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West-Nil-Virus: Früher tropisch, nun auch in Deutschland


Tückisches Fieber
West-Nil-Virus – früher tropisch, nun auch in Deutschland

Von Astrid Clasen

29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Eine Stechmücke saugt Blut bei einem MenschenVergrößern des Bildes
Das West-Nil-Virus ist durch Mückenstiche von Vögeln auf Menschen übertragbar – aber nicht von Mensch zu Mensch. (Quelle: OlyaSolodenko/Getty Images)

Das West-Nil-Virus breitet sich in Europa aus. Seit 2019 ist es auch in Deutschland – und infiziert Menschen. Was das bedeutet, erfahren Sie hier.

Früher galt das West-Nil-Virus in Deutschland als exotischer Erreger, den ab und zu jemand als Reisemitbringsel einschleppte. Das hat sich inzwischen geändert: So haben sich etwa im Jahr 2022 in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum bekanntlich 1.339 Menschen mit dem West-Nil-Virus infiziert – 1.112 davon vor Ort. 104 Betroffene haben die Infektion nicht überlebt.

Auf Deutschland entfielen dabei "nur" 16 Infektionen. Die Dunkelziffer ist aber vermutlich deutlich höher. Denn längst nicht jede Infektion mit dem West-Nil-Virus verursacht Symptome – und noch seltener verläuft die Infektion schwer.

Gezielt behandeln lassen sich Infektionen mit dem West-Nil-Virus nicht. Bei einer Erkrankung bleibt nur, die Beschwerden zu lindern – etwa durch fiebersenkende Mittel. Umso wichtiger ist es, sich in Verbreitungsgebieten des West-Nil-Virus möglichst vor einer Infektion zu schützen sowie mögliche Anzeichen der Infektion zu erkennen und bei Bedarf ärztlich abklären zu lassen.

Welche Symptome löst eine Infektion mit dem West-Nil-Virus aus?

Häufig verursacht die Infektion mit dem West-Nil-Virus gar keine Symptome. Nur etwa jede fünfte infizierte Person entwickelt die als West-Nil-Fieber bekannte Erkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden wie plötzlichem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Abgeschlagenheit.

Ein weiteres typisches Symptom für Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind geschwollene Lymphknoten. Zudem bekommt etwa die Hälfte der Menschen mit West-Nil-Fieber einen blassen, knotig-fleckigen Hautausschlag, der sich vom Rumpf ausgehend in Richtung Kopf, Arme und Beine ausbreitet.

Häufig ist das West-Nil-Fieber nach wenigen Tagen überstanden. Bis Symptome wie Abgeschlagenheit oder Schwäche völlig verschwunden sind, kann es allerdings länger dauern – teils mehrere Wochen. Mit Spätfolgen ist jedoch nicht zu rechnen.

Schwerer verläuft die Infektion, wenn die Hirnhäute und/oder das Gehirn vom West-Nil-Virus befallen sind: Dann können Symptome einer (meist milden) Hirnhautentzündung oder einer (teils lebensbedrohlichen) Gehirnentzündung auftreten – wie hohes Fieber, steifer Nacken, Muskelschwäche, Benommenheit, Bewegungsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle oder Sehstörungen.

Insgesamt sind solche schweren Verläufe aber selten: Nur in einem von hundert Fällen greift das West-Nil-Fieber auf Hirnhäute und Gehirn über. Noch seltener löst das West-Nil-Virus Entzündungen in anderen Organen – wie etwa Herz oder Leber – aus.

Wann besteht ein Risiko, sich mit dem West-Nil-Virus anzustecken?

Das West-Nil-Virus kommt auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) in bestimmten Regionen vor. Es kann sich über infizierte Zugvögel verbreiten und wird durch Stechmücken übertragen – hauptsächlich zwischen Vögeln, aber manchmal auch auf Säugetiere (wie Pferde) und auf Menschen. Als Risikogebiet kann also jede Region gelten, in der sich infizierte Vögel aufhalten und viele Mücken aktiv sind.

Gut zu wissen

Von Menschen, die mit dem West-Nil-Virus infiziert sind, geht kein Ansteckungsrisiko aus. Auch Mücken können den Erreger nicht durch Blutsaugen bei einer infizierten Person aufnehmen und dann weitergeben.

Die wichtigsten Überträger des West-Nil-Virus sind Mücken der Gattung Culex. Diese vermehren sich bei warmer Witterung stark. Dementsprechend tritt das West-Nil-Fieber in Europa und im Mittelmeerraum häufig in Südfrankreich, Norditalien, Griechenland und weiten Teile des Balkans, der Türkei und des Nahen Ostens auf. Weiter nördlich sind auch Teile Rumäniens, Tschechiens, Ungarns, der Slowakei und Österreichs betroffen.

Mücken der Gattung Culex sind auch in ganz Deutschland heimisch. Während die Blutsauger beispielsweise in Südeuropa witterungsbedingt oft bis in den November aktiv sind, ist das Risiko hierzulande jedoch eher auf den Spätsommer begrenzt. Bei anhaltend warmem Wetter sind allerdings auch noch im Frühherbst Infektionen mit dem West-Nil-Virus möglich.

Wo tritt das West-Nil-Virus in Deutschland auf?

Infektionen mit dem West-Nil-Virus treten in Deutschland vor allem in den südlichen Regionen Ostdeutschlands auf. Dort überträgt sich das Virus seit mindestens 2018 saisonal zwischen Stechmücken und Vögeln. Seit 2019 haben sich in Berlin sowie in Teilen von Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen regelmäßig auch Menschen infiziert.

Die aktuellen Verbreitungsgebiete des West-Nil-Virus sind größer als ursprünglich. Womöglich werden sie sich auch zukünftig von Jahr zu Jahr leicht ausweiten. Denn Fachleute rechnen damit, dass der Erreger in Deutschland dauerhaft überleben kann – womit auch das Risiko, am West-Nil-Fieber zu erkranken, steigen wird.

Gibt es eine Impfung gegen das West-Nil-Virus?

Für Menschen gibt es noch keinen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus. Doch auch ohne Impfung können Sie sich wirksam vor einer Infektion schützen, indem Sie Mückenstiche vermeiden. Die wichtigsten Maßnahmen hierzu lauten:

  • Haut bedecken, also möglichst helle, langärmelige Oberteile und lange Hosen tragen.
  • Mückenabwehrende Mittel (Repellents) auf unbedeckte Körperstellen auftragen (Vorsicht: Gebrauchsanweisung des Produkts beachten).
  • Unter einem Moskitonetz schlafen.
  • Fliegengitter an Fenstern und Türen anbringen.
  • Im Wohnumfeld Brutplätze für Mücken (wie offene Wasserbehälter oder Vogeltränken) möglichst beseitigen, abdecken oder regelmäßig reinigen und neu befüllen.
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Epidemiological update: West Nile virus transmission season in Europe, 2022". Online-Informationen des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): www.ecdc.europa.eu (Stand: 22.6.2023)
  • "Saison stechmückenübertragener Krankheitserreger beginnt". Epidemiologisches Bulletin 22/2023, Robert-Koch-Institut, Berlin (1.6.2023)
  • "West-Nil-Fieber im Überblick". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 9.5.2023)
  • "West-Nil-Fieber". Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de (Stand: 21.4.2023)
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