Nach Rückzug Das ist der Kronprinz von Reiner Haseloff

CDU-Mann Sven Schulze soll Reiner Haseloff als Ministerpräsidenten in Sachsen-Anhalt beerben. Doch gibt es ein Problem: die AfD.
Sven Schulze hat eine Mission. Der CDU-Politiker soll 2026 seinen Parteikollegen Reiner Haseloff im Amt des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt ablösen. Doch gibt es ein Problem: seinen Bekanntheitsgrad. Noch kennen die wenigsten im Land den Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt.
Das sieht Schulze nicht anders: "Das würde mich jetzt auch wundern, wenn manche sagen, den kenn' ich schon: Den Namen Schulze immerhin gibt's sehr häufig in Sachsen-Anhalt", sagte er dem Sender MDR. Selbstbewusst schob er aber auch gleich hinterher: "Den Sven Schulze gibt's in der Form aber nur einmal."
- Abgang: Reiner Haseloff kündigt Rückzug an
- Rückschlag: Intel gibt Pläne für Werk in Magdeburg auf
Das stimmt. Schulze, 46, ist in Quedlinburg geboren. "Ich bin ein Landeskind", betont er gern. In Aschersleben hat er 1998 Abitur gemacht. "Damals hat man uns gesagt: 'Ihr habt hier keine Zukunft.' Das darf sich nicht mehr wiederholen", so Schulze.
Schulze studierte nach dem Abitur Wirtschaftsingenieurwesen, natürlich im heimischen Clausthal. 2014 zog er für die CDU ins Europaparlament ein. Brüssel weitet den Blick: 2021 kehrte Schulze als Kronprinz zurück in die Heimat und übernahm die Wirtschaft in Haseloffs Kabinett.
Einer von hier
Sachsen-Anhalt hat – wie andere Länder im Osten – mit Wegzug zu kämpfen. Doch längst zieht die Wirtschaft im Osten an. Im thüringischen Erfurt baut der chinesische Hersteller CATL Batterien für E-Autos. Im sächsischen Dresden arbeiten mehr als 100.000 Beschäftigte in der Halbleitertechnik.
In Sachsen-Anhalt wollten sie das Modell mit den Zukunftstechnologien wiederholen. Der US-Konzern Intel wollte in der Hauptstadt Magdeburg 30 Milliarden Dollar in eine neue Chipfabrik investieren. Die Fläche wurde zwischenzeitlich schon eingeebnet. Doch kam im Juli das Aus. Intel steckt selbst in der Krise, das Unternehmen hat den Trend zu KI-Chips verschlafen.
Ein Rückschlag für Sachsen-Anhalt, für Magdeburg und für Sven Schulze. Seit 2021 ist er Wirtschaftsminister und der Kronprinzen-Plan mit Haseloff sah eigentlich so aus: Schulze steigert im Zuge der Intel-Investitionen seine Popularität und segelt so ins Amt des Ministerpräsidenten. Das funktioniert so nicht mehr.
AfD liegt in Umfragen vorn
Die Lage ist vor der Landtagswahl im kommenden Jahr kritisch. Die AfD lag lange in Umfragen vorn. Die hier als rechtsextrem eingestufte Partei könnte sogar die absolute Mehrheit erringen. Bei der Bundestagswahl wurde die AfD mit 37 Prozent stärkste Kraft im Land. AfD-Frontmann Ulrich Siegmund hat auf TikTok eine halbe Million Follower. Schulze sagt dazu nur: "Ministerpräsident ist schon eine Herausforderung. Das kann man nicht mal eben als Social-Media-Star."
Das hat Reiner Haseloff bei der Wahl 2021 bewiesen. Lange lag er in den Umfragen zurück. Aber der CDU-Ministerpräsident hielt Kurs, grenzte sich klar von der AfD ab und siegte. An der Spitze einer Koalition mit SPD und FDP behauptete der Unionspolitiker das Ministerpräsidentenamt. Doch schwächeln sowohl SPD als auch FDP im Land. Das macht die Aufgabe für Sven Schulze nicht einfacher.
Schon Haseloff war vom Amt des Wirtschaftsministers in die Staatskanzlei gewechselt. Schulze soll das jetzt wiederholen. Doch floppte nicht nur die Sache mit Intel, auch die Solarindustrie im Land schwächelt.
So setzt Schulze in Sachsen-Anhalt als Wirtschaftsminister jetzt auf viele kleine Projekte. Im Chemiepark im alten DDR-Standort in Bitterfeld-Wolfen wird Lithium produziert. Autobauer Daimler hat in Halberstadt in Rekordtempo ein neues Logistikzentrum für seine Lkw-Sparte hochgezogen. Selbst ein Steinzeitgrab konnte den Bau nicht stoppen. Die Fundstätte wurde in einem tonnenschweren Block einfach als Ganzes ausgehoben und für die Forschung erhalten.
Sie lassen sich immer was einfallen in Sachsen-Anhalt. Nun muss Schulze ran. Er kommt vom linken Flügel der Union, vom Arbeitnehmerflügel CDA. Posen ist seine Sache nicht. Hier geht es um Bodenständiges. Der Neue umschreibt seine Agenda deshalb so: "Das Thema Wirtschaft. Das Thema soziale Gerechtigkeit. Und das Thema innere Sicherheit."
Kurz und knapp. So bodenständig ist Sven Schulze. Das mit TikTok kommt vielleicht später.