Newsblog zum Ukraine-Krieg Russische Drohne zerstört vierstöckiges Wohnhaus

Selenskyj fordert ein Vorgehen gegen Russland, Iran und Nordkorea. Beim Austausch von Gefallenen gab es einen Fehler. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Freitag, 20. Juni
Russische Drohne zerstört mehrstöckiges Wohnhaus in Odessa
In Odessa sind nach dem Einschlag einer russischen Kampfdrohne in ein vierstöckiges Wohnhaus Böden und Wände eingestürzt. Möglicherweise sind Menschen unter den Trümmern gefangen. Wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtet, gab Bürgermeister Hennadiy Trukhanov dies auf Telegram bekannt. "Als Folge eines Drohnenangriffs ist ein Großbrand ausgebrochen, der ein vierstöckiges Wohnhaus buchstäblich zerstört hat", schrieb er. Nach Angaben des Bürgermeisters sind die Böden und Wände des Gebäudes eingestürzt, und möglicherweise sind Menschen unter den Trümmern gefangen. "Die Rettungsdienste sind im Einsatz", so Trukhanov.
Der russische Angriff, den Rettungsdienste als "massiv" bezeichneten, erfolgte gegen ein Uhr nachts Ortszeit. Die Angriffsdrohnen trafen über 10 Ziele, darunter sieben Wohngebäude, und führten zu mehreren Großbränden. Bei einem der Angriffe geriet auch ein 23-stöckiges Wohngebäude zwischen dem 18. und 20. Stockwerk in Brand, woraufhin über 600 Menschen evakuiert werden mussten.
Donnerstag, 19. Juni
Selenskyj fordert Vorgehen gegen Russland, Iran und Nordkorea
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zu gemeinsamem internationalem Vorgehen gegen die Achse aus Russland, dem Iran und Nordkorea aufgerufen. "Jetzt versucht Russland, das iranische Atomprogramm zu retten - anders kann man die öffentlichen Signale und die nicht-öffentlichen Aktivitäten nicht deuten", sagte Selenskyj in Kiew.
Immer, wenn ein Partner Russlands unter Druck gerate, versuche Moskau zu intervenieren. Es müsse verhindert werden, dass solch aggressive Staaten sich zusammenschließen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeboten, dass Russland eine friedliche Atom-Nutzung im Iran sicherstellen könnte, um die befürchtete nukleare Bewaffnung zu vermeiden.
Russland schickt tote Russen statt Ukrainer zurück
Die Ukraine hat bei einem Leichenaustausch mit Russland auch tote russische Soldaten erhalten. Das teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko in einem Beitrag auf Telegram mit, über den der "Focus" zuerst berichtete. Demnach habe Russland nicht nur ukrainische Gefallene, sondern auch eigene Tote an die Ukraine überstellt. Fotos zeigten den angeblichen Wehrpass und die Identifikationsmarke eines toten russischen Soldaten aus dem Wehrkreis Moskau, der an die Ukraine übergeben worden sei. Unabhängige Bestätigungen dazu gab es nicht.
Wie viele russische Leichen darunter waren, sagte Klymenko nicht. "Der Feind erschwert uns absichtlich die Identifizierung der Toten, stiftet Chaos und vermischt die Leichen der russischen Soldaten mit denen der Ukrainer", schrieb der Minister auf Telegram. Russland hatte der Ukraine mehr als 6.000 Leichen übergeben, während Moskau von der ukrainischen Seite mehr als 50 Tote erhielt. Die Rückführung war Teil eines in Istanbul vereinbarten humanitären Austauschs.
Klymenko zufolge könnte die russische Regierung mit dem Vorgehen Zahlungen an Hinterbliebene umgehen wollen. Für gefallene Soldaten erhalten Angehörige in Russland eine hohe Geldsumme. "Aber die Zahlung wird trotzdem erfolgen müssen: Wir geben diese Leichen zurück", erklärte Klymenko. Er warf Russland vor, seine eigenen Soldaten als "Material" zu behandeln.
Selenskyj ernennt neuen Heereskommandeur
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Brigadegeneral Hennadij Schapowalow zum neuen Kommandeur der Bodentruppen des von Russland angegriffenen Landes ernannt. Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentlichte den entsprechenden Erlass. Schapowalow war nach Angaben des Portals "Kyiv Independent" zuletzt Verbindungsoffizier in dem Nato-Stab in Wiesbaden gewesen, der Militärhilfe für die Ukraine koordiniert.
Die Umbesetzung im Heer wurde notwendig, nachdem der bisherige Kommandeur Mychajlo Drapatyj Anfang Juni um Entlassung gebeten hatte. Er übernahm die Verantwortung für den Tod von zwölf Soldaten. Sie waren bei einem russischen Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz im Gebiet Dnipropetrowsk ums Leben gekommen.
Militärexperte Reisner: "Dann kommt es zum Zusammenbruch der Front"
Nacht für Nacht neue Luftangriffe, schwere Gefechte im Donbass: Russland setzt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine erbittert fort. Im Osten zeigt sich eine neue Taktik auf dem Gefechtsfeld. Mehr zur aktuellen Frontlage in der Ukraine lesen Sie hier.
EU-Topdiplomatin warnt: Europa könnte bald Russisch sprechen
Die Chefin der EU-Außenpolitik, Kaja Kallas, drängt auf eine stärkere Unterstützung der Ukraine und warnt, dass Europa ohne diese Unterstützung eines Tages gezwungen sein könnte, Russisch zu sprechen, berichtete der britische "The Guardian".
Kallas betonte, dass die Europäische Union ihre Unterstützung fortsetzen müsse, bezeichnete die Ukraine als "Europas erste Verteidigungslinie" und betonte, dass Russland nur auf Stärke reagiere. "Was die Ukraine betrifft, so leistet die Europäische Union auch hier ihren Beitrag, nicht zuletzt, weil die Ukraine die erste Verteidigungslinie Europas ist. Wir wissen, dass Russland auf Stärke reagiert und auf nichts anderes", sagte Kallas.
Nordkorea will beim Wiederaufbau von Kursk helfen
Nordkorea will Tausende Militärbauarbeiter und Minenräumer nach Russland schicken, um beim Wiederaufbau in der umkämpften Region Kursk zu helfen. Laut dem russischen Sicherheitsratssekretär Sergei Schoigu sollen 1.000 Minenräumer und 5.000 Bauarbeiter entsandt werden. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern haben sich zuletzt deutlich intensiviert. Nordkorea soll bereits rund 15.000 Soldaten sowie Raketen und Munition zur Unterstützung Russlands im Krieg gegen die Ukraine geliefert haben. Etwa 4.000 nordkoreanische Soldaten sollen laut Südkorea getötet oder verletzt worden sein.
Im April bestätigten Kim Jong-un und Wladimir Putin öffentlich, dass nordkoreanische Truppen neun Monate lang in Kursk gekämpft haben. Shoigu bezeichnete die Hilfe als "brüderliche Unterstützung" des koreanischen Volkes.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP