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BVB — Effenberg: Abschied? Ich kann Coach Lucien Favre verstehen


Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel
Abschied vom BVB? Ich kann Lucien Favre verstehen

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 06.11.2020Lesedauer: 5 Min.
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Abschied am Ende der Saison? Lucien Favre und der BVB haben noch nicht über einen neuen Vertrag gesprochen.Vergrößern des Bildes
Abschied am Ende der Saison? Lucien Favre und der BVB haben noch nicht über einen neuen Vertrag gesprochen. (Quelle: imago-images-bilder)

Die wichtigsten Themen zum Topspiel: Wann Haaland reif für einen Wechsel ist, wieso Favre nach der Saison gehen wird und warum Alaba selbst schuld ist am Vertragsdilemma.

Das Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am Samstag um 18.30 Uhr ist der perfekte Höhepunkt einer spektakulären Woche.

Die Auftritte im Europacup? Überragend!

Jahr für Jahr meckern wir über das teils desaströse Abschneiden der deutschen Klubs in der Europa League. Zu Recht. Aber genau deshalb ist es nun auch mal an der Zeit, die Auftritte in Europa zu würdigen, wenn sie es hergeben.

Ob Bayern beim 6:2 in Salzburg, Gladbach mit dem 6:0 in Donezk, Leipzig mit dem 2:1 gegen Paris St. Germain und Dortmund mit dem 3:0 in Brügge in der Champions League, dazu Leverkusens 4:2 bei Hapoel Beer Sheva und Hoffenheims 5:0 gegen Liberec in der Europa League: Die deutschen Vereine hatten keine leichten Gegner, umso mehr haben die Leistungen beeindruckt. Alle sechs haben ihre Spiele in dieser Woche gewonnen – das ist überragend.

Rose gehört zu den besten Trainern Europas

Insbesondere Gladbach hat mich wirklich überrascht und als ehemaligen Borussen unheimlich erfreut. Sie haben offensichtlich an Erfahrung gewonnen, das nächste Level erreicht. Und Trainer Marco Rose die nächste Stufe. Für mich gehört er neben Hansi Flick, Jürgen Klopp, Lucien Favre und Julian Nagelsmann zu den besten Trainern, die wir in Europa haben.

Ich kann mir nun sehr gut vorstellen, dass alle sechs deutschen im Europacup vertretenen Mannschaften die K.o.-Phase erreichen – und das wäre unglaublich. Ein riesiger Erfolg. Und dann? Ist erst recht alles möglich. Die vergangene Saison mit dem Halbfinal-Einzug von RB Leipzig hat gezeigt, wie schnell es gehen kann.

Die Voraussetzungen fürs Topspiel sind perfekt

Brechen nun vielleicht sogar wieder große Zeiten für den deutschen Fußball an? Für so eine Einschätzung ist es sicher zu früh, zumal dafür auch die Nationalmannschaft erfolgreich sein muss.

Bevor die nächste Woche wieder spielt, ist nun erst mal Topspiel in der Bundesliga. Auch das ist ein Grund zur Freude. Ich zumindest habe mich selten so sehr auf ein Spiel gefreut.

Die Voraussetzungen sind einfach perfekt. Dortmund und Bayern sind jeweils auf einem extrem hohen Niveau. Sie sind punktgleich in der Liga – und der FC Bayern hat bereits neun Gegentore kassiert. Aus meiner Sicht ist es deshalb umso wichtiger, dass Trainer Lucien Favre und der BVB nicht umstellen und womöglich defensiver agieren. Das wäre ein großer Fehler und hat in der Vergangenheit nicht funktioniert. Wenn du so eine unglaubliche Offensiv-Power hast, musst du sie auch bringen.

Im Sommer werden Favre und der BVB getrennte Wege gehen

Favre kann und sollte mit der Aufstellung ein Zeichen setzen. Nicht warten, sondern aktiv Fußball spielen – das muss die Devise sein. Favre und Dortmund wird immer wieder vorgeworfen, dass sie in den entscheidenden Spielen nicht da sind. Gegen Bayern können sie das Gegenteil beweisen.

Zumal der FC Bayern durchaus unter Druck steht und sicher auf keinen Fall mit einer Niederlage gegen den Rivalen und noch mehr Gegentoren in die Länderspielpause starten will.

An der Zukunftsplanung von Favre und Dortmund wird allerdings wohl auch ein Sieg nicht viel ändern. Ich bin mir sicher, dass sie nach der Saison getrennte Wege gehen werden. Und zwar aus beidseitigem Interesse. Ich verstehe ihn, wenn er aufgrund der anhaltenden Kritik an seiner Person sagt: "Ich habe genug von dem Gemecker."

Reus ist der einzig richtige BVB-Kapitän

Der Mensch sollte immer im Vordergrund stehen. Und wenn du als Mensch permanent unter der Gürtellinie attackiert wirst, machst du dir natürlich irgendwann Gedanken, ob das noch das Richtige ist. Da geht es ganz einfach um Lebensqualität, die verloren geht.

Zumal auch der Umgang mit Marco Reus in den vergangenen Wochen medial zu kritisch ist, was die Diskussion um sein Amt als Spielführer belegt. Natürlich ist er genau der richtige Kapitän für Borussia Dortmund, weil er sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifiziert. In diesem Maß übrigens als einziger. Mats Hummels ist erst kürzlich von Bayern zurück zu Dortmund gewechselt, auch Spieler wie Axel Witsel sind noch nicht so lange da. Marco Reus ist seit seiner Rückkehr aus Gladbach 2012 immer da geblieben. Seit acht Jahren und obwohl er andere Angebote hatte.

Reus wird mit voller Wucht zurückkommen

Und deshalb ist es auch vollkommen richtig, dass Favre ihn langsam an die volle Belastung heranführt. Nach so einer langen Verletzung weiß Favre ganz genau, wie er mit Reus umgehen muss. Reus wird mit voller Wucht zurückkommen und in dieser Saison ein ganz entscheidender Mann sein, das steht für mich außer Frage.

Es wäre Borussia Dortmund zu wünschen, dass andere Leistungsträger auch so lange bleiben wie Reus. Gerade Stürmer Erling Haaland. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gab in dieser Woche zu, dass man sich schon vor Jahren mit Haaland beschäftigte. Dazu gab es Berichte über eine angeblich festgeschriebene Ablösesumme von 75 Millionen Euro, die 2022 greifen soll.

Womöglich wechselt Haaland 2023

Haaland zu Bayern? Das ist ein spannender Gedanke.

Ich sage aber ganz klar: Zum jetzigen Zeitpunkt und im Alter von 20 Jahren gibt es nichts Wichtigeres als Spielzeit für ihn. Die ist auch wichtiger als Titel. Am verlässlichsten bekommt er die derzeit beim BVB.

In wenigen Jahren könnte das anders aussehen: Bayerns Topstürmer Robert Lewandowski ist mittlerweile 32 Jahre alt und besitzt einen Vertrag bis 2023. Womöglich wäre das tatsächlich ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel. Dann ist Haaland vielleicht der perfekte Nachfolger von Lewandowski.

Berater sind die größte Gefahr im Fußball

Ich hoffe, dass Mino Raiola, der Berater von Haaland, das gut einschätzen kann – und nicht frühzeitig auf einen Wechsel zu einem noch größeren Klub pocht, um selbst noch ein paar Millionen einzustreichen. Denn selbst wenn Spielzeit in diesem Alter wichtiger ist als Titel: Auch die kann Haaland mit Dortmund gewinnen – und zwar schon in dieser Saison.

Am Ende sind Berater im Fußball die größte Gefahr, in der Corona-Zeit mehr denn je. Das hat auch der Fall David Alaba bei Bayern gezeigt. Die schlechteste Figur in dem ganzen Theater um eine mögliche Vertragsverlängerung hat Berater Pini Zahavi abgegeben. Nun sieht es nach einem Abschied Alabas zum Saisonende aus. Und dem Super-GAU, wie Sport Vorstand Hasan Salihamidzic es zu Recht nannte, wenn ein Spieler dieses Formats ablösefrei geht.

Bei Schalke und Mainz sollte man die Bosse benoten, nicht die Spieler

Der Leidtragende ist der Spieler. Mein Mitleid hält sich allerdings in Grenzen, weil der natürlich dafür verantwortlich ist, wer ihn berät. Das bedeutet: Alaba ist selbst schuld an der Gemengelage.

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Mich würde es übrigens nicht wundern, wenn wir neben Alaba am Saisonende auch zwei Vereine aus der Bundesliga verabschieden müssten: Mit Mainz und Schalke treffen am Samstag auch der Tabellenvorletzte und der -letzte aufeinander. Das Flopspiel, wenn man so will. Bei beiden Mannschaften fehlt mir derzeit die Fantasie, wie sie einen Abstieg abwenden wollen. Der Verlierer wird natürlich in der Länderspielpause 14 Tage durch eine sehr schwierige Zeit gehen. Aber egal, wer gewinnt: Beide werden voraussichtlich noch lange im Tabellenkeller bleiben – und wahrscheinlich bis zum Ende.

Die Probleme bei beiden Klubs sind hausgemacht – und finden sicher nicht nur beim Trainer und der Mannschaft ihren Ursprung. Insbesondere bei Schalke beobachten wir eine furchtbare Entwicklung seit der Vizemeisterschaft 2018. Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen im Verein in den Blickpunkt genommen werden. Sie verstecken sich oftmals, wenn es nicht läuft, dabei muss man sie in die erste Reihe zerren. Eigentlich müssten sie Woche für Woche in den Zeitungen benotet werden – nicht die Spieler, die sie verpflichtet haben. Die werden auch am Samstag um 15.30 Uhr wieder an einer überschaubaren Kaderplanung leiden.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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