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Lars Klingbeil neuer Vizekanzler: Führt er die SPD zurück an die Spitze?


Steckbrief Lars Klingbeil
Ein Vizekanzler, der sich "noch mehr" vorstellen kann


Aktualisiert am 05.05.2025 - 13:37 UhrLesedauer: 4 Min.
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Lars Klingbeil (Archivbild): Der SPD-Vorsitzende wird künftig Vizekanzler und Finanzminister der schwarz-roten Koalition sein. (Quelle: Noah Wedel/imago-images-bilder)
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Er steht für die Neuaufstellung der SPD: Lars Klingbeil. Der Chef der Sozialdemokraten ist der Hoffnungsträger der Partei. Jetzt wird er Finanzminister und Vizekanzler der schwarz-roten Koalition.

Nach dem desaströsen Wahlergebnis, das die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bei der Bundestagswahl eingefahren hatte, war eines klar: Die Partei muss sich grundlegend erneuern, wenn sie wieder den Status einer Volkspartei beanspruchen will.

Schnell nach der Wahl kündigte der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil an, aus dem schlechten Wahlergebnis personelle Konsequenzen ziehen zu wollen. Sich selbst meinte er damit aber nicht, sondern vor allem Olaf Scholz. Klingbeil blieb an der Spitze der Partei und warf sich in die Verhandlungen mit der Union über eine Koalition.

In der schwarz-roten Bundesregierung soll er als Vizekanzler und Finanzminister der zweitmächtigste Mann hinter Friedrich Merz werden. Doch wer ist dieser altbekannte Hoffnungsträger der SPD – und wofür steht Lars Klingbeil politisch?

Steckbrief Lars Klingbeil

Beruf: künftig Vizekanzler und Finanzminister, dazu Bundesvorsitzender der SPD und Bundestagsabgeordneter für den Heidekreis und den Landkreis Rotenburg

Geburtstag: 23. Februar 1978

Sternzeichen: Fische

Geburtsort: Soltau

Familienstand: verheiratet

Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften, Soziologie und Geschichte

Wofür steht Klingbeil politisch?

Von 2003 bis 2007 war Lars Klingbeil stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD-Jugendorganisation Jusos, die traditionell dem linken Flügel der Partei zugeordnet wird. Nach eigenen Angaben war er vor seiner politischen Karriere auch in einer Antifa-Gruppe aktiv. Seit seinem Einzug in den Bundestag 2009 gehörte er zur Parlamentarischen Linken der SPD. Doch 2015 vollzog er einen überraschenden Kurswechsel: Seitdem ist der heutige Parteivorsitzende Mitglied des "Seeheimer Kreises", der als konservativer Flügel der Sozialdemokraten gilt.

Im Verteidigungsausschuss setzte sich Lars Klingbeil in der vergangenen Legislatur für eine Erhöhung des Wehretats ein und befürwortete die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr. Zusätzlich zu seinen offiziellen Parteiämtern ist der ehemalige Wehrdienstverweigerer Mitglied in den Präsidien der Lobbyvereine Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik und Förderkreis Deutsches Heer. In der aktuellen Debatte über eine verschärfte Migrationspolitik betonte Klingbeil, dass geschlossene Grenzen für die SPD keine Option seien – derartige Maßnahmen würden eine "rote Linie" überschreiten.

In der Partei gilt Klingbeil als ein bedachter Brückenbauer und guter Kommunikator. Nach internen Streitereien der Partei 2019 und Umfragewerten von gerade einmal zwölf Prozent nahm sich Klingbeil vor, die Partei wieder zu alter Stärke zurückzuführen. Seine Devise: "Gute Politik braucht Stabilität und Zusammenhalt."

Nach dem historisch schlechten Abschneiden der SPD bei der Europawahl mit 13,9 Prozent kündigte Lars Klingbeil eine interne Aufarbeitung des Wahlkampfs an. In einem Interview betonte er, selbst bewiesen zu haben, dass die SPD bei Bundestagswahlen erfolgreich sein könne. Obwohl Generalsekretär Kevin Kühnert für die Kampagne verantwortlich war und sich beide als Freunde bezeichneten, distanzierte sich Klingbeil nach der Niederlage plötzlich von ihm. Kühnert zog sich überraschend im vergangenen Herbst aus der Bundespolitik zurück.

Auch nach dem historisch schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl zog Klingbeil keine Konsequenzen bei sich selbst. Stattdessen ließ er sich von der neuen Bundestagsfraktion sogar zunächst zum Vorsitzenden wählen – dieses Amt übernimmt künftig Matthias Miersch. Statt – wie Olaf Scholz – anderen die Zukunft der Partei zu überlassen, stieß Klingbeil in das innerparteiliche politische Vakuum vor. Bisher scheint sich das für ihn auszuzahlen.

Wohin führt Klingbeil die SPD?

Die politische Zukunft von Lars Klingbeil hängt maßgeblich von seiner Arbeit in der nächsten Legislaturperiode ab. In einer Koalition aus Union und SPD unter Kanzler Friedrich Merz, der die CDU nach der Merkel-Ära deutlich nach rechts gerückt hat, dürfte es eine geschwächte SPD nicht leicht haben.

Einen großen Trumpf besitzen die Sozialdemokraten jedoch: Merz ist auf die SPD als Koalitionspartner angewiesen, da außer der AfD keine andere Partei rechnerisch für eine Regierungsbildung infrage kam. Merz hatte die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextremistisch" eingestufte AfD von vornherein als Partner ausgeschlossen.

Damit lag es an Klingbeil, den Preis für eine Regierungsbeteiligung im Sinne der SPD in die Höhe zu treiben – ohne dabei unter die Räder einer fast doppelt so starken Union zu geraten. Aus Sicht der SPD ist ihm das wohl gelungen: Die Sozialdemokraten bekamen sieben Ministerien zugesprochen – ebenso viele wie die CDU, die zudem den Bundeskanzler stellt. Die CSU kommt auf drei Ministerien.

Mit seinen 47 Jahren hat Klingbeil noch viel Zeit in seiner politischen Karriere. Im vergangenen Sommer ließ er auf die Frage nach einer möglichen Kanzlerkandidatur verlauten: "Ich bin total zufrieden, aber ich kann mir noch mehr vorstellen."

Noch ist es nicht so weit – doch die Vizekanzlerschaft lässt sich bereits als Aufstieg werten. Ob er 2029 als SPD-Kanzlerkandidat antritt, werden die kommenden Jahre zeigen.

Wer ist er abseits der politischen Bühne?

Nach seinem Studium und mehreren Auslandsaufenthalten kehrte Lars Klingbeil in seine Heimatstadt Munster zurück. Seit seinem Einzug in den Bundestag pendelt er regelmäßig zwischen seinem Wahlkreis und Berlin. Klingbeil ist leidenschaftlicher Fußballfan und Vereinsmitglied beim FC Bayern.

Zudem spielte er in seiner Jugend und darüber hinaus 14 Jahre lang als Gitarrist in einer Punkband. Seine Lieblingsband ist die Rockgruppe Rage Against the Machine.

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