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Gerhard Schröder: Bot-Netzwerk aus Russland feiert den Altkanzler


"Doppelgänger"-Kampagne
Wie Putin Gerhard Schröder im Netz abfeiern lässt


Aktualisiert am 04.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Glückwunsch zur Wiederwahl: Gerhard Schröder gratuliert 2018 Wladimir Putin, den er als seinen Freund bezeichnet.Vergrößern des Bildes
Glückwunsch zur Wiederwahl: Gerhard Schröder gratuliert 2018 Wladimir Putin, den er als seinen Freund bezeichnet. (Quelle: Alexei Druzhinin//Russian Presidential Press Office/imago-images-bilder)

Kurz vor seinem 80. Geburtstag erfährt Altkanzler Gerhard Schröder aus Russland massenhaften Zuspruch: Tausende Social-Media-Accounts posten automatisiert Lob auf ihn.

Das russische "Doppelgänger"-Netzwerk hat in Tausenden Tweets den Altkanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder gewürdigt. Seit dem Frühjahr 2022 werden im Rahmen einer riesigen Kampagne mit Fake Accounts in sozialen Netzwerken antiwestliche und prorussische Botschaften verbreitet, um im Westen Stimmung zu machen. Oft geht es um den Ukraine-Krieg – so auch bei den Schröder-Nachrichten.

Der frühere SPD-Politiker wird in ähnlich lautenden Nachrichten auf der Plattform X als leuchtendes Vorbild und wichtige Stimme präsentiert. Jede der Botschaften ist mehr als tausendfach in Kommentaren an Nutzer geschickt worden. So heißt es dort etwa: "Schroeders Freundschaft mit Putin könnte ein entscheidender Faktor für die Lösung des Konflikts sein." Oder auch: "Schroeders Engagement für den Frieden ist bewundernswert." Der Name wird dort jeweils mit "oe" geschrieben. Behauptet wird auch: "Es ist erfrischend zu sehen, dass ein ehemaliger Kanzler noch immer eine aktive Rolle in der Weltpolitik spielt." Schröder ist mit seiner Nähe zum russischen Präsidenten weitgehend isoliert.

Video | Enttarnt: Diese Russen arbeiten für eine Kampagne gegen den Westen
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Quelle: t-online

Die Tweets verlinken zu einem Text auf einer Seite unter dem Titel "Kaputte Ampel". Überschrift dort ist: "Es gibt eine Chance für Frieden in der Ukraine". Äußerungen der russischen Führungen zeigen regelmäßig, dass der Kreml sich Verhandlungen nur unter der Bedingungen vorstellt, dass alle von Russland eroberten und besetzten Gebiete in der Ukraine an Russland fallen. Der Text schließt damit, dass "Vermittler den Weltfrieden in ihre eigenen Hände nehmen" und die Lieferung von Waffen und Munition eingestellt werden sollten.

Nach Analysen der Gruppe @Antibot4Navalny, die die Aktivitäten russischer Bot-Netzwerke intensiv beobachtet, gab es mindestens acht verschiedene Tweets, die jeweils mindestens 1.300 Mal von anderen Accounts weiterverbreitet wurden.*

Tweets und der dabei verlinkte Beitrag kamen heraus, kurz nachdem Schröder in einem dpa-Interview erklärt hatte, er habe über lange Jahre vernünftig mit Putin zusammengearbeitet. Schröder sagte dort: "Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht." Kremlsprecher Dmitri Peskow kommentierte das anschließend: Gute, konstruktive Beziehungen auf persönlicher Ebene wie zwischen Putin und Schröder könnten bei der Lösung von Problemen helfen.

"Kaputte Ampel" ist eine der mehr als 300 Internetseiten aus dem Netzwerk, die seit Russlands Überfall auf die Ukraine angelegt wurden. Den eigentlichen Namen "Doppelgänger", unter dem die Kampagne auch international bekannt ist, bekam das Netzwerk, weil auch die Auftritte bekannter westlicher Medien täuschend echt kopiert und mit Propaganda-Texten verbreitet werden. Die Adressen dieser Seiten ähneln sehr denen der Originalmedien. t-online identifizierte in der vergangenen Woche Journalisten in Moskau, die für das Netzwerk zum Teil mit falschen Angaben Interviews mit Journalisten, Wissenschaftlern und Politikern auch in Deutschland führen. Spuren führen in einen Medienkonzern, der von Putins Umfeld kontrolliert wird.

Der Name "Kaputte Ampel" zeigt bereits beispielhaft, dass es in den Beiträgen nicht nur direkt um den Ukraine-Konflikt geht, sondern auch versucht wird, in westlichen Ländern Konflikte zu schüren und Stimmung gegen die jeweiligen Regierungen zu machen. In Beiträgen des Netzwerks werden regelmäßig die Wagenknecht-Partei und die AfD dafür gelobt, sie würden Politik für das deutsche Volk machen wollen. Auf einer anderen Seite aus dem Netzwerk, auf "Wanderfalke", war im Mai 2023 größer berichtet worden, dass das Parteiausschlussverfahren der SPD gegen Schröder gescheitert ist.

Nach der verlorenen Bundestagswahl 2005 und seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt war Schröder viele Jahre für russische Energiekonzerne tätig. Von Putin sagte Schröder sich auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht los, nannte allerdings den Überfall zumindest eine "fatale Fehlentscheidung". Im März 2022 reiste er ohne Rücksprache mit der deutschen Regierung nach Moskau, um nach seiner Darstellung zu vermitteln. Den 60. und 70. Geburtstag hatte Schröder mit Putin gefeiert, zu seinem 80. Geburtstag gibt es offenbar keine entsprechenden Pläne.

*Der Text wurde mit den Zahlen von @Antibot4navalny aktualisiert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • kaputteampel.com: Es gibt eine Chance für Frieden in der Ukraine (archiviert)
  • wanderfalke.net: Schröder darf bleiben (archiviert)
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