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Drohmail an Siemens-Chef Kaeser von adolf.hitler@nsdap.de: Spur nach Tschechien


Wie "adolf.hitler@nsdap.de" Morddrohungen verschickt

16.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Siemens-Chef Kaeser hat sich erstmals âffentlich zu der Morddrohung gegen ihn geÀußert.Vergrâßern des BildesSiemens-Chef Kaeser hat sich erstmals âffentlich zu der Morddrohung gegen ihn geÀußert. (Quelle: imago-images-bilder)
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In der Hâlle hat die Digitalisierung Einzug gehalten, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser nach einer Morddrohung per E-Mail von adolf.hitler@nsdap.de. Umschlagplatz der Hâlle ist aber eine Website in Tschechien. Über sie wurden weitere Hassmails verschickt.

FΓΌr Morddrohungen von "Adolf Hitler" an deutsche Politiker und Wirtschaftsvertreter ist nach Recherchen von t-online.de eine tschechische Internetseite genutzt worden. Mit der Seite kΓΆnnen ohne viel Aufwand E-Mails mit vorgetΓ€uschten Adressen verschickt werden. Deshalb hatte auch der "Islamische Staat" die Seite seinen AnhΓ€ngern empfohlen.

t-online.de hat zwei Mails auswerten kΓΆnnen, die mit eindeutigen Drohungen mit der Absenderangabe adolf.hitler@nsdap.de verschickt worden sind. Aus Detailinformationen im Kopf der Mails geht hervor, dass zum Versand eine tschechische Internetseite genutzt wurde. t-online.de nennt diese Seite nicht namentlich, um den Versand gefΓ€lschter Mails nicht zu unterstΓΌtzen.

GrΓΌnen und CSU-Politiker erhielten KZ-Mail

Eine dieser Mails erhielt am 11. MΓ€rz 2018 der nordrhein-westfΓ€lische GrΓΌnen-Vorsitzende Felix Banaszak. "Da schreit einer fΓΆrmlich nach seiner unmittelbaren Deportation ins nΓ€chste KZ!?", stand in der mit "Adolf Hitler" unterzeichneten Mail. Am gleichen Tag bekam auch der MΓΌnchner CSU-Kommunalpolitiker Nima Lirawi eine Mail von "Hitler": "Auch fΓΌr Dich ist IMMER ein PlΓ€tzchen im KZ frei."

Lirawi schaltete die Polizei ein, Banaszak nicht – aus Mangel an Zeit und Hoffnung auf AufklΓ€rung. "Solche Nachrichten bekomme ich immer wieder", sagte er t-online.de. "Mich schΓΌchtert das nicht ein, ich werde meine Arbeit unbeirrt fortsetzen."

Heute wΓΌrde er nach der Mail eventuell anders entscheiden, so Banaszak. Inzwischen ist Walter LΓΌbcke erschossen worden, und adolf.hitler@nsdap.de hat auch dem Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser mit Mord gedroht.

Betreiber bestΓ€tigt Kontakt mit deutschen BehΓΆrden

In der vom Siemens-Chef âffentlich gemachten Mail hieß es in fehlerhaftem Deutsch: "Typen wie dich" brauchten "dringend eine Behandlung" wie der ermordete CDU-Politiker. Das bayerische LKA bestÀtigte t-online.de, dass für die Mail offenbar eine Seite "im Ausland" zum FÀlschen von E-Mails genutzt wurde.

Die BehΓΆrden machen keine Angaben, welche Seite das ist. Der Betreiber der tschechischen Seite, bestΓ€tigt t-online.de aber den Kontakt mit deutschen SicherheitsbehΓΆrden wegen Mails von "Adolf Hitler". "Die SicherheitsbehΓΆrden sind nun am Zug", sagt IT-Sicherheitsexperte Martin Klubal. Bereits seit 2007 ist seine Seite registriert: Nutzer fΓΌllen dort verschiedene Felder aus, um eine Mail mit Absenderangaben nach ihren WΓΌnschen zu erstellen.

Echtheit wird nicht geprΓΌft
Bei der Weitergabe einer E-Mail über das sogenannte Simple Mail Transfer Protocol findet keine automatisierte Überprüfung statt, ob die Absenderadresse echt ist. Es kann alles angegeben werden. Allerdings gibt es in den Daten im Kopf der Mails so etwas wie Poststempel von jedem Server, der eine Mail weiterreicht: Der unterste Eintrag gibt hier den Server preis, von dem die Mail abgeschickt wurde. Wie man das selbst prüfen kann, erklÀrt etwa die Verbraucherzentrale in einem Beitrag.

Die Seite ist deshalb international schon mehrfach in die Kritik geraten. Bereits 2011 wurde in den USA ΓΌber einen Stalkingfall berichtet, in dem gefΓ€lschte Mails eine Rolle spielten. 2015 geriet die Seite international in die Kritik, nachdem sie in einem Online-Ratgeber der Terrormiliz "Islamischer Staat" empfohlen wurde.

Besucherprotokolle kΓΆnnten auf Spur fΓΌhren

Der Betreiber Klubal antwortete t-online.de, bei Millionen von verschickten Mails seit Bestehen des Angebots seien "sicher auch bâsartige darunter". Er arbeite mit Strafverfolgungsbehârden in aller Welt zusammen, "auch mit den deutschen". Auf der Seite findet sich ein Hinweis, dass Klubal nicht zum Speichern der Nutzerdaten verpflichtet ist. Der Betreiber dazu: "Das heißt aber nicht, dass nicht protokolliert wird".

Wenn die Adressen gespeichert werden, kΓΆnnten konkrete Zeiten und IP-Adressen der Besucher BehΓΆrden zu einem Absender solcher Mails fΓΌhren. Die IP-Adressen kΓΆnnten aber weiter verschleiert worden sein. DafΓΌr spricht, dass die Staatsanwaltschaft MΓΌnchen I laut "Wirtschaftswoche" Hinweise zu Servern auf Inseln im Atlantik vor der KΓΌste Westafrikas hat.

Allerdings ist nicht gesagt, dass hinter Mails von adolf.hitler@nsdap.de nur eine Person steckt und in allen FΓ€llen die tschechische Seite genutzt wurde. Es gibt weitere Anbieter von Seiten zum FΓ€lschen von Adressen. Mit der Hitler-NSDAP-Adresse erhielten seit spΓ€testens Anfang 2018 etliche weitere Betroffene hΓ€ssliche Post. Darunter waren Menschen, die kurzzeitig in den Medien prΓ€sent waren, wie ein Schulleiter nach einem tΓΆdlichen Messerangriff in seiner Schule. Es traf aber auch Twitterer, die sich deutlich gegen Rechtsextremismus und fΓΌr GeflΓΌchtete positionieren.

nsdap.de fΓΌhrt zum Holocaust
Die Internetseite www.nsdap.de steht mit den verschickten gefΓ€lschten Adressen in keinem Zusammenhang, aber sie existiert. Sie wurde 1999 von einem Kunden registriert, wie ein Sprecher des Webhostinganbeiters 1&1 Ionos t-online.de bestΓ€tigte. Das Unternehmen verwaltet 25 Millionen Domains – und setzt mittlerweile automatisierte Filter ein, die diese Registrierung heute nicht mehr zulassen wΓΌrden. Die Seite werde aber geduldet. "Damit wird offensichtlich kein Schindluder getrieben", so der Sprecher: Wer die Adresse eingibt, landet im Wikipedia-Eintrag zum Holocaust. Vor einigen Jahren gab es eine Weiterleitung zum "Arbeitskreis Shoah", aus dem die Initiative "Zukunft braucht Erinnerung" entstanden ist. Diese Initiative verfΓΌgt ΓΌber einige Adressen wie mein-kampf.de, siegheil.de oder adolfhitler.de. Solche Adressen wurden ihr bei missbrΓ€uchlicher Nutzung von der deutschen Registrierungsstelle denic.de ΓΌbertragen.

GewΓΆhnlich werden gefΓ€lschte Adressen nicht genutzt, um damit abzuschrecken, sondern um damit Vertrauen zu erwecken und zu erreichen, dass Mails und AnhΓ€nge geΓΆffnet werden. So suggerierte der sogenannte BKA-Trojaner E-Mails von SicherheitsbehΓΆrden, fΓΌhrte aber zur VerschlΓΌsselung des Computers und zu Erpressungsversuchen. Es gibt auch den sogenannten CEO-Betrug, bei dem mit gefΓ€lschten Mails von hohen Managern an Mitarbeiter Zahlungen veranlasst werden sollen.


Der Betreiber der Seite zum FÀlschen von Mails hat über das Thema in einem Fachmagazin sogar einen Beitrag geschrieben. Und wozu bietet er seine Seite an, wenn er doch die Risiken sehr gut kennt: "Ich will ja nicht so etwas unterstützen, sondern Spaß, Whistleblowing oder anonymes Posten, was gegen kein Gesetz verstâßt." Zum anonymen Versenden gibt es allerdings andere Anbieter, bei denen Adressen nicht gefÀlscht werden.

Verwendete Quellen
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