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Donald Trump will Syrien bestrafen – hat aber begrenzte Optionen


Mutmaßliche Giftgasattacke in Syrien
Trump will Vergeltung – diese Optionen haben die USA

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 10.04.2018Lesedauer: 3 Min.
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Donald Trump spricht während eines Treffens mit seinen Amtskollegen der baltischen Staaten: Der US-Präsident hat nach der mutmaßlichen Giftgasattacke in Syrien eine schnelle Reaktion der USA angekündigt.Vergrößern des Bildes
Donald Trump spricht während eines Treffens mit seinen Amtskollegen der baltischen Staaten: Der US-Präsident hat nach der mutmaßlichen Giftgasattacke in Syrien eine schnelle Reaktion der USA angekündigt. (Quelle: dpa)

Donald Trump gibt sich entschlossen: Er will Syriens Regime für die mutmaßliche Giftgas-Attacke hart bestrafen. Seine Optionen sind allerdings begrenzt.

An Donald Trumps Entschlossenheit gibt es keine Zweifel – zumindest wenn man dem glaubt, was er sagt.

Der Präsident hat klargemacht, dass er mit einer Strafaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff im syrischen Duma reagieren will. Er nannte Syriens Diktator Baschar al-Assad, dessen Truppen der Angriff mit rund 40 Toten zugeschrieben wird, ein "Tier". Zu Chemiewaffeneinsätzen sagte er, es gehe um nichts weniger als die Menschheit. Die Verantwortlichen würden einen "hohen Preis" bezahlen.

Im UN-Sicherheitsrat legte die US-Botschafterin Nikki Haley später nach: Die Vereinigten Staaten wollten sehen, "wie das Monster, das die Chemiewaffen auf das syrische Volk abgeworfen hat, zur Rechenschaft gezogen wird", sagte sie bei einer Dringlichkeitssitzung zu dem mutmaßlichen Angriff. Der Weltsicherheitsrat müsse entweder seine Pflicht erfüllen oder werde komplett versagen, das syrische Volk zu schützen. "In jedem Fall werden die Vereinigten Staaten reagieren", so Haley.

Trumps rhetorische Entschlossenheit verdeckt allerdings, dass seine militärischen Optionen begrenzt sind. Alle möglichen Varianten, die ihm seine Generäle am Montagabend (Ortszeit) vorstellen sollen, haben ihre Risiken. Und das Ziel, Assad wirklich abzuschrecken, ist kaum zu erreichen – denn dieser hat mächtige Partner an seiner Seite.

Was kann der US-Präsident also tun?

Ganz ähnlich wie jetzt hatte er sich bereits vor einem Jahr geäußert. Damals ordnete er für viele überraschend einen Vergeltungsschlag für den Giftgasangriff von Chan Scheichun an: Trump ließ die Militärbasis Schariat angreifen. Von jenem Flugfeld aus waren nach Informationen der Amerikaner jene syrischen Flieger gestartet, die den Kampfstoff Sarin abwarfen.

Reicht ein einmaliger Vergeltungsschlag?

Die USA feuerten von Kriegsschiffen im Mittelmeer 59 Tomahawk-Raketen ab und trafen unter anderem syrische Kampfflieger, Radaranlagen, Munitionslager. Es war ein einmaliger Vergeltungsschlag. Nur wenige Stunden nach der Attacke konnte die syrische Armee auf dem Flugfeld schon wieder Maschinen starten.

Solch ein Vorgehen wäre auch dieses Mal möglich. Zwei US-Zerstörer befinden sich im Mittelmeer und könnten binnen weniger Stunden Schlagdistanz erreichen. Ein mögliches Ziel wäre die Militärbasis Dumayr, von der aus syrische Mi8-Helikopter Angriffe auf das Rebellengebiet um Duma fliegen.

Doch kann man damit Assad wirklich abschrecken? Der Vergeltungsschlag vom April 2017 scheint das nicht erreicht zu haben. Der Angriff auf Duma erfolgte ausgerechnet zum Jahrestag der amerikanischen Strafaktion.

Zwei Telefonate mit Macron

Trump könnte deshalb eine größer angelegte Aktion ins Auge fassen. Er hätte dafür mindestens einen Verbündeten: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Einsatz von Giftgas in Syrien als rote Linie. Am Sonntagabend und dann noch einmal am Montagabend telefonierte er mit Trump, um das Vorgehen abzustimmen. Gut möglich, dass sich ebenfalls Großbritannien beteiligt.

Doch auch Assad hat Verbündete und das macht jede größere Aktion heikel. Russland und Teheran stehen treu an der Seite des Regimes in Damaskus – sie bestimmen, was im Land geschieht. Russland kontrolliert den Luftraum, der Iran hat zahlreiche Truppen im Land. Und die Türkei geht immer offensiver gegen kurdische Einheiten vor, die mit den USA zusammen gegen IS-Milizen kämpfen.

Russlands Lufthoheit, Irans Truppen

Insbesondere Russlands Rolle ist heikel: Putins Truppen sind mit Luftabwehreinrichtungen auf zahlreichen syrischen Basen präsent. Beim Luftschlag 2017 gaben die Amerikaner den Russen 90 Minuten Vorwarnung. Russland wiederum dürften die Syrer gewarnt haben – wohl auch deshalb blieb der Schaden überschaubar.

Doch einen Angriff ohne Vorwarnung an die Russen scheuen die Militärs. Wer will schon russische Opfer und damit eine Eskalation riskieren? Je größer ein möglicher Angriff, desto größer die Gefahr einer Konfrontation mit Moskau oder Teheran.

Hinzu kommt, dass Trump selbst einen größeren Einsatz scheut. Syrien hat für den Präsidenten keine vorrangige Bedeutung.In den letzten Monaten hat seine Regierung bei mehreren Einsätzen von Chlorgas gegen die syrische Zivilbevölkerung nicht laut aufgeschrien.

Die jetzige Krise kommt ausgerechnet zum Zeitpunkt eines großen Umbaus von Trumps Sicherheitsteam. Am Montag trat John Bolton sein Amt als Sicherheitsberater an. Einen Außenminister hat Trump so lange nicht, bis der Senat den aktuellen CIA-Chef Mike Pompeo für den Posten ernennt.

Trump will raus aus Syrien

2.000 US-Soldaten sind im Osten des Landes im Einsatz, um gegen Milizen des IS vorzugehen. Eigentlich will Trump die Armee so schnell wie möglich aus dem Land abziehen. Ende März sagte er, andere sollten "sich um Syrien kümmern".

Ob diese Äußerungen Assad womöglich sogar ermutigt haben, einen Angriff mit Giftgas zu befehlen? Der republikanische Senator John McCain sieht es zumindest so: "Das Versprechen, sich aus Syrien zurückzuziehen, hat Assad ermutigt, in Duma Kriegsverbrechen zu begehen", schreibt McCain.

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Trumps Sprecherin wies die Vorwürfe am Montagnachmittag zurück. "Komplett lächerlich" seien solche Behauptungen. Die USA könnten sehr wohl Truppen abziehen und gleichzeitig Assad zur Verantwortung ziehen. Doch wie das geschehen kann, dazu konnte sie noch nichts sagen.

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