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Russland-Gleitbombe: Diese Waffe fürchten die ukrainischen Truppen


Russland setzt gefürchtete Waffe ein
"Wenn du das überlebst, dann nur mit Verletzungen"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 11.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein Soldat der 22. Mechanisierten Brigade der Ukraine feuert einen 122-Millimeter-Mörser ab.Vergrößern des BildesEin Soldat der 22. Mechanisierten Brigade der Ukraine feuert einen 122-Millimeter-Mörser ab. (Quelle: Efrem Lukatsky)
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Längst sind ukrainische Soldaten ins Hintertreffen geraten. Eine Waffe setzt Russland an der Front immer häufiger ein. Sie kann verheerende Zerstörungen bewirken.

Während in Deutschland die Diskussion um eine Lieferung von weitreichenden Waffen an die Ukraine andauert, schafft Russlands Diktator Wladimir Putin an der Front Fakten. Dort werden in jüngster Zeit immer mehr Bomben eingesetzt, die für die Streitkräfte Kiews nur sehr schwer abzuwehren sind und die unter den ukrainischen Soldaten für Schrecken sorgen.

Es handelt sich dabei um die FAB-1500, eine Gleitbombe, die luftgestützt abgefeuert werden kann. Der Vorteil der Waffe besteht darin, dass sie außerhalb der Reichweite der ukrainischen Luftverteidigung abgefeuert werden kann und ihr viele Kilometer entfernt liegendes Ziel selbstständig erreicht. Russische Kampfjets müssen also nicht erst in den ukrainischen Luftraum eindringen, sondern können die Gleitbombe noch auf eigenem Territorium abfeuern.

Die FAB-1500 besitzt ausklappbare Flügel und eine russische Version eines GPS-Systems. Damit ist sie in der Lage, über eine lange Distanz zu fliegen und trotzdem ihr vorher bestimmtes Ziel ziemlich genau zu treffen. 60 bis 70 Kilometer beträgt ihre Reichweite, sobald sie von einem Kampfjet abgefeuert wurde.

Einschlag hinterlässt riesigen Krater

Russland setzt seit Monaten verstärkt auf den Einsatz der Waffe und hat deren Produktion drastisch hochgefahren. Unter anderem wurde dieser Bombentyp bereits im Kampf um die Stadt Awdijiwka zu einem entscheidenden strategischen Vorteil für Moskaus Truppen. "Innerhalb von 24 Stunden wurden 250 von ihnen eingesetzt", sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Juri Ihnat über die Taktik der Russen im Fernsehsender CNN.

Bei einem Gewicht von 1,5 Tonnen führt die FAB-1500 fast 750 Kilogramm Sprengstoff mit sich. Ihre Explosion hat eine verheerende Wirkung, beim Einschlag hinterlässt sie einen Krater von 15 Metern Durchmesser. Die ukrainischen Soldaten fürchten die Bombe.

"Zuerst wurden wir nur mit normaler Artillerie beschossen", sagte ein Soldat der 46. ukrainischen Brigade gegenüber CNN. "Jetzt sind die Orks [ukrainisches Schimpfwort für Russen] dazu übergegangen, uns verstärkt aus der Luft zu bombardieren, und sie nutzen dabei immer häufiger die FAB-1500."

Der Soldat, den CNN zitiert, hält derzeit an der besonders hart umkämpften Front bei Krasnohoriwka in der Region Donezk die Stellung. "Warum nutzen sie diese Bombe? Weil sie besonders wirkungsvoll ist und viel zerstört. Wenn du ihren Einschlag überlebst, dann garantiert nur mit Verletzungen."

Fast eine Gleitbombe Marke Eigenbau

Dadurch habe die Moral der ukrainischen Soldaten gelitten. Aber nicht nur das. Da die schweren Gleitbomben auch gut befestigte gegnerische Stellungen vernichten können, werden sie auch dazu eingesetzt, Ziele hinter den ukrainischen Frontlinien anzugreifen. Sie werden dabei häufig in ukrainische Kommandoposten gelenkt.

Und Russland rüstet immer mehr auf. Zunächst setzten die Truppen Putins Bomben leichteren Typs ein, die halb so schwere FAB-500. Inzwischen scheint die Produktion einer ganzen Bandbreite von Gleitbomben jedoch auf Hochtouren zu laufen.

Das bestätigt auch der ukrainische Luftwaffensprecher Ihnat. Russland rüste seine alten Bomben auf den neuen, steuerbaren Typ in einer Fabrik bei Moskau um. "Das ist zwar keine billige oder schnelle Umrüstung, aber es kostet immer noch weniger als die Millionen für eine Rakete", sagte er.

Justin Bronk, Militärexperte am Royal United Services Institute in London (Rusi), sagt gegenüber CNN, dass Russland zwar ein Problem mit der Produktion des Gleitaufsatzes der Bombe habe, nicht aber mit dem Bombenmaterial selbst. "Darüber verfügen sie in großen Mengen". Der Gleitsatz wird dabei nachträglich auf bereits existierende Bomben aufgesetzt. Bronk nennt es "fast eine DIY-Version eines amerikanischen Gleitbomben-Exemplars." Also eine Gleitbombe Marke Eigenbau.

Rüstungsfabriken arbeiten in Rund-um-die-Uhr-Schichten

"Eine solche 1500-Kilo-Bombe besitzt eine enorme Zerstörungskraft", sagt Bronk im Interview mit dem Militärfachportal "Perun". "Und auch wenn diese Art der nachgerüsteten Bombe nicht so zielgenau ist, wie andere, maßgeschneiderte Bomben, gibt das Russland doch eine massive Überlegenheit an Feuerkraft in diesem Krieg."

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu besuchte kürzlich eine Fabrik zur Produktion der Gleitbombe in der Nähe von Moskau. Dort ließ er sich berichten, dass die Rüstungsproduktion um 40 Prozent gesteigert wurde und man in Schichten rund um die Uhr arbeite.

Während Putins Reich trotz der internationalen Sanktionen längst auf Kriegswirtschaft umgestellt hat und seine Militärproduktion hochschraubt, wird in Deutschland und anderen europäischen Ländern immer noch darüber diskutiert, wie man der angegriffenen Ukraine adäquat helfen kann. Unterdessen geht dem Land die Munition aus.

Die Soldaten an der Front sehen sich einem Munitionsmangel ausgesetzt. Experten fürchten bereits den Zusammenbruch ganzer Frontabschnitte. Das kostet nicht nur immer mehr Menschenleben auf ukrainischer Seite – es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass Putin seine Kriegsziele doch noch erreichen könnte.

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