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Joko Winterscheidt: "Greta und 'Fridays for Future' haben mir die Augen geöffnet"


Joko Winterscheidt
"Greta und 'Fridays for Future' haben mir die Augen geöffnet"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 12.02.2021Lesedauer: 7 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Joko Winterscheidt: Der Moderator engagiert sich für Nachhaltigkeit und für die Eindämmung humanitärer Notlagen.Vergrößern des Bildes
Joko Winterscheidt: Der Moderator engagiert sich für Nachhaltigkeit und für die Eindämmung humanitärer Notlagen. (Quelle: IMAGO / Future Image)

Joko Winterscheidt macht jetzt in Schokolade. Ihm waren die Missstände beim Kakaoanbau aufgefallen. Er feilte an einem fairen und transparenten Konzept, wie er t-online erklärt. Und spricht über ein Herzensthema.

TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer kennen Joko Winterscheidt vor allem im Doppel mit Klaas Heufer-Umlauf. Zuletzt lief seine eigene Sendung "Wer stiehlt mir die Show?" im Fernsehen. Außerdem hat sich der Entertainer dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Dass seine "Jokolade" zwar fair produziert wird, aber noch nicht unter perfekten Bedingungen, gibt er offen zu.

Im Interview berichtet der 42-Jährige über die Mission, die er mit seiner Schokolade verfolgt. Zu dem verrät er, wie sein Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Klimakrise zu stoppen, geprägt wurde – begonnen habe für ihn alles "sehr klischeemäßig", wie Winterscheidt betont.

t-online: Ihr "III FREUNDE "-Wein ist nachhaltig, Sie bieten urbane E-Bikes an, unterstützen die Kampagne "German Zero" und "Fridays for Future". Wie viel Wert legen Sie auf Nachhaltigkeit im Alltag?

Joko Winterscheidt: Da wo ich kann, versuche ich mein Verhalten zu verändern. Und wenn ich mich damit auseinandersetze, merke ich erstmal, wo ich überall besser werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir hier von einem Prozess reden, aber jede kleine, positive Veränderung sollte stattfinden und wertgeschätzt werden. Sonst stehen wir irgendwann da und stellen fest, dass alles, was wir nicht gemacht haben, die Veränderung herbeigeführt hat, die wir nie wollten.

In welchen Bereichen fällt es Ihnen am schwersten, nachhaltig zu sein?

Es gibt keinen Bereich, in dem es schwerer oder leichter fällt. Es gibt eher Tage, an denen ich besser oder schlechter darin bin. Ich versuche seit Jahren Flüge zu vermeiden, aber manchmal klappt es leider nicht. Ich ärgere mich dann richtig über mich selbst, aber weiß, dass es falsch ist. Denn die Tonnen von CO2, die ich vorher gespart habe, weil ich es vermeiden konnte zu fliegen, haben einen Wert. Dennoch würde ich mir wünschen, dass es leichter wäre. Ich bin aber auch der festen Überzeugung, dass wir alle viel schaffen können. Vor allem müssen aber die Politik und die Industrie reagieren.

Tragen Sie nachhaltige Klamotten und kaufen auch mal Secondhand?

Es gab eine Zeit, da habe ich es geliebt, jede Woche neue Pakete aufzumachen, die ich mir bestellt habe. Es war so unfassbar praktisch. Nach Hause bestellen, gefällt nicht, zurückschicken. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, wie sehr mein Verhalten die Umwelt belastet. Mittlerweile bin ich ein Freund davon geworden, online wirklich nur das zu bestellen, was ich auch brauche und ansonsten supporte ich gerne den lokalen Handel. Und ja, ich trage auch Second-Hand-Klamotten.

Wann und wodurch wurde Ihr Nachhaltigkeitsbewusstsein geprägt?

Das klingt jetzt sehr klischeemäßig, aber Greta Thunberg und die "Fridays for Future"-Bewegung haben mir die Augen geöffnet. Ich habe in der "SZ" einen Artikel gelesen und da waren internationale und renommierte Klimaforscher*innen die zu allem, was sie so verbreitet hat, gesagt haben: "Es stimmt!" Dann habe ich angefangenen mich selbst schlau zu machen, habe "Tagesschau"-Ausschnitte von vor 30 Jahren gefunden, in denen die Probleme, vor denen wir heute stehen, schon adressiert wurden. Da habe ich mich gefragt: Vor 30 Jahren wusstet ihr das alles und habt nichts gemacht!? Dann wollte ich meinen Teil dazu beitragen, denn in sieben Jahren reißen wir die Grenze von 1,5 Grad Erwärmung. Das ist nicht mehr lang. Wir brauchen ein Umdenken.

Was stört Sie besonders an Ihren Mitmenschen im Umgang mit der Natur, der Müllentsorgung, dem Einkaufverhalten?

Ich verstehe jeden, der es als unbequem empfindet, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen oder sogar sein Leben verändern zu müssen. Aber was müssen wir wirklich ändern? Was können wir stattdessen gewinnen? Nur weil dieser Klimawandel still ist und nicht mit einem Mal über uns hereinbricht wie eine Pandemie, ist er trotzdem da. Wenn wir uns alle ein wenig mehr bewegen und vor allem die Politiker auf lokalen Ebenen dazu bekommen, ihren Teil als Volksvertreter auf die nächsthöhere Ebene zu bringen, dann machen wir alle schon etwas sehr richtig. Das ist kein Problem von ein paar Menschen, das ist unser aller Problem. Es gibt das schöne Zitat von Marc-Uwe Kling: "Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern." Das Zitat mag ich, worüber beschweren wir uns eigentlich? Alles, was wir machen müssen, ist diese Welt zu einem schöneren Ort zu machen.

Sie bringen in Kürze eine Schokolade mit dem Namen "Jokolade" auf den Markt – auch das mit einer Mission. Wie lange haben Sie daran gefeilt?

Am Namen gar nicht, der kam mir in den Sinn und ich wollte es machen. Am Produkt selbst dann zwei Jahre. Anfangs ohne jeden Gedanken dazu, wie ich mit Schokolade einen positiven Impact generieren könnte. Als ich dann aber in einer Doku die Missstände im Kakaoanbau gesehen habe, musste ich der "Jokolade" einen Zweck geben, einen Sinn. Es kann doch nicht sein, dass Riesenkonzerne seit Ewigkeiten zusehen, wie Bauern in Westafrika am Existenzminimum leben, moderne Sklaverei und auch illegale Kinderarbeit akzeptiert werden, von der Ausbeutung der Natur gar nicht erst zu reden, aber alle einfach nicht handeln. Irgendwie ist es fast traurig, dass es Projekte wie die "Jokolade" braucht, um auf diese Situation hinzuweisen.

Die Schokolade ist fair gehandelt. Wie nachhaltig ist sie im Ganzen?

Neben unserer Mission, dass wir etwas Gutes tun wollen und den Menschen in Westafrika endlich mehr als faire Gehälter zahlen, sind wir uns auch im Klaren darüber, dass unser Produkt unter anderem aus Westafrika kommt und die Reise und alle Verarbeitungsschritte einen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Deswegen werden wir jedes Jahr unsere Hausaufgaben machen, exakt berechnen, was wir ausgestoßen haben und es nicht nur sauber kompensieren, sondern auch reduzieren.

Was ist Ihnen an der "Jokolade" am wichtigsten?

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Die Mission – sklavenfreie Schokolade, egal von welchem Hersteller. Ich sage zu keinem Zeitpunkt, wir sind perfekt, aber ich sage, wir werden an jedem Punkt, an dem wir noch nicht perfekt sind, arbeiten. Wir werden transparent kommunizieren, wir werden nichts schönreden, nur weil es sich besser verkauft. Wir wollen, dass die Menschen, die "Jokolade" kaufen, zu jedem Zeitpunkt wissen, was die Punkte sind, in denen wir uns verbessern müssen, und vor allem wollen.

Wie genau soll das gelingen?

Wir werden eine Ampel auf der Homepage einführen, wo wir jede Zutat und jeden Bestandteil der "Jokolade" von grün bis rot definieren. Grün heißt, hier ist alles sauber und rot heißt, hier haben wir noch Hausaufgaben zu machen. Es liegt dabei nicht unbedingt an uns, dass Bestandteile rot sind, es liegt oft auch daran, dass sie nicht in grün zu beziehen sind. Aber mit dem Impact, den wir uns erhoffen, können wir vielleicht unseren Teil dazu beitragen, dass sich dieser Sachverhalt nicht nur für uns, sondern für eine ganze Industrie verändert. Ich kann auch nicht sagen, wir sind frei von moderner Sklaverei und illegaler Kinderarbeit, aber wir wollen, dass es so wird. Faktisch geht es einfach nicht im Moment und das ist alarmierend.

Leider ja. Haben Sie die Geschmacksrichtungen alle selbst zusammengestellt?

Ja, zusammen mit Profis haben wir in einer Art Testküche einen Tag lang Geschmäcker kombiniert. Es war irre spannend, aber so nach drei Stunden Schokolade essen dachte ich dann, das meinten meine Eltern mit: "Joko, iss nicht so viel Schokolade!" Mir ging es nicht gut. Einen Tag Schokolade essen hätte auch eine Aufgabe bei "Das Duell um die Welt" sein können.

Das klingt wirklich nach Bauchschmerzen. Vegane Ernährung ist gerade ein großes Thema. Wie kommt es, dass keine der vier Schokoladen vegan ist?

Wir denken bereits über eine vegane Sorte nach. Im ersten Schritt stand einfach unsere Mission von 100 Prozent sklavenfreier Schokolade im Fokus. Aber wir haben noch viel vor.

Mal abgesehen von "Jokolade": Sie investieren gerne in Start-ups. Ist es dabei eine Voraussetzung, dass diese nachhaltig agieren?

Alles was ich jetzt machen möchte, ist die zu unterstützen, die gute Ideen haben, um unsere Welt neu zu denken, weil ich glaube, dass es notwendig ist.

Wie viele andere Prominente auch unterstützen Sie die Kampagne "German Zero". Was macht diese aus?

Es gibt Möglichkeiten, die 1,5 Grad nicht zu reißen. Wir in Deutschland können sogar null Grad Veränderung erreichen. Mit dem richtigen Plan. Diesen Plan haben wir erarbeitet, es steht alles da, es ist machbar. Es würden neue Wirtschaftszweige aufgebaut werden, die Jobs kompensieren, und alles wäre möglich. Aber die Politik ist einfach zu bequem. Wir wollen mit diesem Plan dafür sorgen, dass keiner mehr sagen kann: "Das geht doch eh nicht!" Doch, das ist ja das Verrückte. Es geht. Aber es wird halt nicht von allein passieren.

Was ist die größte Hürde für "German Zero"?

Die Politik. Diese Unentschlossenheit, die Lobby-Arbeit, die immer wieder dafür sorgt, dass wir Schritte zurückgehen anstatt nach vorne. Jeder, der helfen will, kann das gerne machen. Wir suchen immer Leute, die unsere Mission teilen.

Wir haben jetzt über viele Projekte von Ihnen gesprochen und viele Initiativen, die Sie unterstützen. Zum Schluss also die Frage: Was ist Ihr nachhaltiger Entspannungstipp?

Früh ins Bett gehen. Gelingt mir leider viel zu selten.

Verwendete Quellen
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