Ukraine fordert Kriegsschiffe und Luftabwehr aus Deutschland

Trotz klarem Nein der Bundesregierung lΓ€sst die Ukraine nicht locker. Das Land fordert nun sogar konkrete Waffensysteme zur Verteidigung gegen Russland. Und: Die USA warnen vor russischen Atomwaffen in Belarus.
Die Ukraine lΓ€sst auch nach dem klaren Nein der Bundesregierung zu Waffenlieferungen nicht locker. Der ukrainische Botschafter in Berlin nennt jetzt sogar konkrete Waffensysteme, die sich sein Land von Deutschland zur Verteidigung gegen einen mΓΆglichen russischen Γberfall erhofft.
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"Es geht in erster Linie um deutsche Kriegsschiffe, die zu den besten der Welt gehΓΆren, die wir fΓΌr die robuste Verteidigung der langen KΓΌste im Schwarzen und Asowschen Meer dringend brauchen", sagte Botschafter Andrij Melnyk der Nachrichtenagentur dpa. "Denselben riesigen Bedarf gibt es auch fΓΌr modernste Luftabwehrsysteme, die gerade deutsche RΓΌstungskonzerne herstellen."
Wegen eines massiven russischen Truppenaufmarschs an der Grenze zur Ukraine befΓΌrchtet der Westen, dass Russland einen Einmarsch in das Nachbarland vorbereitet. Die Regierung in Moskau bestreitet das.
Deutschland gibt seit Jahren Absage an Ukraine
Die Ukraine fordert seit Jahren Waffen von Deutschland, um sich gegen einen mΓΆglichen russischen Angriff verteidigen zu kΓΆnnen β bisher ohne Erfolg. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erteilte Kiew am Dienstag eine eindeutige Absage. "Die deutsche Bundesregierung verfolgt seit vielen Jahren eine gleichgerichtete Strategie in dieser Frage. Und dazu gehΓΆrt auch, dass wir keine letalen Waffen exportieren", sagte Scholz. "Daran hat sich nichts geΓ€ndert mit dem Regierungswechsel, der im Dezember letzten Jahres stattgefunden hat."
Auch AuΓenministerin Annalena Baerbock (GrΓΌne) wies die Forderung am Montag bei ihrem Besuch in Kiew zurΓΌck. Die Haltung zu Waffenlieferungen und fΓΌr eine restriktive RΓΌstungsexportpolitik sei auch in der deutschen Geschichte begrΓΌndet.
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Melnyk zeigte sich irritiert von dieser BegrΓΌndung. "Dass man dabei in Berlin auch die Frage der historischen Verantwortung als Argument fΓΌr die Ablehnung militΓ€rischer Hilfe benutzt, ist erstaunlich", sagte er. "Diese Verantwortung sollte gerade dem ukrainischen Volk gelten, das mindestens acht Millionen Menschenleben wΓ€hrend der deutschen Nazi-Okkupation der Ukraine verloren hat." Es sei schade, "dass die deutsche Gesellschaft in dieser Frage immer noch kein FingerspitzengefΓΌhl hat".
USA warnen vor mΓΆglichen russischen Atomwaffen in Belarus
Unterdessen haben die USA vor einer mΓΆglichen kΓΌnftigen Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus gewarnt. Eine Vertreterin des US-AuΓenministeriums sagte am Dienstag, eine von Machthaber Alexander Lukaschenko vorangetriebene VerfassungsΓ€nderung kΓΆnne darauf hindeuten, dass das Land eine Stationierung sowohl konventioneller als auch atomarer Waffen Russlands auf seinem Territorium erlauben kΓΆnnte. Dies wΓ€re eine "Herausforderung fΓΌr die europΓ€ische Sicherheit, die nach einer Antwort verlangen kΓΆnnte".
Die Ministeriumsvertreterin zeigte sich auΓerdem besorgt ΓΌber die Ankunft russischer Truppen in Belarus. "Der Zeitpunkt ist bemerkenswert und weckt natΓΌrlich BefΓΌrchtungen, dass Russland vorhaben kΓΆnnte, Soldaten unter dem Deckmantel gemeinsamer MilitΓ€rΓΌbungen in Belarus zu stationieren, um potenziell die Ukraine anzugreifen." Die Zahl der russischen Soldaten liege ΓΌber der Zahl, die bei einer "normalen MilitΓ€rΓΌbung" zu erwarten wΓ€re.
Lukaschenko stΓΌtze sich mehr und mehr auf Russland, sagte die US-Ministeriumsvertreterin weiter. "Und wir wissen, dass er diese UnterstΓΌtzung nicht kostenlos bekommt."
- Nachrichtenagenturen afp und dpa