Newsblog zum Ukraine-Krieg Kiew: Rohstoffdeal soll am Mittwoch unterzeichnet werden

Der umstrittene Rohstoffdeal steht wohl kurz vor dem Abschluss. Selenskyj fordert mehr Druck auf "Moskaus Schmerzpunkte" – und macht Andeutungen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Kiew rechnet mit Unterzeichnung des Rohstoffdeals am Mittwoch
Die Führung der Ukraine rechnet damit, dass das seit Langem umstrittene Rohstoffabkommen mit den USA am Mittwoch unterzeichnet wird. Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko sei auf dem Weg nach Washington, wo sie am Abend das Abkommen unterzeichnen solle, teilte ein hochrangiger Vertreter des Präsidialamts in Kiew mit. Unter anderem soll das Abkommen den USA im Gegenzug für ihre militärische Unterstützung Zugang zu Rohstoffen in der Ukraine wie etwa Seltenen Erden sichern.
Die endgültige Fassung des Abkommens müsse von der ukrainischen Regierung "noch abgesegnet" werden, hieß es weiter. Den Angaben zufolge sieht das Abkommen nun einen gemeinsamen Fonds jeweils zur Hälfte zwischen der Ukraine und den USA vor.
Swyrydenko hatte kürzlich mitgeteilt, dass eine Absichtserklärung zu dem Abkommen unterzeichnet worden sei. Diese ebne den Weg "für ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen und die Einrichtung eines Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine". Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump Mitte April verkündet, dass es "einen Deal gibt". Er rechne mit einer baldigen Unterzeichnung des Abkommens.
Selenskyj warnt vor Ausweitung der Agression
Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj plant Russland unter dem Deckmantel von gemeinsamen Übungen mit Belarus eine militärische Aggression für diesen Sommer. Selenskyj sagte auf dem Drei-Meeres-Gipfel: "Aber wohin dieses Mal? Ich weiß es nicht. Ukraine? Litauen? Polen? Gott bewahre! Aber wir müssen alle vorbereitet sein. Alle unsere Institutionen sind für eine Zusammenarbeit offen."
Die russischen Streitkräfte und Weißrussland führen seit 2009 alle zwei Jahre die Militärübung mit dem Namen "Westen 2025" durch. Weißrussland grenzt sowohl an die Ukraine als auch an Polen und Litauen. Das Land stellt für Putin zwischen der Nato und Moskau deshalb einen wichtigen strategischen Korridor dar. Selenskyj warnt immer wieder davor, dass Putin seine Aggression auch auf andere Länder ausweiten könnte.
105.000 tote russische Soldaten
In der Ukraine wurden laut Medienrecherchen fast 105.000 russische Soldaten getötet. Die Identitäten der Soldaten bestätigte die russische BBC zusammen mit dem unabhängigen russischen Medienunternehmen "Mediazona". Der jüngste Bericht umfasst den Zeitraum vom 24. Februar 2022 bis 24. April. Da Russland selbst keine Angaben macht, gehen Experten von deutlich höheren Zahlen aus.
Russische Fabrik brennt nach Drohnenangriff
Ein ukrainischer Drohnenangriff hat in der russischen Stadt Murom, knapp 300 Kilometer östlich von Moskau, einen Betrieb in Brand gesetzt. Auf einem russischen Telegram-Nachrichtenkanal wurde mit Verweis auf Anwohner geschrieben, dass eine Fabrik für Zündvorrichtungen angegriffen worden sei. Der Gouverneur der betroffenen Region Wladimir, Alexander Awdejew, schrieb bei Telegram lediglich vom Brand einer Lagerhalle. Ausgelöst worden sei das inzwischen gelöschte Feuer durch herabstürzende Drohnen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Estland Teil einer möglichen Friedensmission in der Ukraine
Für den Frieden in der Ukraine stellt sich Estland hinter die Pläne einer europäischen Friedenstruppe in der Ukraine. Ministerpräsident Michal ist bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Südkorea: Hunderte nordkoreanische Soldaten sind tot
Etwa 600 nordkoreanische Soldaten sollen im Krieg in der Ukraine nach südkoreanischen Angaben gefallen sein. Dies teilen südkoreanische Abgeordnete mit. Sie berufen sich auf den Geheimdienst ihres Landes. Insgesamt gebe es 4.700 Opfer unter den 15.000 Soldaten aus Nordkorea – Verletzte und Tote.
"Nach sechs Monaten Kriegsteilnahme ist das nordkoreanische Militär nicht mehr so unfähig und seine Kampfkraft hat sich deutlich verbessert, da es sich an den Einsatz neuer Waffen wie Drohnen gewöhnt hat", sagte Lee Seong Kweun, Mitglied im Geheimdienstausschuss des Parlaments in Seoul. Anfang der Woche hatte Nordkorea bestätigt, dass nordkoreanische Soldaten aufseiten Russlands kämpften.
Ukraine: Tote und Verletzte bei russischem Drohnenangriff
Russische Drohnenschwärme haben die ukrainischen Städte Charkiw und Dnipro angegriffen. Dabei wurde mindestens ein Mensch getötet und mindestens 38 wurden verletzt. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine im Nordosten, wurden bei dem Massenangriff 38 Menschen verletzt, darunter zwei Kinder, wie Regionalgouverneur Oleh Syniehubov mitteilt. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow spricht von 39 Verletzten.
"Es gab 16 Angriffe auf Charkiw", schreibt Terechow im Nachrichtendienst Telegram. "Ein Hochhaus wurde getroffen sowie Privathäuser, eine medizinische Einrichtung und zivile Infrastruktur." In Dnipro, im Südosten der Ukraine, lösen Drohnen Brände aus und töten einen Menschen, wie Serhij Lysak, Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, mitteilt. "Es gibt mehrere Brände in der Stadt", schreibt Lysak auf Telegram. "Privathäuser wurden beschädigt."
Medien: Tote Journalistin wurde in russischer Haft gefoltert
Die in russischer Gefangenschaft gestorbene ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschyna ist laut Medienberichten gefoltert worden. Roschtschynas Leiche sei im Februar mit Anzeichen von Folter und fehlenden Organen an die Ukraine übergeben worden, berichteten mehrere Medien, darunter der "Spiegel", die "Washington Post" und die "Ukrainska Prawda", am Dienstag unter Berufung auf ukrainische Ermittler. Mehr dazu lesen Sie hier.
Selenskyj für mehr Druck auf "Moskaus Schmerzpunkte"
Die Ukraine bereitet nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit internationalen Partnern weitere Sanktionen gegen Russland vor. Diese zielten auf Handel und Rüstungsindustrie des Angreiferlandes sowie auf "russische Einflussnetzwerke". Dies geschehe in Abstimmung mit den europäischen Ländern und den USA, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache, ohne Details zu nennen. "Wir wählen die Schmerzpunkte in Russland aus, die Moskau am ehesten dazu bewegen, sich auf Diplomatie einzulassen", sagte er in Kiew.
Erneut forderte er, Russland solle sich auf eine umfassende Waffenruhe ohne Vorbedingungen einlassen, nicht nur auf eine begrenzte Feuerpause über drei Tage des Weltkriegsgedenkens im Mai. Selenskyj unterstellte, damit gehe es Moskau nur darum, die geplante Militärparade zum russischen Tag des Sieges am 9. Mai vor ukrainischen Drohnenangriffen zu bewahren.
"Jetzt sind sie besorgt, dass ihre Parade gefährdet ist – und das zu Recht", sagte der ukrainische Präsident und deutete damit indirekt an, dass die Ukraine eine Attacke auf die russische Hauptstadt unternehmen könnte. Russland solle sich stattdessen Sorgen machen, weil der Krieg immer noch andauere, so der ukrainische Präsident.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters