Darum horten die Deutschen jetzt besonders viel Bargeld

Immer mehr Menschen zahlen im Alltag mit Karte β und trotzdem haben die Banken 2021 mehr Scheine ausgegeben als im Vorjahr. Die Deutschen scheinen auf den Notgroschen zu setzen β in rauen Summen.
Die Nachfrage nach Bargeld ist trotz des wachsenden Trends zum Bezahlen ohne Scheine und MΓΌnzen unverΓ€ndert groΓ.
"Ich vermute, dass die Menschen in der Corona-Krise aus Verunsicherung und wegen fehlender MΓΆglichkeit, Geld auszugeben, Bargeld gehortet haben", sagt Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann der Deutschen Presse-Agentur. "Die Unsicherheit in der Pandemie ist hoch." Bei schΓ€tzungsweise 40 Prozent der Bargeldnachfrage in Deutschland vermutet die Bundesbank Hortung im Inland als Motiv.
Dabei kΓΆnnte der Notenbank zufolge auch die Vermeidung von Negativzinsen eine zunehmende Rolle spielen. GeschΓ€ftsbanken im Euroraum mΓΌssen 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EuropΓ€ischen Zentralbank (EZB) parken. Viele GeldhΓ€user geben die Kosten dafΓΌr an GeschΓ€ftskunden, zunehmend aber auch an Privatkunden weiter.
Nachfrage nach Bargeld bei Pandemiebeginn besonders groΓ
Zugleich gilt Bargeld vielen Menschen in Krisenzeiten als sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Besonders zu Beginn der Pandemie in Europa im MΓ€rz 2020 war die Banknotennachfrage sehr hoch. Insgesamt stieg der von der Bundesbank ausgegebene Wert der Scheine im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent. Eine Γ€hnlich hohe Wachstumsrate des Bargeldumlaufs hatte es zuletzt 2014 mit 10,2 Prozent gegeben.
"Wann und wie sich die Entwicklung im Zuge sinkender Corona-Zahlen und der damit verbundenen Lockerung der BeschrΓ€nkungen normalisiert, lΓ€sst sich derzeit noch nicht abschΓ€tzen", sagt Beermann. "Wir stellen in unseren Filialen aktuell fest, dass die Bargeldeinzahlungen und -auszahlungen wieder steigen."
Ende Mai 2021 waren von der Bundesbank ausgegebene Banknoten im Wert von 839 Milliarden Euro im Umlauf, das waren 52 Milliarden oder 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Bargeld bleibt beliebtes Zahlungsmittel
Das Bezahlverhalten der Verbraucher in Deutschland hatte sich im Corona-Krisenjahr 2020 verΓ€ndert. Einer jΓΌngst verΓΆffentlichten Studie des KΓΆlner Handelsforschungsinstituts EHI zufolge wird jeder dritte Einkauf im stationΓ€ren Handel mittlerweile per Karte bezahlt.
"Die Krise hat den RΓΌckgang des Barumsatzes im stationΓ€ren Handel um mindestens drei Jahre beschleunigt. Karten sind β neben dem deutlich gewachsenen OnlinegeschΓ€ft β die eindeutigen Gewinner der Krise", erlΓ€uterte Studienautor Horst RΓΌter.
- Nachrichtenagentur dpa