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Corona-Lage in Europa: Dieses Nachbarland kritisiert Deutschland


Corona in Europa
Diese Länder lockern Maßnahmen – eines fürchtet deutschen Leichtsinn

Von dpa, rtr, mvl

Aktualisiert am 29.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Passanten in Paris: Die Franzosen dürfen nach Schließungen wegen der Corona-Krise wieder shoppen gehen.Vergrößern des BildesPassanten in Paris: Die Franzosen dürfen nach Schließungen wegen der Corona-Krise wieder shoppen gehen. (Quelle: IP3press/imago-images-bilder)
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Vorsichtig lockern Länder wie Frankreich und Italien Corona-Maßnahmen, keines will einen Rückfall zu extremen Infektionszahlen riskieren. Ein Nachbarland übt Kritik am Kurs der Deutschen.

Nach knapp einem Monat strikter Ausgangssperren hat Frankreich seine Corona-Regeln etwas gelockert. In der ersten Phase der schrittweisen Aufhebung des Lockdowns dürfen nun auch nichtlebensnotwendige Geschäfte ihre Türen wieder öffnen. Dafür gelten allerdings strikte Auflagen. So müssen pro Kunde etwa acht Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung stehen. Auch Friseure können nun wieder Kunden empfangen.


Den Gesundheitsbehörden zufolge hat Frankreich den Höhepunkt an Neuinfektionen in der zweiten Corona-Welle bereits überstanden. Am Freitag wurden etwa 12.450 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Anfang November waren es teils deutlich mehr als 60.000 Fälle gewesen. In dem Land mit 67 Millionen Einwohnern starben seit Ausbruch der Pandemie mehr als 51.900 Infizierte.

"Geschäfte in der Nähe unterstützen"

Schon seit Wochen hatte die Wirtschaft eine Wiedereröffnung aller Geschäfte gefordert. Premierminister Jean Castex schrieb auf Twitter: "Lasst uns unsere Geschäfte in der Nähe unterstützen!"

Sport treiben und Spazieren im Freien können die Menschen in Frankreich nun ausgiebiger. Statt bisher einer Stunde pro Tag sind nunmehr drei erlaubt, der Radius erweitert sich von einem auf 20 Kilometer um den Wohnort herum. Auch außerschulische Aktivitäten dürfen draußen wieder stattfinden.

Die Entschärfung der Regeln folgt auf etwa einen Monat strikter Beschränkungen, von denen zahlreiche weiterhin gelten. Das Verlassen des Hauses ist in Frankreich auch künftig nur aus triftigem Grund erlaubt – etwa, um zur Arbeit oder einkaufen zu gehen. Dabei ist eine Bescheinigung mitzuführen. Wie Präsident Emmanuel Macron in seiner TV-Ansprache am Dienstag sagte, solle man nach wie vor von Treffen mit Freunden und Familie sowie allen nicht notwendigen Ausgängen absehen. Auch Castex mahnte, es sei zu früh, um von einem Ende des Lockdowns zu sprechen.

Italien und Irland: Beide Länder schöpfen Hoffnung

Auch in Italien hat sich die Lage etwas entspannt. Das Land meldete am gestrigen Freitag 28.352 Corona-Neuinfektionen und damit rund 700 weniger als am Vortag. Die Zahl der bestätigten Ansteckungen insgesamt stieg damit auf 1,538 Millionen, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. In den vergangenen Tagen hat sich aber der Anstieg der Krankenhauseinweisungen und der Belegung der Intensivstationen verlangsamt. Aus diesem Grund lockert Italien ab Sonntag in fünf Regionen die Vorschriften, darunter in der Lombardei.


Auch Irland, das eines der ersten europäischen Länder gewesen ist, das in der zweiten Corona-Welle wieder einen Lockdown verhängt hatte, vermeldet gute Nachrichten. Nach sechswöchigem Lockdown lockert das Land seine Schutzmaßnahmen. Ab nächster Woche dürfen alle Geschäfte, Restaurants und Fitnessstudios wieder öffnen, wie Ministerpräsident Michael Martin mitteilt. Ab dem 18. Dezember sollen auch Reisen zwischen den Grafschaften wieder erlaubt sein, um ein "anderes, aber besonderes" Weihnachten zu ermöglichen.

Spanien: Streit um das Fest der Liebe

In Spanien hingegen spitzt sich die Debatte um die Corona-Regeln für Weihnachten, Silvester und den im Land sehr wichtigen Dreikönigstag am 6. Januar zu. Nachdem einige der insgesamt 17 Regionen einheitliche Bestimmungen für das ganze Land gefordert hatten, versprach die linke Zentralregierung eine baldige Lösung. "Es wird keine 17 verschiedene Weihnachten geben", versprach Gesundheitsminister Salvador Illa am Donnerstag im Parlament in Madrid. Bei einem Treffen mit den Regionalregierungen wolle man nächste Woche ein Abkommen erzielen, erklärte Illa.

Im Rahmen des seit Ende Oktober und noch bis Mai geltenden Corona-Notstands soll – anders als im Frühjahr – jede der sogenannten Autonomen Gemeinschaften über die Maßnahmen entscheiden, die man zur Eindämmung der Pandemie ergreift. Vor den Feiertagen fordern aber einige Regionen, darunter Andalusien und Kastilien-La Mancha, man dürfe nicht wieder den Fehler machen, den man in Sommer begangen habe, als man der Wirtschaft den Vorzug vor der Bekämpfung des Virus gegeben und die Maßnahmen zu schnell gelockert habe.

Der andalusische Regionalpräsident Juanma Moreno warnte vor einer "enormen Ansteckungsgefahr zu Weihnachten". "Im Sommer wurde zu viel Party gemacht, und das ist uns teuer zu stehen gekommen", klagten derweil mehrere Regionalpolitiker unisono. Es nutze für die Gesamtlage in Spanien nicht viel, in einigen Regionen sehr streng zu sein, während andere die Regeln lockern wollten.

Belgien: Kritik an Deutschland

Belgien verzeichnet einen Rückgang der Corona-Zahlen, trotzdem lockert das Land seine Pandemieauflagen nur geringfügig. So dürfen ab 1. Dezember alle Läden unter strikten Hygienevorgaben wieder öffnen – statt wie bisher nur Lebensmittelläden und Geschäfte mit unbedingt notwendigen Waren. Dies teilte Ministerpräsident Alexander De Croo am Freitagabend mit. Die allermeisten Auflagen bleiben aber bestehen, voraussichtlich zunächst bis Mitte Januar. Auch über Weihnachten gelten strenge Kontaktbeschränkungen.

Belgien mit seinen 11,5 Millionen Einwohnern hatte zeitweise pro Kopf die höchsten Corona-Fallzahlen in Europa und verhängte deshalb Anfang November scharfe Auflagen. Inzwischen sinken Infektions-, Klinik- und Todeszahlen. Dennoch bleibe die Lage angespannt, sagte De Croo. Es gelte, die Zahlen weiter zu drücken. Die Erfolge dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden. "Eine dritte Welle würden wir nicht überstehen", sagte der Ministerpräsident.

Diese Sorge treibt auch den belgischen Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke um, der die in Deutschland geplanten Lockerungen der Corona-Regeln über Weihnachten kritisiert hat. "Wenn es etwas gibt, was das Virus mag, dann sind das Feste, vor allem mit wechselnden Teilnehmern, das müssen wir unbedingt vermeiden", sagte Vandenbroucke am Freitagabend nach einem Bericht der Agentur Belga. "Deshalb finde ich, dass unsere Nachbarländer nicht das tun, was angebracht wäre."

Ministerpräsident Alexander De Croo hatte von Reisen in rote Zonen im Ausland abgeraten und Kontrollen an den belgischen Grenzen angekündigt, ob Einreisende das vorgeschriebene Formular ausgefüllt haben. Anschließend soll stichprobenartig geprüft werden, ob die geforderte Quarantänezeit eingehalten wird. "Wir sehen, dass sich die Zahlen in unserem Land gut entwickeln", sagte De Croo. "Das Letzte, was wir wollen, ist, das Virus wieder nach Belgien zu importieren."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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