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Lebertransplantation: Eine Betroffene berichtet über ihre Erfahrungen


Plötzlich muss die Leber raus
"Plötzlich bin ich gelb geworden" - letzter Ausweg Lebertransplantation

Jessica Lukas

Aktualisiert am 17.08.2011Lesedauer: 3 Min.
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Lebertransplantation: Eine Betroffenen berichtet über ihre Erfahrungen.Vergrößern des Bildes
Vor sechs Jahre erhielt Maria Dippel eine neue Leber. (Quelle: T-Online-bilder)

"Sie brauchen eine neue Leber", sagte der Arzt. Mit dieser Diagnose hat Maria Dippel nicht gerechnet. Schließlich war die heute 64-jährige aus Hessen vor ein paar Wochen noch topfit. Dass sie schon lange schwer leberkrank ist, davon ahnte die kaufmännische Angestellte nichts. Uns hat Maria Dippel erzählt, welche Odyssee sie hinter sich hat und wie es ihr nach der Organtransplantation geht.

"Ich bin von heute auf morgen gelb geworden"

Vor sechs Jahren ändert sich plötzlich das Leben von Maria Dippel. "Ich bin von heute auf morgen gelb geworden", erzählt sie. Die damals 57-jährige geht sofort zu ihrem Hausarzt, der sie umgehend ins Krankenhaus einweist. Zunächst vermuten die Ärzte, dass hinter der Gelbfärbung Gallenprobleme stecken. "Doch dann haben sie eine Leberzirrhose festgestellt", sagt Dippel. Dabei handelt es sich um das Endstadium chronischer Lebererkrankungen: Gesundes Gewebe wird zerstört, die Leber wird kleiner und die Organfunktionen nehmen ab. Meistens führt ein hoher Alkoholkonsum zu der Erkrankung, was bei der Hessin dahintersteckt, ist bis heute nicht geklärt. Die Ärzte vermuten einen Gendefekt.

Diät statt Untersuchung

Eine Leberzirrhose ist nach Angaben der Deutschen Leberhilfe der häufigste Grund für eine Lebertransplantation. Bei Maria Dippel schien aber alles halb so wild zu sein: "Nach 14 Tagen wurde ich aus der Klinik entlassen. Von einer Lebertransplantation war bis dahin nie die Rede gewesen", berichtet sie. Auch nicht, als Maria Dippel zwei Tage später einen Gedächtnisverlust erleidet und in ein anderes Krankenhaus eingeliefert wird. "Gründlich untersucht wurde ich nicht. Stattdessen setzten mich die Ärzte auf eine Diät mit eiweißarmer Kost", erzählt Dippel. Doch ihr geht es immer schlechter, sie fühlt, dass etwas nicht stimmt.

Plötzlich auf Platz eins der Warteliste

Auf eigene Faust fährt Maria Dippel am 11. Januar 2005 mit Ehemann und Tochter in die Leberambulanz nach Hannover. Nach der Untersuchung steht fest: Ihre Leber ist schon so stark geschädigt, dass nur noch eine Transplantation helfen kann. "Das war ein Schock. Ich dachte, die Welt geht unter und ich muss sterben", erinnert sich Dippel an die Diagnose. Fast wäre es auch soweit gekommen. "Mein Gesundheitszustand hat sich immer mehr verschlechtert, am Ende bin ich ins Koma gefallen", erzählt die 64-jährige. Innerhalb von drei Tagen rückt die Hessin an die Spitze der Warteliste für Spenderorgane. Darauf stehen nur Patienten in akut lebensbedrohlichen Situationen.

Doch Maria Dippel hat Glück: Drei Tage später, am 14. Januar 2005, bekommt sie eine neue Leber - aus Italien. "Das war auf den letzten Drücker, zwei Tage später und ich wäre jetzt tot", sagt sie dankbar.

Organmangel in Deutschland

So viel Glück wie Maria Dippel haben allerdings nicht alle, die auf eine neue Leber warten. Denn die Zahl der Spender und die der Empfänger klafft weit auseinander: Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 1192 Lebern von verstorbenen Spendern transplantiert, so die Deutsche Stiftung Organtransplantation. Laut Eurotransplant, der Vermittlungsstelle für Organspenden, sind aber über 2000 Deutsche auf eine neue Leber angewiesen. Bei ihnen ist das Organ so schwer geschädigt, dass es seine lebenswichtigen Funktionen nicht mehr wahrnehmen kann. Nach einer Transplantation seien die Lebensaussichten dagegen gut, so Experten der Deutschen Leberhilfe: Zehn Jahre nach dem Eingriff leben noch 60 Prozent der Zirrhose-Patienten, 56 Prozent der Patienten mit Leberversagen und 40 Prozent der Leberkrebs-Patienten.

Genesung dauerte anderthalb Jahre

Auch Maria Dippel hat den Eingriff gut überstanden. "Mittlerweile geht es mir gesundheitlich gut", sagt sie. Die Genesung habe aber anderthalb Jahre gedauert: vier Monate Krankenhaus, anschließend Reha. Weil ihre Muskeln vom Liegen so schwach und verkümmert waren, musste sie alltägliche Dinge wie Laufen oder Duschen neu lernen. "Ich musste regelrecht wieder aufgepäppelt werden", erzählt Dippel über ihre Zeit in der Reha. Damit die fremde Leber nicht abgestoßen wird, muss sie lebenslang Medikamente nehmen. Dies ist wichtig für alle, die eine Organspende bekommen haben.

Maria Dippel hat inzwischen eine Selbsthilfegruppe für Leberkranke und Transplantierte gegründet. So will sie auf die Risiken einer kranken Leber aufmerksam zu machen und andere Betroffene zu unterstützen. "Lebererkrankungen müssen früh erkannt werden. Deshalb sollte jeder seine Leberwerte kennen", rät die Hessin.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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