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Spionageballons | Betreibt China eine ganze Flotte?


Spionageballons
"Ein Muster im chinesischen Verhalten"


Aktualisiert am 09.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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USA-CHINA/SPIONAGEBALLONVergrößern des Bildes
Mutmaßlicher Spionageballon: Er schwebte über Billings im US-Bundesstaat Montana.

Die Aufregung um Chinas mutmaßlichen Spionageversuch hält an. Was wissen wir inzwischen über die Ballons? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Tagelang haben die Vereinigten Staaten einen schwebenden weißen Ballon beobachtet, der über ihr Gebiet trieb, bevor das US-Militär ihn vor der Küste von South Carolina abgeschossen hat. Die USA gehen davon aus, dass China mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollte. China hingegen bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion" und sprach von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei.

Jetzt laufen die Untersuchungen der Trümmerteile, erste Erkenntnisse haben die USA bereits mit ihren Verbündeten geteilt. Hier lesen Sie mehr zu den aktuellen Entwicklungen. Für besonderes Aufsehen sorgt dabei die Information, dass China ein ganzes Netz solcher Ballons in der Luft bewegen soll.

Stimmt das? Und wie groß ist die Bedrohung auch für Deutschland? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist dran am Spionagevorwurf?

Das lässt sich abschließend immer noch nicht genau sagen. So vermuten die USA bislang lediglich, dass China den Ballon tatsächlich für Spionagezwecke eingesetzt habe. Gewissheit gibt es aber erst, wenn die Bergung der Trümmerteile abgeschlossen und die Technik untersucht ist.

Dabei werden die Blicke vor allem auf die Informationsbox des Ballons gerichtet sein: Sie würde Aufschluss darüber geben, ob etwa Kommunikationsdaten gesammelt wurden.

Der Verdacht der Spionage entstand vor allem wegen der technischen Bauteile am unteren Ende des Ballons. Sie könnten zum Manövrieren und zum Sammeln von Informationen gedient haben. Mehr zum Aufbau des Ballons lesen Sie hier.

Betreibt China gar eine ganze Ballon-Flotte?

Das ist gut möglich. Zumindest gehen die USA derzeit davon aus, dass der abgeschossene Ballon Teil eines umfangreichen chinesischen Überwachungsprogramms ist. "Die Vereinigten Staaten waren nicht das einzige Ziel dieses breit angelegten Programms, das die Souveränität von Ländern auf fünf Kontinenten verletzt hat", sagte US-Außenminister Antony Blinken am Mittwoch. Ein hochrangiger Mitarbeiter seines Ministeriums sprach von mehr als 40 Ländern, die China ins Visier genommen haben soll. Die US-Regierung wende sich direkt an die Länder, um sie über den Umfang des chinesischen Überwachungsprogramms zu informieren.

Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass während der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ebenfalls drei chinesische Spionageballons den amerikanischen Luftraum durchquert hätten – ohne Konsequenzen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die "Washington Post" berichtet nun unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass derartige Ballons Informationen über militärische Einrichtungen in Gebieten gesammelt hätten, die für das Land von strategischem Interesse seien. Unter anderem Japan, Indien, Vietnam, Taiwan und die Philippinen seien betroffen. Hier lesen Sie mehr zu dem mutmaßlichen Spionageprogramm.

USA in engem Austausch mit Verbündeten

Um gegen eine mögliche Überwachung vorzugehen, tauschen sich die USA nach Angaben des Außenministers derzeit mit Dutzenden Ländern aus. Der "Washington Post" zufolge hat das Ministerium an jede US-Botschaft detaillierte Informationen über die Überwachungsballons geschickt, die mit Verbündeten und Partnern geteilt werden können. "Unsere Verbündeten und Partner sind sehr daran interessiert", so der Regierungsvertreter.

Auch die deutsche Bundesregierung zeigte sich nach der Entdeckung des Ballons im US-amerikanischen Luftraum besorgt. Hier lesen Sie mehr zur Reaktion aus Berlin. Derzeit werde geprüft, ob es hierzulande ähnliche Vorkommnisse in der Vergangenheit gegeben hat, hieß es aus deutschen Sicherheitskreisen.

Wie groß ist die Bedrohung für Deutschland und den Westen?

Nach aktuellem Stand der Erkenntnisse wohl recht klein – zumindest aus rein militärischer Sicht. Das sagte auch US-Außenminister Blinken. Dennoch ist der Westen alarmiert.

So sagte etwa Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch, der Ballon bestätige "ein Muster im chinesischen Verhalten" – man müsse sich ständig des Risikos chinesischer Geheimdienstaktivitäten bewusst sein.

Ohne Transparenz baue China seine militärischen Kapazitäten erheblich aus. Die Volksrepublik habe stark in neue militärische Fähigkeiten investiert, einschließlich Überwachung und Aufklärung. Auch in Europa seien verstärkte Geheimdienstaktivitäten zu beobachten. Die Chinesen nutzten Satelliten, Cyberfähigkeiten und eben auch Ballons. "Wir müssen also wachsam sein", mahnte der Norweger.

Umdenken in mehreren Ländern

Wachsam zeigen sich immer mehr Länder inzwischen auch mit Blick auf chinesische Überwachungskameras. So will das australische Verteidigungsministerium nun jene Kameras entfernen lassen, die Unternehmen mit Verbindungen zur chinesischen Regierung entwickelt haben. Einem Medienbericht zufolge handelt es sich um mehr als 900 Kameras und andere Geräte zur Sicherheitsausrüstung, die in australischen Ministerien verbaut sind. Ob Australien diese Zahl anlässlich der jüngsten Entdeckung in den USA erheben ließ, ist nicht bekannt.

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Großbritannien hatte bereits im November entschieden, keine chinesischen Kameras mehr in sensiblen Gebäuden zu installieren. Schon damals argumentierten die Verantwortlichen, dass die Kameras ein potenzielles Sicherheitsrisiko darstellten. Die USA verbannten im gleichen Monat chinesische Geräte zur Videoüberwachung vom Markt.

In der Vergangenheit hat China seine Hightech-Konzerne verteidigt und erklärt, dass sie sich an alle örtlichen Gesetze hielten. Die Unternehmen seien zudem nicht in die Sammlung von Geheimdienstinformationen involviert.

Die US-Regierung allerdings wirft unter anderem dem Konzern Huawei schon seit Längerem enge Verbindungen zu chinesischen Behörden vor und warnt vor Spionage sowie Sabotage. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Verwendete Quellen
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