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Real Madrid droht nach Transferverbot die Palast-Revolution


Präsident Pérez unter Beschuss
Transferverbot: Real Madrid droht Palast-Revolution

t-online, Florian Haupt

Aktualisiert am 18.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Real Madrid Trainer Zinedine Zidane (re.) und sein größter Star im Team Cristiano Ronaldo.Vergrößern des BildesReal Madrid Trainer Zinedine Zidane (re.) und sein größter Star im Team Cristiano Ronaldo. (Quelle: Gobal Images/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Florentino Pérez, Milliardär, Chef des Baumultis ACS und Präsident von Real Madrid ist einer der mächtigsten Männer Spaniens. Ein "überlegenes Wesen", hat ihn Vereinsdirektor Emilio Butragueño mal genannt. Ein Macher. Für einen wie ihn muss der Fußball frustrierend sein. Das simple Spiel auf dem Rasen erweist sich als tückischer als das komplexe Spiel der Märkte. Wenn erst mal angepfiffen ist, kann Pérez nichts mehr machen, und nicht immer läuft es dann so, wie er sich das vorstellt.

Vielleicht ist das schon das ganze Problem. Pérez sucht im Fußball etwas, das ihm dieser nicht geben kann. Daraus entsteht Unzufriedenheit, und daraus Aktionismus.

Selig nach jedem Transfer

Es gibt auch im Fußball etliche Spielfelder, auf denen sich Pérez brillant bewegt. Der Präsident hat es in seiner ersten Amtszeit (2000 bis 2006) verstanden, den Mythos von Real Madrid zur Marke zu machen. Die damals errungene finanzielle Führungsposition unter allen Fußball-Klubs hat er in seiner zweiten Amtszeit (seit 2009) gefestigt; obwohl etwa Erzrivale FC Barcelona zuletzt sportlich viel erfolgreicher war.

Unschlagbar war Pérez lange auch auf dem Spielermarkt. Mit Strategie, Chuzpe und Informationshoheit gelang es ihm, so ziemlich jeden Spieler nach Madrid zu lotsen, den er haben wollte. Das Lebenselixier seiner Beziehung zum Fußball. Regelrecht selig wirkt er an jenen Tagen im Sommer, wenn er einen glamourösen Transfer abgeschlossen hat und vor zehntausenden Fans einen neuen Propheten für die "ewige und universale" Religion präsentiert, als die er er seinen Klub versteht.

Elf Trainer in zwölfeinhalb Jahren verschlissen

Pérez’ Real Madrid soll sinnlich, berauschend sein, die größte Show auf Erden. Außerdem natürlich: erfolgreich. Und wenn es das nicht ist, dann muss es Schuldige geben. Beim elften Trainer in zwölfeinhalb Amtsjahren steht er jetzt. Im gleichen Zeitraum hat Real Madrid von 36 möglichen Titeln nur sieben gewonnen.

Viele sehen den Hauptschuldigen inzwischen deshalb in ihm. Das mag insofern unfair sein, als es dem Verein ja an sich nicht schlecht geht, dank seiner ökonomischen Expansionspolitik. Aber es ist insofern richtig, als ja nur er für die sportliche Abteilung gerade stehen kann. Weil er viel mehr als der Präsident ist.

Real hat keinen Sportdirektor

"Der Plan von Real Madrid ist, dass es keinen sportlichen Plan gibt, so wie das Projekt darin besteht, dass es kein Projekt gibt", leitartikelte kürzlich der Chefredakteur von Spaniens größter Sportzeitung, der vereinsnahen "Marca". "Der Plan ist Florentino Pérez. Das Projekt auch." Tatsächlich hat Real keinen Sportdirektor.

An jenem Tag hatte der Präsident gerade "bei seinem morgendlichen Treffen mit dem Sportdirektor, also dem Bild, das ihm der Spiegel beim Rasieren zurückgibt“ – so die ebenfalls klubaffine "As" – den Rauswurf des Trainers Rafael Benítez beschlossen. Sechs Wochen nachdem er ihn als "die Lösung" bezeichnet hatte. Zwei Wochen nachdem er behauptet hatte: "Benítez wird nicht ersetzt, weder durch Zidane noch durch sonst wen". Sein Nachfolger wurde dann: Zinédine Zidane.

Verpasster Neymar-Transfer schmerzt

Trial & Error mit ziemlich viel Error – in sportlicher Hinsicht ist es das Publikum schon gewohnt. Aber auch in anderen Bereichen hat sein Klub bisher eine Saison hingelegt, wie sie sich kein Satiriker gemeiner hätte ausdenken können. Im August verpasste am letzten Tag der Transferperiode ausgerechnet der versierte Geschäftsmann Pérez die Frist für den Einkauf von Torwart David De Gea von Manchester United. Im Dezember fiel niemandem auf, dass Benítez den gesperrten Denis Cheryshev im ersten Pokalspiel der Saison einsetze; es sollte deshalb das einzige bleiben. Vorige Woche schließlich wurde Real vom Weltverband Fifa wegen Verstößen gegen das Transferverbot Minderjähriger mit einer Einkaufssperre für Sommer 2016 und Winter 2017 belegt.

Nicht wenige sehen darin eine Chance für den Klub, stabiler zu werden. Aber für Pérez wäre es natürlich eine Katastrophe. Paul Pogba, Robert Lewandowski oder Eden Hazard hat die Presse schon als die nächsten Galaktischen gehandelt. Sogar mit einem Angriff auf Neymar wurde geliebäugelt, den brasilianischen Star des FC Barcelona. Der war Pérez vor zwei Jahren durch die Lappen gegangen, obwohl er schon den Medizincheck bei Real absolviert hatte. Pérez’ vielleicht bitterste Niederlage.

Der Zorn der Fans richtet sich gegen Perez

Wäre mit Neymar alles anders? Womöglich denkt Pérez das. So wie er vielleicht auch die Frage bejahen würde, die vor ein paar Tagen sein im Sommer entlassener Ex-Coach Carlo Ancelotti beim Blick auf Real erhob: "Ist es wirklich immer der Trainer, der falsch liegt? Jeder kann seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen."

Während des 0:4-Debakels vor zwei Monaten gegen Barcelona schlussfolgerte das Publikum, dass es zwar auch der Trainer sein mochte, aber vor allem der Präsident. Erstmals in all den Jahren richtete sich der Volkszorn massiv gegen Pérez. Der schob den Protest auf eine "Kampagne" von Medien und gewalttätigen Ultras.

Von Selbstkritik keine Spur

"Ich wachse an Widerstand", erklärte er kürzlich. Vor allem hat er die Klubstatuten in den letzten Jahren so auf sich zugeschnitten, dass eine Wahlkandidatur gegen ihn fast unmöglich ist. Ein Rückzug müsste freiwillig erfolgen – wie 2006. Damals räumte er sogar Fehler ein: "Ich habe die Spieler verzogen." Auch aus dieser Erfahrung heraus feuerte er im Sommer den beliebten Ancelotti: dessen freundschaftliches Verhältnis zur Mannschaft war ihm suspekt.

Von Selbstkritik ist zehn Jahre später weniger zu hören. Aber Pérez soll deprimiert haben, dass die Spieler ihm ihre Macht vor Augen führten, indem sie ihn mit ihren faden Darbietungen unter Benítez zur Entlassung des Trainers und damit zum Wortbruch zwangen. Eine erfolgreiche Retourkutsche für das forcierte Ende von Ancelotti. Pérez hält sich seitdem aus der Öffentlichkeit zurück. Die Verteidigung des Vereins in der Minderjährigen-Affäre überließ er exklusiv seinem Generaldirektor José Ángel Sánchez.

Das letzte Ass im Ärmel heißt Zidane

Wenigstens hat sich die sportliche Situation beruhigt, seit er mit Zidane sein größtes, seit Jahren gehütetes und eventuell letztes Ass aus dem Ärmel geholt hat. Nach zwei überzeugenden Heimsiegen mit je fünf Toren haben Zuschauer und Zeitungen wieder andere, positivere Themen. Es könnte doch noch eine gute Saison werden für Real Madrid. Wenn auch nicht unbedingt für Florentino Pérez.

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