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TV-Debatte der Republikaner: Vivek Ramaswamy – Trump-Kopie hat eine Strategie


Erste Republikaner-Debatte
Und dann gab es überraschenden Applaus

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns

Aktualisiert am 24.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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"Ich bin ein amerikanischer Patriot": Vivek Ramaswamy zog bei der Debatte alle Aufmerksamkeit auf sich.Vergrößern des Bildes
"Ich bin ein amerikanischer Patriot": Vivek Ramaswamy zog bei der Debatte alle Aufmerksamkeit auf sich. (Quelle: IMAGO/Mike De Sisti)

Die erste Republikaner-Debatte geriet zu einem Abwehrkampf gegen einen neuen Außenseiter. Das ist gut für ihn und Trump, aber schlecht für Trumps gefährlichsten Verfolger.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Dieser Auftritt dürfte Donald Trump gefallen haben. Da standen Mittwochnacht in Milwaukee sieben Kandidaten und eine Kandidatin der republikanischen Partei, die ihm seine Wiederwahl als Präsident vermiesen wollen – und arbeiteten sich an ihm und an den Folgen seiner Präsidentschaft ab. Und dann verhalfen sie auch noch ausgerechnet einem Mann zur Aufmerksamkeit, der wie eine jüngere Kopie von Donald Trump wirkt: dem 38-jährigen Vivek Ramaswamy.

Damit schien Trumps Strategie zumindest vorerst aufgegangen zu sein, bewusst nicht an dieser ersten Republikaner-Debatte in Milwaukee teilzunehmen. Stattdessen hatte er dem ehemaligen "Fox News"-Kommentator Tucker Carlson schon Stunden zuvor ein Interview gegeben, das gezielt parallel dazu auf dessen Twitter-Profil ausgestrahlt wurde.

Das sollte seine Botschaft sein: Warum gebt ihr nicht alle auf? Tatsächlich führt er zum jetzigen Zeitpunkt in allen seriösen Umfragen mit großem Abstand vor all diesen innerparteilichen Gegnern.

Fast alle gegen Donald Trump

Dabei sah es in Milwaukee vergangene Nacht zunächst so aus, als würde eine Dynamik gegen Donald Trump entstehen. Denn erstaunlich viel Applaus aus dem Publikum bekam ausgerechnet sein inzwischen verhasster ehemaliger Vizepräsident Mike Pence. Und auch die übrigen Kandidaten stellten sich mit wenigen Ausnahmen an dessen Seite.

Der Tenor: Was Mike Pence am 6. Januar 2021 getan hat, als ein Mob von gewalttätigen Trumpisten das US-Kapitol stürmte, war richtig. Er zog den formalen Wahlvorgang zur Wahl Joe Bidens durch und stellte die amerikanische Verfassung über die Pläne Donald Trumps, das Wahlergebnis zu ignorieren.

Selbst Tim Scott, schwarzer Senator aus South Carolina, der sich bislang mit Kritik an Donald Trump fast vollständig zurückgehalten hatte, sagte: "Was Mike Pence getan hat, war richtig." Nach zahlreichen Windungen, um den Nachfragen zu entgehen, pflichtete auch Trumps gefährlichster Verfolger Ron DeSantis, Floridas Gouverneur, bei: "Mike hat an diesem Tag seine Pflicht erfüllt, und ich habe kein Problem damit." Für solche Äußerungen belohnte das Publikum die Kandidaten sogar mit Jubel und Applaus.

Ein jüngerer, ein zweiter Trump

Dann aber kam Vivek Ramaswamy. Er stellte sich als einziger Kandidat nicht an Pence Seite. Der junge Milliardär ist der neue Shootingstar in den Umfragen der Republikaner. Und mehr als diesen Verbündeten braucht Trump vielleicht auch gar nicht, um zu wissen, dass seine eigene populistische Strategie nach wie vor aufgehen kann.

Vivek Ramaswamy befindet sich in den Umfragen inzwischen stabil auf Platz drei. Der rhetorisch gewandte Geschäftsmann mit indischstämmigen Eltern pflegte seinen Ruf als Trump 2.0 über die ganze Debatte hinweg. Die Kurzversion: Ukraine-Hilfen? Streichen! Trump? Begnadigen! Klimawandel? Existiert nicht!

Tatsächlich entwickelte sich dieser erste wichtige Schlagabtausch der Republikaner zu einer konzertierten Attacke gegen Vivek Ramaswamy. Die Speerspitze war dann auch ausgerechnet Trumps Ex-Vize Mike Pence, der sichtlich genervt wirkte und so, als würde er einen zweiten Trump nicht noch einmal an der Spitze des Landes ertragen.

"Wir brauchen hier keinen Anfänger" und "Wir suchen nicht nach einem neuen Amerika", schleuderte er Ramaswamy entgegen, der seit Monaten damit wirbt, "eine amerikanische Revolution" anzustreben, weil das Land seinen Patriotismus verloren habe.

Auch mit der einzigen Frau in der Runde geriet Vivek Ramaswamy aneinander. Nikki Haley, Trumps ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, griff den politischen Newcomer dort an, wo er glaubt, eine Stärke zu besitzen: Er war nie Politiker. "Man sieht, dass Sie keinerlei außenpolitische Erfahrung haben. Man sieht es einfach", rief Haley empört. Ramaswamy hatte zuvor dargelegt, wie er den Ukraine-Krieg beenden würde.

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Der Unternehmer will das Land zu Gebietsabtretungen zwingen und eine Nato-Mitgliedschaft ausschließen. Seine Idee: Putin würde dann schon aufhören, sich an China anzunähern. Weil Ramaswamy aber nicht nur die Ukraine-Hilfen einstellen, sondern auch Israel weniger Geld zur Verfügung stellen will, holte Nikki Haley noch einmal aus: "Nicht Israel braucht die Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten brauchen Israel!" Das Publikum jubelte. Den persönlichsten Angriff gegen Ramaswamy startete Trumps größter Kritiker Chris Christie. Er nannte ihn einen "Typen, der spricht wie ChatGPT".

Aufmerksamkeit ist alles, was zählt

Diese Alle-gegen-Ramaswamy-Dynamik mag auf den ersten Blick wie ein Nachteil für den Newcomer wirken. Tatsächlich sicherte sie ihm aber einen entscheidenden und unbezahlbaren Vorteil: Aufmerksamkeit. Der Fokus der Debatte drehte sich damit immer wieder um ihn. Ramaswamys Bekanntheit dürfte nach dieser Nacht erheblich steigen. Videoausschnitte der Auseinandersetzungen mit ihm kursierten jedenfalls sofort in den sozialen Netzwerken.

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Ramaswamys klare Rhetorik half ihm außerdem, seine Botschaften bei Publikum und potenziellen konservativen Wählern zu platzieren. Mit Sätzen, wie "Die Kernfamilie ist die beste Regierungsform" brachte er seine Agenda auf den Punkt: "Kein Staat. Keine Einmischung. Keine alternativen Lebensweisen." Als er nach der Debatte bei "Fox News" gefragt wurde, ob er von den vielen Angriffen überrascht worden sei, sagte Ramaswamy: "Ich nehme das als ehrenvolle Auszeichnung."

Donald Trump bleibt an der Spitze

Ein Verlierer dieser Ramaswamy Dynamik könnte ausgerechnet Trumps immerhin gefährlichster Verfolger Ron DeSantis sein. Dessen Statements wirkten immer wieder steif, auswendig gelernt und nicht gefragt. Floridas erfolgreicher Gouverneur erschien damit fast wie ein nicht ernstzunehmender Newcomer – und nicht Vivek Ramaswamy. Das wiederum könnte Donald Trump helfen, den inzwischen ohnehin großen Abstand zu Ron DeSantis in den Umfragen noch weiter zu vergrößern.

Aber eine wichtige Regel gilt für diese amerikanische Fernsehdebatte: Wen auch immer die Medien anschließend für den Gewinner halten, muss nicht zwingend derjenige sein, der von der Parteibasis später auch gewählt wird.

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Der Elefant mit Namen Donald Trump saß nicht im Raum von Milwaukee. Er saß in seinem Golfclub in Bedminister. Dort hatte Tucker Carlson ihm in dem aufgezeichneten Interview eine explosive Frage gestellt: "Glauben Sie, dass wir uns auf einen Bürgerkrieg zubewegen?", fragte Carlson.

Trumps Antwort offenbarte, was von ihm und seiner Politik womöglich noch zu erwarten ist: "Wissen Sie, der 6. Januar war ein sehr interessanter Tag, weil sie nicht richtig darüber berichtet haben … Die Leute in dieser Menge sagten, es sei der schönste Tag, den sie je erlebt hätten."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • "Fox News"-Übertragung der Republikaner-Debatte in Milwaukee (Englisch)
  • Aufzeichnung des Interviews von Tucker Carlson mit Donald Trump (Englisch)
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