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Rente: Wir brauchen eine Jahrhundertreform – und das ist zu tun


Drohende Geldprobleme
Wir brauchen eine Jahrhundertreform für die Rente

MeinungEin Kommentar von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 23.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Kanzler Olaf Scholz (Symbolbild): Die Rente steht vor einem Finanzierungsproblem.Vergrößern des Bildes
Kanzler Olaf Scholz (Symbolbild): Die Rente steht vor einem Finanzierungsproblem. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)

Die gesetzliche Rente schlittert auf ein gewaltiges Finanzierungsproblem zu. Auch die Ampel weiß das, selbst wenn sie es nicht aussprechen mag. Doch wir müssen jetzt handeln. Folgende Mittel sind dafür nötig.

Es sind Zahlen, die wachrütteln sollten: Kommen aktuell auf 100 Beitragszahler 57 Rentner, sind es im Jahr 2030 bereits 67, im Jahr 2050 dürften es nach Schätzungen gar 77 sein. Klingt zunächst nach keinem Riesenunterschied. Ist es aber.

Denn wenn die Angehörigen der Babyboomer-Generation in wenigen Jahren in Rente gehen, steht die Rentenkasse vor einem Finanzierungsproblem. Entweder es steigen die Beiträge und die Zuschüsse aus Steuermitteln – oder die Rente fällt schmaler aus. Punkt.

Die Rente ist sicher? Über diesen Satz können junge Erwachsene heute daher nur schmunzeln. Wer heute ins Berufsleben eintritt, weiß weder, wie hoch die eigene Rente später einmal ausfallen wird – noch, ob es überhaupt Geld vom Staat geben wird.

Auch im politischen Berlin ist das Problem bekannt. Und doch drückt sich die Ampel unter Olaf Scholz weiter vor einer richtigen Rentenreform. Einer, die Ehrlichkeit abverlangt; gegenüber den heutigen, vor allem aber den künftigen Rentnern. Einer echten Jahrhundertreform für die Rente. So könnte sie aussehen:

Folgende zentrale Punkte könnten Teil der Reform sein

Ein echtes kapitalgedecktes System: Was die Ampel plant, ist Murks. Zehn Milliarden Euro sollen in den Aufbau eines Fonds fließen, der Geld an den Finanzmärkten anlegt. Zehn Milliarden. So viel gibt die Rentenkasse in weniger als zwei Wochen aus. Hier braucht es deutlich größere Summen, die von den Beiträgen abgezwackt werden könnten – 15 Milliarden Euro pro Jahr, besser noch 20 Milliarden Euro.

Und ja, wahrscheinlich bedarf es dafür zunächst großzügiger Zuschüsse aus Steuermitteln. Lassen wir diese Milliarden jedoch von unabhängigen Experten gewinnbringend und breit gestreut über Jahrzehnte anlegen, müssen wir uns um die Rente unserer Kindeskinder keine Sorgen machen.

Rentenanpassung an die Inflation koppeln: Bis aus dem Fonds allerdings erste Erträge fließen, von denen die Renten bezahlt werden, dürfte es noch einige Jahre dauern. Daher sollte der Bund auch den Mechanismus der jährlichen Rentenanpassung ändern – um so Gelder einzusparen und mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Im Moment gilt: Die Renten steigen mit den Löhnen. Doch diese Form der Rentenanpassung resultiert noch aus der Zeit der 1950er-Jahre. Das Ziel war damals, dass die Rentner am Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg partizipieren sollten.

Heute sind die Probleme aber ganz andere: Die Rente sollte deswegen mit der Inflationsrate steigen. So würde sichergestellt, dass Rentner zumindest die Kaufkraft behalten. Konkret müsste es so laufen: Wer in den Ruhestand geht, sollte die ersten Jahre noch von der aktuellen Lohnentwicklung profitieren. Ab einem gewissen Alter steigen die Renten dann nur noch mit dem Anstieg der Teuerung. Das ließe sich auch mit einer Wahlfreiheit verbinden.

Sicherlich: Je älter ein Rentner wird, desto weiter entfernt er sich von den aktuellen Löhnen. Dieser Modus käme daher vor allem Menschen zugute, die in körperlich harten Berufen gearbeitet haben. Denn diese haben statistisch gesehen eine geringere Lebenserwartung; sie haben also nichts davon, wenn ihre Rente nach 20 Jahren drastisch gestiegen ist – weil sie bereits tot sind.

Rentenalter an die Lebenserwartung docken: Wer länger lebt, sollte auch länger arbeiten. So einfach diese Formel ist, so dringend ist es, dass sie Realität wird. Das heißt, wenn wir alle älter werden, muss die Regelaltersgrenze kontinuierlich steigen.

Umgekehrt muss konsequent gelten: Wer früher in Rente gehen will, kann das machen – muss dafür aber höhere Abschläge in Kauf nehmen. Klar: Viele Menschen können schlicht nicht länger arbeiten gehen.

Für sie ist endlich ein leichterer Zugang zur Erwerbsminderungsrente nötig, die zusätzlich aufgestockt werden muss. Mit den gewonnenen Mitteln (siehe oben) ließe sich das locker einrichten.

Neben den drei genannten Ideen sollte das Einwanderungssystem radikal vereinfacht werden. Dass tatsächlich netto 400.000 Migranten pro Jahr nach Deutschland kommen – die laut Schätzungen nötig wären, um die Rente zu sichern –, ist zwar unrealistisch. Dennoch: Es braucht Einwanderer, auch um dem aktuellen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Reform sollte Generationen nicht aufhetzen

Die Vorschläge sind alle da, wurden zigfach von Deutschlands Ökonomen durchexerziert. Sicher, das alles kostet viel Geld, es geht um Milliardenbeträge. Doch bei der Rente ist es wie beim Klima: Handeln wir nicht, wird es noch teurer.

Bei einer solchen Reform geht es nicht darum, die Generationen, die einst einen Vertrag geschlossen haben, zu spalten oder gegeneinander auszuspielen. Es geht um Ehrlichkeit. Und um echten Respekt: ganz im Sinne von Olaf Scholz.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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