Adler Group verkauft mehr als 14.000 Wohnungen
Der angeschossene Immobilienunternehmen Adler Group will sich weiter gesund schrumpfen: Der Konzern plant den Verkauf zusΓ€tzlicher Wohnungen. Der ErlΓΆs soll vor allem in den Schuldenabbau flieΓen.
Die jΓΌngst in schwieriges Fahrwasser geratene Adler Group will zum Abbau von Schulden weitere Tausende Wohnungen verkaufen. Das Unternehmen habe eine Vereinbarung mit einem Investmentfonds ΓΌber eine Transaktion von 14.368 Einheiten unterzeichnet, teilte Adler Group am Dienstag in Berlin mit.
Die Immobilien wΓΌrden hauptsΓ€chlich in mittelgroΓen StΓ€dten in Ostdeutschland liegen. Der Immobilienwert betrage mehr als eine Milliarde Euro und liege deutlich ΓΌber dem zum Halbjahr ausgewiesenen Buchwert. Der nicht namentlich genannte KΓ€ufer wolle das Immobilien-Paket nun prΓΌfen. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2022 abgeschlossen sein. Die Aktie legte im Mittagshandel um rund 0,8 Prozent zu.
- Aktueller Kurs: Wo steht die Adler-Group-Aktie gerade?
Erst jΓΌngst hatte Adler mitgeteilt, mehr als 15.000 Wohnungen an LEG Immobilien zu verkaufen. Adler flieΓen daraus nach der Tilgung besicherter Darlehen rund 800 Millionen Euro zu, die zum Schuldenabbau verwendet werden sollen. Bei dem am Dienstag angekΓΌndigten Verkauf erwartet Adler einen NettoerlΓΆs von rund 600 Millionen Euro.
Wirecard-JΓ€ger nimmt Adler ins Visier
Insgesamt wΓΌrde der Beleihungsgrad (Loan-to-Value) unter 50 Prozent sinken, hieΓ es. Damit sollen dann auch die angekΓΌndigten VerkΓ€ufe von Teilen des Immobilien-Portfolios beenden werden. Adler will sich neben dem Abbau von Schulden verstΓ€rkt auf die Top-7-StΓ€dte fokussieren.
Die Adler Group war vor wenigen Wochen unter Beschuss des frΓΌheren Wirecard-JΓ€gers Fraser Perring geraten. Der LeerverkΓ€ufer mit seiner Investmentfirma Viceroy Research warf Adler unter anderem vor, die Bilanz kΓΌnstlich aufzublΓ€hen. Nach Wirecard und Grenke ist es in kurzer Zeit das dritte deutsche Unternehmen, das in den Fokus des bekannten Shortsellers kam. Im FrΓΌhjahr hatte Perring in einem t-online-Interview mΓΆgliche weitere Ziele in Deutschland bereits angedeutet. Wie Shortselling funktioniert, lesen Sie hier.
Adler wies die VorwΓΌrfe hinsichtlich der Bilanz "auf das SchΓ€rfste" zurΓΌck. Dennoch war der Aktienkurs von Adler daraufhin auf ein Rekordtief von gut 9 Euro abgestΓΌrzt. Er erholte sich dann auf 12 Euro, nachdem der Immobilienriese Vonovia angekΓΌndigt hatte, einen Einstieg bei dem Rivalen zu prΓΌfen.
Konkurrent Vonovia kΓΆnnte bei Adler einsteigen
Vonovia hat sich in einer Vereinbarung mit dem Adler-GroΓaktionΓ€r Aggregate Holdings das Recht gesichert, einen Anteil von 13,3 Prozent an Adler zu erwerben. Zieht Vonovia die Kaufoption ΓΌber 14 Euro je Anteilschein, wΓΌrde sich der Anteil von Aggregate an Adler damit halbieren. Die Immobilienbranche habe kein Interesse an einer instabilen Adler Group, hatte Vonovia in der vergangenen Woche mitgeteilt.
Zusammen mit involvierten Banken habe das Unternehmen einen Kredit an die Aggregate Holdings zu marktΓΌblichen Konditionen gewΓ€hrt. Das Volumen bewege sich im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Insidern zufolge hatte Vonovia jedoch bereits Ende vergangenen Jahres informell bei groΓen Anteilseignern vorgefΓΌhlt, inwiefern Transaktionen mit Adler-Anteilen mΓΆglich seien. Der VorstoΓ sei aber schnell auf dem Abstellgleis gelandet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Grund sei, dass Aggregate von den gebotenen rund 28 Euro je Aktie nicht angetan gewesen sei.
Externe PrΓΌfer nehmen sich Adler-Bilanz vor
Unterdessen schaltete Adler externe PrΓΌfer ein, um die VorwΓΌrfe des LeerverkΓ€ufers mit Blick auf die Bilanz prΓΌfen zu lassen. Zudem hΓ€tten das Management und der Verwaltungsrat beschlossen, unabhΓ€ngige Berater und WirtschaftsprΓΌfer zu beauftragen, um eine umfassende ΓberprΓΌfung der VorwΓΌrfe vorzunehmen, hatte Adler jΓΌngst mitgeteilt. Dabei gehe es vor allem um die Dritttransaktionen.
Die Adler Group ist aus einem Zusammenschluss von Ado Properties, Adler Real Estate und des Berliner Projektentwicklers Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte Adler Real Estate ΓΌbernommen und dann Consus geschluckt. Das kombinierte Unternehmen wurde in Adler Group umbenannt und hat seinen operativen Hauptsitz in Berlin.
Der Zusammenschluss des Konzerngebildes steht in der Kritik. Die Partei Die Linke hatte als Reaktion auf Medienberichte von Ende August dieses Jahres, wonach Anleger bei dem komplexen Deal geschΓ€digt worden sein kΓΆnnten, eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Adler selbst gibt an, bei der Fusion vollstΓ€ndig transparent gewesen zu sein.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa-AFX