Hunderte Geschosse in einer Woche Deshalb forderten Irans Raketen dieses Mal viele Opfer in Israel

Die jüngsten iranischen Raketenangriffe fordern deutlich mehr Opfer in Israel als der Großangriff im Oktober. Doch Berichte über einen Mangel an Abwehrraketen weist die Armee zurück.
Seit einer Woche greift Israel die Atomanlagen und militärischen Einrichtungen des Iran an, das Regime in Teheran reagiert mit immer neuen Geschoss-Salven gegen Israel. Mehr als 450 Raketen und etwa 1.000 Kamikazedrohnen hat der Iran in den vergangenen sieben Tagen nach Angaben der israelischen Armee auf das Land abgefeuert. Etwa 90 Prozent der Geschosse konnte Israel abfangen, dennoch starben bei Einschlägen in Wohngebieten bislang 24 Menschen, mehr als 500 wurden verletzt – und nun drohen Israel womöglich die Abfangraketen auszugehen.
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Von dem mutmaßlichen Mangel soll vor allem das Abfangsystem "Arrow 3" betroffen sein, wie die "Washington Post" unter Berufung auf US-Beamte berichtet. Es bildet die äußerste Schicht des israelischen Abwehrschirms und ist aktuell besonders gefordert. "Arrow 3" kann einfliegende ballistische Raketen in bis zu 3.000 Kilometer Entfernung und in einer Höhe von 100 Kilometern – also knapp außerhalb der Erdatmosphäre – zerstören. Das System soll künftig auch Deutschland vor russischen Raketen schützen. Im Nahbereich schützt Israel seinen Luftraum mit den Systemen "Davids Schleuder" und "Iron Dome".
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Israel zerstört Großteil iranischer Abschussrampen
Genaue Zahlen zum israelischen Bestand an "Arrow 3"-Raketen liefert der Bericht vom Dienstag nicht, da Israel diese Informationen ohnehin geheim hält. Es heißt aber, dass Israels Reserven bei der aktuellen Feuerrate der Iraner nur noch etwa zehn bis zwölf Tage halten dürften.
"Das System kommt jetzt schon an seine Grenzen", zitiert die Zeitung eine nicht näher genannte Quelle aus der US-Regierung. Schon am Ende der Woche werde Israel nicht mehr alle einfliegenden Geschosse aus dem Iran abfangen können, heißt es. Bislang aber scheint die israelische Armee ihre Pfeile nicht ganz verschossen zu haben – und das dürfte verschiedene Gründe haben.
Vor dem Krieg schätzten Israels Geheimdienste den Bestand an iranischen Raketen, welche die fast 2.000 Kilometer Distanz nach Israel überwinden können, auf etwa 2.000 Stück. Ein Berater des israelischen Ministerpräsidenten sprach am Montag noch von insgesamt Tausenden Raketen im Arsenal der Iraner. Doch Israel greift seit Freitag auch systematisch die mobilen Abschussrampen für die Raketen im Iran an und hat nach eigenen Angaben bislang 200 Stück davon zerstört – mehr als die Hälfte, über die der Iran verfügen soll.
Darum fordern die Raketen des Iran dieses Mal so viele Opfer
So ist die Zahl der aus dem Iran Richtung Israel abgefeuerten Raketen inzwischen auch stark gesunken: In der ersten Nacht des Krieges feuerte der Iran 150 Raketen auf Israel ab, mittlerweile bestehen die Salven nur noch aus ein- bis zweistelligen Zahlen an Geschossen. Zum Vergleich: Beim bislang größten iranischen Raketenangriff auf Israel im Oktober 2024 feuerte das Regime rund 200 ballistische Raketen in einer Nacht ab. Damals halfen Briten und US-Amerikaner, die einfliegenden Geschosse abzufangen – und auch diesmal hilft die US-Armee Israel bei der Verteidigung.
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Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge weiß die US-Regierung seit Monaten von dem mutmaßlichen Mangel an "Arrow 3"-Raketen in Israel und hat zuletzt versucht, die Bestände aufzufüllen. Israel und die USA haben das System gemeinsam entwickelt, die Abfangraketen produziert die Firma Boeing. Die israelische Armee sagte der Zeitung auf Anfrage nur, man sei "auf jedes Szenario vorbereitet". Wie die "Times of Israel" berichtet, fängt die US-Armee zurzeit außerdem viele iranische Raketen von Kriegsschiffen aus ab oder mit ihren in der Region stationierten Patriot-Flugabwehrsystemen.
Trotzdem fordern die jüngsten iranischen Angriffe deutlich mehr Opfer und verursachen größere Schäden in Israel als der Angriff im Oktober, bei dem eine Person getötet und acht verletzt wurden. Das liegt nach Angaben der israelischen Armee daran, dass Iran dieses Mal in dicht besiedelte Gebiete des Landes feuert. Im Oktober zielten die meisten iranischen Raketen auf den Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Wüste Negev, wo kaum Menschen leben.
- washingtonpost.com: Israel-Iran conflict may last only as long as their missiles hold out (Bezahlangebot)
- wsj.com: Israel Is Running Low on Defensive Interceptors, Official Says
- timesofisrael.com: Israel running low on Arrow interceptors, US burning through its systems too – WSJ
- iiss.org: Israel’s attack and the limits of Iran’s missile strategy