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Hinrichtungen auf Höchststand: Dieses Land richtet die meisten Menschen hin


Höchster Wert seit fünf Jahren
Dieses Land richtet weltweit die meisten Menschen hin

Von dpa, t-online, csi

Aktualisiert am 17.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Demonstration von Gegnern des Mullah-Regimes (Archivbild): Die Zahl der Hinrichtungen im Iran hat sich fast verdoppelt.Vergrößern des Bildes
Eine Demonstration von Gegnern des Mullah-Regimes (Archivbild): Die Zahl der Hinrichtungen im Iran hat sich fast verdoppelt. (Quelle: Christoph Hardt/imago-images-bilder)

Drei Länder sind für etwa 90 Prozent der Hinrichtungen in der Welt verantwortlich. Aus China, Nordkorea und Vietnam gibt es allerdings keine offiziellen Zahlen.

Die Zahl der gerichtlichen Hinrichtungen hat im vergangenen Jahr nach Angaben von Amnesty International den höchsten Wert seit fünf Jahren erreicht. In ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe dokumentiert die Menschenrechtsorganisation für 2022 mindestens 883 Hinrichtungen in 20 Ländern.

Dazu kommen nach diesen Angaben aber Tausende Hinrichtungen in China, "die unter Verschluss gehalten werden", wie Amnesty mitteilte. Sechs Länder schafften demnach im vergangenen Jahr die Todesstrafe vollständig oder zum Teil ab.

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Der Anstieg ist nach der vorliegenden Dokumentation vor allem auf Entwicklungen im Nahen Osten und in Nordafrika zurückzuführen. Die Zahl der erfassten Hinrichtungen im Iran sei von 314 im Jahr 2021 auf 576 im Jahr 2022 gestiegen. In Saudi-Arabien verdreifachte sich demnach die Zahl von 65 (2021) auf 196 im vergangenen Jahr. Das ist der höchste Wert seit 30 Jahren, den Amnesty für das Land verzeichnete.

In den USA wurden nach diesen Angaben im vergangenen Jahr 18 Menschen hingerichtet – im Jahr 2021 waren es 11 Fälle. Unter den weltweit bekannten 883 Fällen waren auch 13 hingerichtete Frauen, davon 12 im Iran und eine in Saudi-Arabien.

Arme Menschen und ethnische Minderheiten besonders gefährdet

Besonders besorgniserregend sind aus Sicht von Amnesty International zwei Entwicklungen. "Der Anstieg an Hinrichtungen ist in erster Linie auf Exekutionen in der Region Naher Osten und Nordafrika zurückzuführen. Die Islamische Republik Iran, Saudi-Arabien und Ägypten sind für 90 Prozent der weltweit dokumentierten Hinrichtungen verantwortlich. In Saudi-Arabien hat sich die Zahl der Hinrichtungen gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht, im Iran fast verdoppelt", sagte Julia Duchrow, stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur.

Zudem zeige der Bericht, dass knapp 40 Prozent der Hinrichtungen auf Drogendelikten basierten. Duchrow: "Immer mehr Menschen werden im Zusammenhang mit Drogendelikten hingerichtet, beispielsweise in China, im Iran, Saudi-Arabien oder Singapur. Auch diese Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Besonders betroffen davon sind arme Menschen und Angehörige ethnischer Minderheiten."

Experte: Offizielle Gründe sind im Iran mit Vorsicht zu behandeln

Der Zusammenhang zwischen Drogendelikten und vollstreckten Todesurteilen ist laut dem deutsch-iranischen Politikwissenschaftler Ali Fathollah-Nejad allerdings "mit äußerster Vorsicht zu behandeln". Der Direktor des Centers for Middle East and Global Order (CMEG) erklärt, dass die angeführten Gründe für Todesurteile im Iran lediglich vorgeschoben sein können, der Justizapparat sei hochpolitisiert. Aktuell gebe es Häufungen von Exekutionen vor dem Hintergrund der revolutionären Proteste im Iran.

Vor dem Hintergrund der Zunahme im Iran müsse die internationale Gemeinschaft den politisch-diplomatischen Druck auf die iranische Regierung spürbar erhöhen und sich vehement für das Recht auf Leben einsetzen, forderte Amnesty.

Die Organisation nannte den Fall des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd, der im Iran zum Tode verurteilt wurde. Er war vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und in den Iran gebracht worden. Ein Revolutionsgericht hatte den Mann unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich gemacht. Amnesty forderte, die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock müsse sich für eine sofortige Freilassung Sharmahds einsetzen.

Hinrichtungszahlen teils geheim geblieben

In einigen Ländern wie China, Nordkorea und Vietnam, die für den häufigen Einsatz der Todesstrafe bekannt sind, seien die Hinrichtungszahlen geheim geblieben, sodass das Ausmaß der weltweit durchgeführten Hinrichtungen weitaus größer sei, so Amnesty. Auch wenn die genaue Zahl der in China hingerichteten Menschen nicht bekannt sei, bestehe kein Zweifel daran, dass das Land nach wie vor jährlich Tausende Exekutionen durchführe.

Der China-Experte Eberhard Sandschneider von der Freien Universität Berlin erklärte dem RND: "Dinge, die bei uns unter den Bereich 'normaler Kriminalität' fallen, können dort als kapitale Verbrechen mit einem Todesurteil bestraft werden". Die Menschenrechtslage in dem Land sei aus westlicher Sicht "katastrophal".

Sechs Länder schafften 2022 die Todesstrafe dem Bericht zufolge vollständig oder zum Teil ab. In Kasachstan, Papua-Neuguinea, Sierra Leone sowie in der Zentralafrikanischen Republik wurde die Todesstrafe demnach für alle Straftaten aufgegeben, in Äquatorialguinea und Sambia nur für gewöhnliche Verbrechen.

Bis Jahresende 2022 hatten nach Amnesty-Angaben insgesamt 112 Länder die Todesstrafe für alle Straftaten aus ihrem Recht getilgt, hinzu kommen weitere 9 Länder, die sie nicht mehr für gewöhnliche Verbrechen vorsehen. Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan, Kuwait, Myanmar, im Gazastreifen und in Singapur nach Unterbrechungen wieder Todesurteile vollstreckt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • rnd.de: "Warum die Zahlen über weltweite Hinrichtungen mit Vorsicht zu bewerten sind"
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