Wer tritt das Merkel-Erbe an? CDU-Vizes von der Leyen und Klöckner: Egoshooter vs. Strahlefrau
Angela Merkel steht unangefochten an der Spitze der CDU. Doch wer kann ihr eines Tages folgen? Von den Männern drängt sich niemand auf. Zwei Frauen kämpfen um den Spitzenplatz in der Nach-Merkel-Ära.
Ursula von der Leyen und Julia Klöckner sitzen Seit' an Seit' in den Reihen des CDU-Präsidiums. Die eine ist Verteidigungsministerin, die andere Landes- und Fraktionschefin der CDU in Rheinland-Pfalz. Das sind unterschiedliche Ebenen. Aber beide haben sich nach oben gekämpft in der Noch-immer-mehr-Männer-Partei. Das vereint.
Von der Leyen und Klöckner sind so etwas wie eine stille weibliche Reserve der Partei. Vielleicht werden sie eines Tages noch gebraucht. Nämlich dann, wenn Angela Merkel nicht mehr die CDU führen sollte, nicht mehr als Kanzlerkandidatin antritt. Das scheint an diesem Tag auf dem CDU-Bundesparteitag in Köln zwar noch in weiter Ferne. Merkel ist mächtig wie nie, sie wirkt nicht, als würde sie alsbald das Zepter abgeben wollen. Sie hält in Köln eine ungewöhnlich kämpferische Rede. Manche Christdemokraten unken danach, sie werde auch 2017 wieder als Spitzenkandidatin antreten.
Von der Leyen - auf der Suche nach ihrer Rolle im neuen Amt
Die stille Reserve wird noch warten müssen. Käme es irgendwann dazu, es wäre auch eine Premiere in einer deutschen Partei: Die erste Kanzlerin der Republik übergibt den Staffelstab an eine Kanzlerkandidatin. Aber wäre das auch wahrscheinlich?
Von den Männern in der CDU drängt sich kaum jemand auf, vielleicht Innenminister Thomas de Maizière, aber auch er hat einst als Verteidigungsminister Kredit verspielt. Mangels Alternativen bliebe wohl die 56-jährige von der Leyen. Sie ist so etwas wie ihre eigene Marke: streitbar, machtbewusst. Das machte sie stark, als Familien- und Arbeitsministerin. Da setzte sie immer wieder Akzente. Doch als Verteidigungsministerin hat sie es mit den Weltproblemen und Fragen der Truppe zu tun. Von der Leyen wirkt, als sei sie noch immer auf der Suche nach ihrer Rolle im neuen Amt.
Sie hat eines der schwierigsten Ressorts im Kabinett übernommen, in Köln darf sie sich über ein deutliches Lob Merkels freuen. "Ganz herzlich" danke sie ihr dafür, dass sie sich mit "Präzision, Energie und Klarheit" der Aufgabe stelle, sagt die CDU-Chefin. Für Merkels eher verhaltenes Temperament ist das ein großes Kompliment. Da strahlt von der Leyen.
Klöckner - das Gesicht der Nach-Nach-Merkel-Ära
Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen: Von der Leyen fehlt eine wirkliche Hausmacht. Vor zwei Jahren, bei den Wahlen zum Präsidium, erzielte sie ein schlechtes Ergebnis - 69 Prozent. Da war sie noch Arbeitsministerin und nervte viele in der Union mit ihrem Einsatz für eine Zuschussrente gegen die Altersarmut. In Köln spricht sie über den Afghanistan-Einsatz, Ebola, die Flüchtlinge, über den IS, die Kriege in Syrien und in der Ukraine. "Krisen entstehen immer dann, wo Schwäche ist", sagt sie mit Blick auf Wladimir Putins Annexion der Krim. Die fast schon präsidiale Rolle hilft ihr wenig. Von der Leyen kommt in der Partei einfach nicht vom Fleck. Bei den Wahlen ins Präsidium kann sie sich nur leicht verbessern - und erreicht als Vize knapp über 70 Prozent.
Julia Klöckner hingegen wirkt wie die Strahlefrau der CDU. Schon 2012 erzielte sie mit etwas mehr als 92 Prozent das beste Ergebnis der Stellvertreter. Auch diesmal wird es ein Spitzenergebnis: 96,45 Prozent. Klöckner ist jung, sie könnte das Gesicht der Nach-Nach-Merkel-Ära sein. In wenigen Tagen wird sie 42 Jahre alt. Dass sie sich nicht auf Landespolitik beschränken lassen will, das unterstreicht sie in Köln. Da wirbt sie für ein Burka-Verbot.
In zwei Jahren wird in ihrem Bundesland gewählt, die Umfragen für ihre Landes-CDU sind seit Monaten gut, deutlich über 40 Prozent. Darauf kann sie bauen, vielleicht wird sie eines Tages neben Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU-Ministerpräsidentin aus dem Saarland und ebenfalls Mitglied im Präsidium, auf der Konferenz der Länderchefs stehen. Und wer weiß, was dann noch kommen kann.