persönliche Erfahrungen wollte Nwajide hingehen nicht eingehen – viel wichtiger sei ihr, wie man rassistische Strukturen bekämpft und erkennt.

Des Weiteren gab es auch es einen dramatischen Bericht über die katastrophale Lage in Afghanistan, über die Lanz mit der afghanischen Kommunalpolitikerin Zarifa Ghafari, Brigade-General Jens Arlt und Tankred Stöbe von "Ärzte ohne Grenzen" sprach. Ghafari erzählte unter anderem, wie sich Männer mit entführten Kindern Zugang zum Flughafen erzwingen wollten. Anschließend haben sich die Männer "der Kinder entledigt, zum Teil abgelegt, weggeworfen."

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz – Das Jahr 2021" vom 15.12.2021
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