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Hochsee-Träume geplatzt: Windkraft-Pionier Bard stellt Betrieb ein


Folgeaufträge fehlen
Windkraft-Pionier Bard stellt Betrieb ein

Von reuters, t-online
20.11.2013Lesedauer: 3 Min.
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Kein Geringerer als der Noch-Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) eröffnete Ende August Deutschlands größten Windpark Bard Offshore 1. Nun stellt dessen Erbauer, die Firmengruppe Bard, den Betrieb ein, weil es keine Folgeaufträge gibt. Der Schritt steht exemplarisch für den weitgehend geplatzten Traum von Hochsee-Windkraft als Lösung aller Energieprobleme.

Vier Buchstaben reichten im Jahr 2008 aus, um eine ganze Region in Ekstase zu versetzen: Bard. Das Unternehmen war für das strukturschwache Ostfriesland so etwas wie ein Heilsbringer und brachte vieles mit, was es damals für Jubelgesänge brauchte: Neue Jobs an Land für ein spannendes High-Tech-Unterfangen auf See aus der Sparte Grüne Energie.

Russischer Multimillionär als Finanzgarant

Obendrein genoss das Produkt politisch so richtig Rückenwind - weit draußen vor der Küste, wo die Mühlen kein Landschaftspanorama verschandeln und der Wind viel öfter bläst. Hinter Bard stand der russische Multimillionär Arngolt Bekker als Finanzier, was Fragen zum nötigen Kleingeld schnell erübrigte.

Fünf Jahre später ist der Traum zerplatzt, die Macher des ersten kommerziellen Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee drehen das ganz große Rad nicht mehr weiter. Was sich lange abgezeichnet hatte, machte Bard offiziell: "Die operative Stilllegung der Bard-Gesellschaften erfolgt aufgrund fehlender Folgeaufträge bis Mitte 2014." Aus und vorbei - nach nur fünf Jahren.

Erhebliche Technik-Probleme bremsten Hochsee-WIndkraft

Noch 2010, so der Ursprungsplan, sollten die 80 Anlagen im Park Bard Offshore 1 weit vor Borkum Strom liefern. Doch erhebliche technische Probleme brachten gut zweieinhalb Jahre Verzögerung. 2010 zog sich dann Bekker als Hauptgesellschafter zurück, er verkaufte Sahnestücke aus den Bard-Projektgebieten an den schwäbischen Konkurrenten Windreich. Der ist seit kurzem insolvent.

Nun gehen auch bei Bard fast alle Lichter aus. Ein Firmenrest soll unter neuem Namen den Betrieb von Bard Offshore 1 gewährleisten und seine Dienste Dritten anbieten - so sie denn kommen. Aus der Branche ist seit vielen Monaten die Luft raus. Längst räumt auch die Politik ein, dass die ursprünglichen Pläne nicht mehr zu halten sind. Mit deutlichen Korrekturen wollen Union und SPD beim Zustandekommen einer großen Koalition die Ausbauziele für Windparks im Meer eindampfen.

Bard drückten schon 2011 die Schulden

Bard hatte im Sommer erste Kündigungen ausgesprochen und schon gewarnt, dass es auch für viele der übrigen 540 Mitarbeiter eng werde. Rund 300 von ihnen sollen nun in die Nachfolgegesellschaft OWS wechseln dürfen. Bard drücken laut jüngster Bilanz gut 800 Millionen Euro Schulden - und das ist nur der Stand Ende 2011. Neue Angaben wollte ein Sprecher des Unternehmens nicht machen.

Eigentlich sollten 10.000 Megawatt (MW) Leistung aus Parks wie dem von Bard bis 2020 dafür sorgen, dass der Atomausstieg kein klimapolitisches Fiasko wird. Scheitert der Plan, könnten ausgerechnet die Kohlekraftwerke das gewollte Abschalten der Atommeiler auffangen. Gaskraft rechnet sich kaum, Sonne und Wind an Land liefern zu unbeständig. Ohne Offshore vor der Küste könnte die Energiewende also den Anteil des Kohlestroms treiben - und der lag 2012 schon bei 45 Prozent.

Union und SPD würden Windkraft-Pläne massiv kappen

Experten rechneten schon im Sommer vor, dass das Ziel 10.000 Megawatt bis 2020 völlig unrealistisch sei. Nur für einen Bruchteil stehe überhaupt eine Finanzierung. Die jüngsten Pläne der möglichen Koalitionäre Union und SPD sind nun auch massiv gekappt: 6500 statt 10.000 MW und bis 2030 dann 15.000 statt 25.000 MW.

Vorbei ist die Aufbruchsstimmung. Wie ein mahnendes Symbol wirkte vor diesem Hintergrund diesen Sommer die Nachricht des Offshore-Parks Riffgat vom Oldenburger Energieunternehmen EWE, der mit 30 Mühlen fertig ist, aber ohne Kabelanschluss dasteht. Er musste deswegen vorerst ausgerechnet mit Diesel laufen, damit die Räder nicht rosten.

Arbeitsagentur: 5000 Stellen bei Offshore-Sparte in Gefahr

Jetzt, im Herbst, drohen weitere bittere Wahrheiten. Noch mehr Jobs könnten in der Offshore-Industrie verloren gehen. Nach früheren Einschätzungen der Arbeitsagentur ist mehr als jede vierte Stelle in Gefahr, nämlich 5000 Arbeitsplätze der bundesweit 18.000 Stellen.

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