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Korea-Gipfel: So kommentiert die internationale Presse das Treffen von Kim und Trump


Presse zum Kim-Trump-Gipfel
"Trump hat einseitig Trümpfe aus der Hand gegeben"

Von dpa, t-online, mk

Aktualisiert am 13.06.2018Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump und Kim Jong Un posieren bei ihrem Gipfel in Singapur für die Fotografen.Vergrößern des BildesDonald Trump und Kim Jong Un posieren bei ihrem Gipfel in Singapur für die Fotografen. (Quelle: ap)
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Was wird bleiben vom historischen Gipfel zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim in Singapur? Die internationale Presse hofft auf echten Frieden, aber die Zweifel überwiegen.

Die in London erscheinende "Times" schreibt über das Treffen von Trump und Kim: "Der Ball liegt jetzt bei Kim Jong Un. Eine seiner Optionen besteht darin, sich im Gegenzug zu amerikanischen Sicherheitsgarantien auf einen Prozess der Denuklearisierung einzulassen. Die Präzedenzfälle verheißen allerdings nichts Gutes.

Die letzten beiden bedeutenden Anstrengungen des Westens zur Überwindung der militärischen Konfrontation auf der Koreanischen Halbinsel – 1994 und 2005 – beruhten auf weit detaillierteren Vereinbarungen als das Dokument, das Trump und Kim nun unterzeichnet haben. Doch beide vorherigen Versuche, Nordkoreas Marsch zu nuklearer Stärke aufzuhalten, haben völlig versagt."

Die "Neue Zürcher Zeitung" sieht es so: "Das Risiko, dass in Singapur eine neue Runde der Achterbahnfahrt mit dem Kim-Regime begonnen hat, ist hoch. Geht die Sache schief, verliert vor allem Trump. Er hat fröhlich grinsend seine guten Beziehungen zu dem Machthaber eines Staates betont, der nicht nur wegen seiner aggressiven Außenpolitik, sondern auch wegen Menschenrechtsverbrechen mit harschen Sanktionen belegt ist. Er war es, der eine friedliche Zukunft auf der koreanischen Halbinsel und eine neue Ära in den nordkoreanisch-amerikanischen Beziehungen versprochen hat.


Sollte sich herausstellen, dass Nordkorea einmal mehr Wirtschaftshilfe ohne echte Gegenleistungen herausholt, könnte der Gipfel von Singapur zu einem Bumerang werden, der Trump mitten ins Gesicht flöge. Kim dagegen hätte bloß die Tradition seiner Vorväter fortgesetzt – und die USA einmal mehr erfolgreich über den Tisch gezogen."

Die Amsterdamer Zeitung "De Volkskrant" kommentiert: "Die Erklärung enthält kein Zieldatum, keinen Zeitplan und nicht einmal einen Hinweis auf einen Mechanismus zur Überwachung der Abrüstung des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals, das Präsident Trump als 'substanziell' bezeichnete. Insofern ist das Ergebnis des Gipfeltreffens magerer als Übereinkommen, die Vorgänger von Trump mit früheren Diktatoren aus der Kim-Dynastie erreichten.

Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Kim Jong Un aus Furcht vor Trumps 'Feuer und Zorn' tatsächlich beschlossen hat, einen anderen Weg einzuschlagen als sein Vater. Doch vorläufig sieht es danach aus, dass der Meister von 'The Art of the Deal' einseitig Trümpfe aus der Hand gegeben hat."

In der slowakische Tageszeitung "Pravda" heißt es: "Natürlich wird das Gipfeltreffen in Singapur in die Geschichte eingehen, weil es das erste Treffen der Führer der USA und Nordkoreas war – zweier Staaten, die sich seit fast siebzig Jahren in einem nur durch einen Waffenstillstand unterbrochenen Kriegszustand befinden. Dieses Faktum war aber schon bekannt, bevor Trump und Kim gemeinsam in die Kameras und Fotoapparate der Weltmedien lächelten.

Niemand weiß aber, was das Treffen tatsächlich bringen wird. Die Abschlusserklärung ist nämlich sehr vage formuliert, fast an der Grenze zur Unbrauchbarkeit."

In der belgischen Zeitung "De Standaard" ist zu lesen: "Die starke Symbolik des Treffens von Trump und Kim kann nur schwer geleugnet werden, aber letztendlich zählt der Inhalt der Vereinbarung zwischen Nordkorea und den USA. Die kommenden Monate oder Jahre werden zeigen müssen, ob das Abkommen auch inhaltlich Gewicht hat. Was Trump von Kim erwartet – die totale atomare Abrüstung – ist nicht wenig. Bereits drei seiner Amtsvorgänger haben versucht, Nordkorea in dieselbe Richtung zu bewegen. Jedesmal zeigte sich, dass Abkommen und Versprechen gebrochen wurden.

Aber sollte dies nun der Startschuss für erfolgreiche Verhandlungen gewesen sein, dann muss Trump seine Diplomatiemaschine auf vollen Touren arbeiten lassen. Auch sollte Amerika Entschlossenheit und Standhaftigkeit in den Kontakten zu Nordkorea an den Tag legen und asiatische Partner wie Südkorea, China und Japan miteinbeziehen und somit Pjöngjang in die richtige Richtung zu drängen."

Die im Gipfelort Singapur erscheinende "Straits Times" schreibt: "Ähnlich wie der Deal mit dem Iran, den Trump ablehnt, wird auch dieser Deal noch in schweres Wetter geraten. In Südkorea, in Japan, in China und in Russland – überall gibt es viele Leute, die den Entwicklungen mit mehr als einem Hauch von Nervosität zuschauen.

Aber es ist der Verdienst dieser beiden oft als Solokünstler beschriebenen Männer, dass sie Staatsmänner genug waren, um zu versuchen, eine irritierende Beziehung zu beenden und Frieden in eine Ecke Asiens zu bringen, die manches vom wildesten und grausamsten Benehmen gesehen hat, zu dem Menschen untereinander instande sind."

t-online.de-Chefredakteur Florian Harms kommentiert den Gipfel so: "Der Trump-Kim-Gipfel hat schon jetzt gute Chancen, im Dezember in den Jahresrückblicken zum wichtigsten politischen Ereignis 2018 gekürt zu werden. Wenn nicht… ja, wenn nicht alles doch noch anders kommt. Die sorgsam inszenierten Bilder sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir gestern vor allem eines gehört haben: Absichtserklärungen. Ob ihnen wirklich Taten folgen oder ob sie bloß Lippenbekenntnisse bleiben, wissen wir noch nicht.

Was wir nicht aus den Augen verlieren sollten: Kims Regime ist immer noch eine brutale Diktatur, hat 200.000 Menschen in Arbeitslagern eingesperrt, lässt ungezählte Menschen misshandeln und ermorden. Dieser Teil der Wahrheit kam bei all dem Rummel gestern etwas zu kurz."

Die "Süddeutsche Zeitung" aus München meint: "Überall auf der Welt wächst die Zahl der Menschen, die Trumps Methode für hohe Politik und für erfolgreich halten. Hier liegt der eigentliche Schaden, den so ein ,Gipfel' anrichtet. So wie Trump über die Handelsverhältnisse mit seinen europäischen Verbündeten die Unwahrheit sagt, so sagt er auch nach dem Treffen mit Kim die Unwahrheit.

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Spektakuläre Bilder und die stupide wiederholte Formel vom ,großartigen Erfolg' bilden das Szenengerüst für das Illusionstheater. Aber Vorsicht: Die Vorspiegelung von Politik ersetzt nicht die eigentliche Tat, die so unendlich viel mühsamer ist. China, Südkorea und so viele andere werden die Show von Singapur mit Horror verfolgt haben. Die USA sind nach dem G-7-Desaster vollends zur unberechenbaren Nation verkommen."

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt: "Es war den Versuch wert, wieder einen diplomatischen Prozess in Gang zu setzen. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Zusammenkunft tatsächlich einen Anstoß für weiterführende Diplomatie gegeben hat. Bislang lässt sich noch nicht erkennen, dass Kim Jong Un wirklich bereit sein könnte, sein Atomprogramm vollständig aufzugeben. Das üppige Selbstlob des amerikanischen Präsidenten ist deshalb unangebracht. Mehr noch: Es richtet Schaden an. Denn es verleitet Kim Jong-un zu der Annahme, er könne seine Atomwaffen am Ende womöglich behalten."

Verwendete Quellen
  • dpa
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