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Maybrit Illner – Ukraine-Talk: "Opfert" sich Selenskyj für den Frieden?


Ukraine-Talk bei Illner
"Selenskyj könnte sich politisch opfern"


Aktualisiert am 03.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Marina Weisband von der Piratenpartei wurde in Kiew geboren. In den letzten Tagen engagierte sie sich bei der ukrainischen OppositionVergrößern des Bildes
Marina Weisband (Archivbild): "Ich kann mir gut vorstellen, dass Selenskyj Gespräche sucht, wenn viele Ukrainer das noch nicht unterstützen würden". (Quelle: dpa)

"Opfert" sich Selenskyj für den Frieden? Die Publizistin Marina Weisband hält es bei "Illner" für möglich, dass er früher verhandeln könnte, als es dem Volk lieb ist. Zur "Störerin" Illner sagt sie auch etwas.

Wolodomyr Selenskyj ist nach Ansicht der deutsch-ukrainischen Publizistin Marina Weisband verhandlungsbereiter, als er sich gibt. Der ukrainische Präsident hatte jüngst betont, jede Ecke seines Landes von Russland zurückerobern zu wollen. Selenskyj könnte ihrer Ansicht nach aber bereits vorher zu Friedensgesprächen bereit sein – und damit bewusst seinen politischen Untergang in Kauf nehmen, mutmaßte das Mitglied der Grünen bei "Maybrit Illner". Sie halte es für realistisch, "dass er sich an dieser Stelle politisch opfert".

Die Gäste

  • Saskia Esken, SPD-Parteichefin
  • Amira Mohamed Ali, Fraktionschefin Die Linke
  • Wolfgang Ischinger, Ex-Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz
  • Marina Weisband, Publizistin
  • Nicole Deitelhoff, Konfliktforscherin

"Ich kann mir gut vorstellen, dass Selenskyj Gespräche sucht, wenn viele Ukrainer das noch nicht unterstützen würden, weil sie sagen, die vollständige Integrität unseres Landes, inklusive der Krim, muss gewährleistet sein", sagte Weisband am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow. Denn der Präsident gehöre wie sie vermutlich nicht zu den Menschen, die erst dann verhandeln würden, wenn auch der letzte russische Soldat die Ukraine verlassen hat.

Wie lässt sich Putin stoppen?

Damit aber auch der russische Machthaber Wladimir Putin zu Gesprächen bereit ist, muss laut Weisband der militärische Druck massiv erhöht werden – und zwar so sehr, dass die russische Armee zurückgedrängt werden kann. Das werde die Unzufriedenheit in der Truppe mit dem Kreml erhöhen und so vielleicht eine Wende einleiten, sagte Weisband: "Historisch war das schon immer so: Es gab genau einen Grund, warum Regierungen fallen und das sind verlorene Kriege."

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Weisband hatte kurz vor Beginn von "Maybrit Illner" auf Reddit Fragen von Nutzern beantwortet. Einer wollte wissen: Sollten die westlichen Waffenlieferungen auch dann noch weitergehen, wenn russische Truppen von überall mit Ausnahme der Krim vertrieben wurden? "Aus meiner Sicht wäre das der Zeitpunkt für Verhandlungen. Nicht optimal, aber realistisch", antwortete Weisband, die bei "Illner" aus Münster zugeschaltet wurde und mit Tischmikrofon im Wohnzimmer Podcast-Stimmung verbreitete.

Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff erstickte Hoffnungen im Keim, der Krieg können nach dem Beginn von Friedensverhandlungen rasch beendet werden. Wie lange, deutete sie mit einem potenziellen Lösungsvorschlag für die verfahrene Lage an. Die Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt am Main schlug vor, die durch Russland besetzten Regionen für 15 oder 20 Jahre unter Regie der Vereinten Nationen unter zivile Verwaltung zu stellen.

Während dieser Zeit sei der Aufbau möglich und eine neue Generation von Entscheidern könne heranreifen, sagte Deitelhoff. Am Ende könnten dann die Einwohner in Referenden entscheiden, zu welchem Land sie gehören wollen und schließlich die finalen Friedensverhandlungen stattfinden.

Friedensverhandlungen seien keine Kurzstrecke, warnte die Expertin. "Auch das hier wird sehr, sehr lange dauern." Umso wichtiger ist es nach Ansicht des Diplomaten Wolfgang Ischinger, dass so schnell wie möglich sehr konkrete Planungen für einen Frieden Gestalt annehmen – schon allein, um den "Manifest"-Forderern etwas entgegenzusetzen.

Diplomat gegen "Manifest" und für Waffen

Er wisse im Gegensatz zu den "Lautsprechern", wovon er rede, unterstrich der ehemalige Staatssekretär von Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen). Er forderte das genaue Gegenteil der Gruppe um die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Wer den Krieg beenden wolle, müsse Putin an den Verhandlungstisch bringen und das gelinge nur durch militärische Erfolge, sagte der ehemalige deutsche Botschafter in Washington, D.C. "Wir dürfen nicht länger trödeln. Wir müssen mehr (Waffen) liefern, damit dieser Krieg möglichst rasch beendet werden kann."

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Ischinger forderte, parallel hinter den Kulissen rund um die Uhr an allen Details einer Verhandlungslösung zu arbeiten. Dem langjährigen Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz schwebt dabei weniger ein einzelner Vermittler vor. Diese Aufgabe würde ein Land oder einen Staatschef überfordern.

Ischinger brachte stattdessen eine politisch-strategische Kontaktgruppe ins Spiel, eventuell mit der Türkei und China nebst der Europäischen Union. "So wird ein Schuh draus", sagte er. Allerdings warnte der Außenexperte: Putin werde sich auch nicht von Peking zu einem Waffenstillstand drängen lassen. Das könne nur gelingen, wenn der Aggressor einsehe, dass er militärisch nichts mehr gewinnen kann.

Nach dieser Logik müsste die Nato sofort mit Truppen in den Krieg eingreifen, kritisierte die Linken-Fraktionschefin im Bundestag, Amira Mohamed Ali. Sie wiederholte die Warnung, Deutschland könne von Russland als Kriegspartei angesehen werden. Putin trage die Schuld an dem Krieg. Dennoch vermisse sie eine diplomatische Offensive für den Frieden, die zudem deutlich internationaler aufgestellt sein müsse, forderte die Mitunterzeichnerin des "Manifests für Frieden" ihrer Parteifreundin.

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"Wir sind nicht bereit, die Unterwerfung der Ukraine hinzunehmen", beteuerte SPD-Parteichefin Saskia Esken. Sie war kurzfristig für ihren Amtskollegen Lars Klingbeil eingesprungen. Ziel sei nicht nur die "Abwesenheit von Kampfhandlungen", sondern ein nachhaltiger Frieden, der die Souveränität der Ukraine bewahre. "Zu diesen Verhandlungen ist Putin offensichtlich nicht bereit", meinte Esken.

Unterbricht Illner zu oft?

Weisband beantwortete auf Reddit übrigens nicht nur Fragen zur Ukraine. Neben ihrer Vorliebe für gestickte Schimpfworte teilte sie auch ihre Meinung über den häufig kritisierten Stil der Moderatorin. "Dass Maybrit Illner ihren Gästen permanent ins Wort fällt, ist superanstrengend und zerstört irgendwie oft die ganze Diskussion", monierte ein Nutzer.

"So 'ne Talkshow zu moderieren ist megaschwer", zeigte Weisband Verständnis für die Gastgeberin. "Ich habe mehr Probleme mit anderen Moderator*innen", meinte sie, ohne Namen zu nennen. Als ein anderer User eine ähnliche Beschwerde seiner Mutter weitergab, versprach ein Redakteur der Talkshow: "Ich sage es Maybrit nachher." Fast könnte man denken, es hat tatsächlich etwas gebracht.

Verwendete Quellen
  • Fragerunde mit Weisband auf Reddit
  • "Maybrit Illner" vom 2. März 2023
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