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Wichtiger NATO-Stützpunkt: Wie Stalinstadt zum Vorposten gegen Putin wurde


Nato rüstet auf
Darum braucht der Westen dieses Land im Kampf gegen Putin


Aktualisiert am 05.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Militärangehörige schauen auf dem frisch renovierten Luftwaffenstützpunkt Kucova gen Himmel.Vergrößern des Bildes
Militärangehörige schauen auf dem frisch renovierten Luftwaffenstützpunkt Kuçova gen Himmel. (Quelle: Florion Goga/Reuters)

Einst trug Kuçova den Namen Stalinstadt. Jetzt feiert die Nato hier einen strategischen Erfolg, mit dem Putins Einfluss eingedämmt werden soll.

Die Wandlung von Stalinstadt ist erstaunlich. Unter Albaniens Diktator Enver Hoxha zu Beginn der 1950er-Jahre mithilfe von Gefängnisarbeitern errichtet, stand hier zunächst vor allem eins im Mittelpunkt: Erdöl. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde das schwarze Gold in der Region im Zentrum Albaniens gefördert. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhielt die Stadt ihren heutigen Namen: Kuçova.

Dort fand am Montag eine besondere Einweihungsfeier statt. Vertreter der Nato feierten mit der albanischen Polit-Elite die Eröffnung des frisch renovierten Luftwaffenstützpunktes Kuçova. Dieser solle angesichts der "neoimperialistischen Bedrohung durch Russland" mehr Sicherheit in der Region gewährleisten, sagte Albaniens Ministerpräsident Edi Rama.

In Zeiten, in denen Wladimir Putin mit seiner militärischen Aggression halb Europa bedroht, kommt die Nachricht dem Westen gerade recht. Es ist auch ein Signal an den Kremlherrscher, dass Europa in seinen Bemühungen, die ehemals kommunistischen Länder auf dem Balkan stärker an sich zu binden, durchaus politische und militärstrategische Erfolge vorweisen kann.

Ausgerechnet im ehemaligen Stalinstadt. Jenem Ort also, der nach einem Vorbild Putins benannt wurde. Gilt der doch als ausgewiesener Bewunderer des ehemaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion, Josef Stalin. Seit Jahren gibt sich der Mann im Kreml alle Mühe, die enormen Verbrechen der Stalin-Ära mit ihren Millionen Toten zu relativieren und Stalin als Säulenheiligen Russlands zu preisen.

Nato voll des Lobes für Albanien

Im modernen Albanien spielt Stalin keine Rolle mehr. Der Airport in Kuçova stammt zwar noch aus jener Zeit, als in Albanien der Kommunismus herrschte und das Land im Südosten Europas nichts weiter als ein Satellit Moskaus war. Doch seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1990 wandte sich Albanien schrittweise dem Westen zu, der Flugplatz in Kuçova diente nurmehr als Abstellplatz für ausgemusterte sowjetische und chinesische MIG-Kampfjets. Die Maschinen gammelten vor sich hin.

Als Albanien 2009 dann in die Nato aufgenommen wurde, entwickelte sich das Land rasch zu einem wichtigen geostrategischen Pfeiler innerhalb des westlichen Verteidigungsbündnisses. "Es hieß einmal Stalinstadt, und jetzt ist Kuçova Nato-Luftwaffenstützpunkt. Früher waren wir nach Osten orientiert, jetzt sehen wir unseren Platz eher im Westen", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Seit Putro dem europäischen Nachrichtensender Euronews.

"Albanien leistet einen wichtigen Beitrag zur Nato", sagte auch Nato-Admiral Rob Bauer zuletzt bei einem Besuch in Tirana. Nicht nur sind albanische Truppen an der KFOR-Friedensmissionen im Kosovo und im Irak beteiligt, das Land stellt zudem Kontingente multinationaler Einsatztruppen in Lettland und Bulgarien. "Das ist eine bedeutende Komponente unserer Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie im östlichen Teil der Allianz", so Bauer.

Ein wichtiges militärstrategisches Puzzleteil

Da ist zum einen Albaniens geografische Lage. Das 2,8-Millionen-Einwohnerland liegt strategisch günstig an einer Stelle des Kontinents, an der das Mittelmeer in die Adria übergeht. Es verfügt über eine relativ lange Küste mit Häfen, die in Zukunft auch verstärkt militärisch genutzt werden könnten. So etwa der kleine, ebenfalls noch aus Sowjetzeiten stammende Marinestützpunkt Pashaliman und der bislang vor allem für zivile Zwecke genutzte Hafen bei Durrës.

Zum anderen liegt Albaniens strategische Bedeutung in seiner politischen Orientierung. Eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent der Bevölkerung unterstützt den Integrationskurs der Regierung in das westliche Verteidigungsbündnis und nach Europa. Damit hat Albanien Vorbildwirkung auf Nachbarstaaten wie Nordmazedonien, Kosovo oder Montenegro, die ebenfalls eine EU-Mitgliedschaft anstreben.

Das ist nicht in allen Balkanländern so. Hinsichtlich der zum Teil instabilen politischen Verhältnisse im Kosovo, aber auch der Moskau-freundlichen Regierungen etwa in Serbien oder Bosnien-Herzegowina stellt Albanien für den Westen einen zuverlässigen Partner dar. Der Stützpunkt in Kuçova ist dabei ein wichtiges militärstrategisches Puzzleteil, um den Einfluss Russlands auf dem Balkan zu begrenzen.

Luftwaffenbasis hat Signalwirkung

Die Renovierung des Airports begann Anfang 2022, unmittelbar vor Putins völkerrechtswidrigem Angriffskrieg gegen die Ukraine. 55 Millionen Euro wurden seitdem in die Renovierung und den Ausbau unter anderem des Towers, der Hangars und Rollbahnen gesteckt. Dies beweise, dass das westliche Militärbündnis "in dieser wichtigen Region stark engagiert ist", sagte Nato-Vertreter Juan Pablo Sánchez de Lara während der Zeremonie in Kuçova. Albaniens Regierungschef Rama betonte, die Bedeutung des Stützpunktes gehe "über die Grenzen Albaniens hinaus".

Aber auch für das Land selbst hat die Luftwaffenbasis Signalwirkung, befinden sich die albanischen Streitkräfte doch noch nicht in allen Teilen auf dem Niveau der meisten Nato-Partner. So verfügt Albaniens Luftwaffe derzeit über keine Kampfjets, sondern nur über Hubschrauber und Drohnen, darunter seit Dezember 2022 türkische Bayraktar-Drohnen vom Typ TB2. Albaniens Luftflotte solle zügig ausgebaut werden, kündigte Rama an, ohne Einzelheiten zu nennen.

Und weil Russland unter Alleinherrscher Wladimir Putin sowie der mit dem Kreml verbündete chinesische Autokrat Xi Jinping seit Jahren versuchen, ihren Einfluss auf dem Westbalkan geltend zu machen, bemüht sich die EU ihrerseits um eine stärkere Integration von Ländern wie Montenegro oder Nordmazedonien.

Baerbock: "Integration ist alternativlos"

Deshalb drückt unter anderem die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bei der EU-Erweiterung aufs Tempo. "Je schneller wir als Europäische Union stärker werden in diesen geopolitischen Zeiten, umso besser", sagte die Grünen-Politikerin am Montag. Da war Baerbock zu einem Treffen mit ihrem montenegrinischen Kollegen Filip Ivanović nach Podgorica gereist.

Baerbock betonte, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mache die EU-Erweiterung auf dem Westbalkan zu einer "geopolitischen Notwendigkeit". Wie in der Ukraine "ist auch hier auf dem westlichen Balkan das europäische Projekt ein Garant für Freiheit, für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand".

Ivanović machte der deutschen Außenministerin klar, dass auch Montenegro an einer weiteren Anbindung an den Westen interessiert sei. "Integration ist alternativlos, wenn wir eine stabile Region wollen. Es ist der Weg zu Stabilität und einer einfacheren Streitbeilegung", ergänzte er. Das wird Russlands Diktator Putin vermutlich nicht gerne hören.

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