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Mord an Kassierer in Idar-Oberstein: "Unfassbares Maß an Radikalisierung"


Reaktionen auf Mord an Kassierer
"Unfassbares Maß an Radikalisierung"

Von dpa, afp, lw

Aktualisiert am 21.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Trauer an der Tankstelle: Der Kassierer wurde 20 Jahre alt.Vergrößern des BildesTrauer an der Tankstelle: Der Kassierer wurde 20 Jahre alt. (Quelle: Birgit Reichert/dpa)
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Der Mord an einem 20-jährigen Tankstellenkassierer hat in Deutschland eine Welle der Empörung ausgelöst. Politikerinnen und Politiker fordern Aufklärung – und warnen vor der Radikalisierung der Corona-Gegner.

Die Tötung eines Tankstellenkassierers im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein hat in der Politik für entsetzte Reaktionen gesorgt. "Mich erschüttert der furchtbare Mord an einem jungen Mann, der nur darum bat, die geltenden Regeln zu befolgen, umsichtig und solidarisch zu sein", erklärte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Dienstag. Ihr Mitgefühl gelte seiner Familie.

"Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir große Sorgen", erklärte Baerbock weiter. Alle seien gefordert, sich gegen den zunehmenden Hass zu stellen. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bezeichnete die Tat als "unfassbar". Ein junger Mensch werde nahezu hingerichtet, weil er auf die Maskenpflicht hinweise. Ziemiak bezeichnete dies als "unfassbares Maß an Radikalisierung".

Vizekanzler Olaf Scholz zeigte sich ebenfalls erschüttert über den tödlichen Angriff. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen des Mordopfers, teilte der SPD-Kanzlerkandidat auf Twitter mit. "Es erschüttert mich sehr, dass jemand getötet wird, weil er sich und andere schützen wollte", betonte Scholz. "Wir müssen uns als Gesellschaft dem Hass entschlossen entgegenstellen." Der Täter müsse hart bestraft werden.

"Leider Teil einer zunehmenden Radikalisierung"

Die Bundesvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, sagte einer Mitteilung zufolge: "Die Aufklärung schulden wir zuallererst dem Opfer und seiner Familie. Aber sie ist für uns alle von elementarer Bedeutung." Es müsse unter anderem ermittelt werden, woher und warum der Mann eine Waffe hatte, ob er allein gehandelt hat oder "in irgendwelchen Chats unterwegs war, die Umsturzfantasien verbreiten".

"Der 49-Jährige tötete den jungen Menschen an der Tankstelle, weil er selbst keine Maske tragen wollte. Das ist leider Teil einer zunehmenden Radikalisierung der Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen. Leider ist es nicht nur das Internet, wo gehetzt wird", schrieb SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) schloss sich seinen Kollegen an: "Querdenker feiern die Tat im Netz. Der Hass und die Hetze dieser Unbelehrbaren spaltet unsere Gemeinschaft und tötet Menschen. Sie haben keinen Platz in unserer Gesellschaft", so Maas auf Twitter.

Tödlicher Schuss auf Kassierer

Am Samstagabend war ein 20-Jähriger in der Tankstelle erschossen worden. Nach Angaben der Ermittler vom Montag hatte er den Tatverdächtigen zuvor auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen. Es sei zu einer Diskussion gekommen. Der Mann habe die Tankstelle daraufhin wieder verlassen.

Rund anderthalb Stunden später habe der Tatverdächtige erneut die Tankstelle betreten und dieses Mal eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen. Als er an der Kasse gewesen sei, habe er die Maske heruntergezogen, worauf es erneut einen Wortwechsel gegeben habe. Der Verdächtige habe dann einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und einen tödlichen Schuss auf den Kassierer abgegeben.

"Keine Überraschung"

Anschließend flüchtete der Täter zu Fuß. Eine Großfahndung in der Nacht habe zunächst keine Ergebnisse gebracht, hieß es weiter. Am Sonntagmorgen sei der Verdächtige dann in Begleitung einer Frau vor der Dienststelle der Polizeiinspektion Idar-Oberstein erschienen, wo er von Spezialkräften festgenommen worden sei. In seiner Vernehmung habe der 49-Jährige angegeben, die Corona-Schutzmaßnahmen abzulehnen.

Für den Präsidenten des thüringischen Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, ist die Tat eine Konsequenz rechtsextremistischer Verschwörungsfantasien. "Der kaltblütige Mord an dem Studenten, der als Tankstellenkassierer arbeitete, ist furchtbar, aber für mich keine Überraschung angesichts der steten Eskalation der letzten Wochen", sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er habe seine Kollegen vor der Eskalation gewarnt. "Bedauerlich ist, dass es immer erst Tote geben muss, bevor die Gefahr ernst genommen wird."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Twitter
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